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Söhne der Rosen - Das geheimnisvolle Tattoo (Gay Phantasy) (German Edition)

Söhne der Rosen - Das geheimnisvolle Tattoo (Gay Phantasy) (German Edition)

Titel: Söhne der Rosen - Das geheimnisvolle Tattoo (Gay Phantasy) (German Edition)
Autoren: Thorsten Bonsch
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Ausgeräumt. Mein Zimmer: Eine sterile Höhle ohne ein einziges Möbelstück.
    So schnell ich konnte, rannte ich in den Vorgarten und sah das Schild For Sale , wie eine letzte, stumme Bestätigung meiner schlimmsten Befürchtungen. Meine Mum war fort. Weggezogen, nachdem sie ihren Mann und ihren Sohn verloren hatte. Ich ließ mich auf den Rasen fallen, weinte und verfluchte meinen Vater.  
     
    Alain sprach mich am folgenden Morgen darauf an. Er wusste, was geschehen war und ich machte mir keine Gedanken darüber, woher. Schließlich war selbst ich in der Lage, einen Teil seiner Gedanken zu kennen. Die perfekte Symbiose.
    Wir sprachen über das Verschwinden meiner Mum, und mit der Zeit beruhigte er mich. Er erklärte mir nochmals, dass die kommenden Jahre meiner Abwesenheit für sie ausgelöscht würden, sobald es an mir wäre, die Villa zu verlassen. Aus meiner Sicht lebte sie nun allein, so lange ich hier war, aber im Gegensatz zu mir würde ihr Wissen um diese Zeit ausgelöscht, wenn eines von meinen drei Ichs 1997 zu ihr zurückkehrte. Es war alles sehr kompliziert, aber Alain hielt mich tröstend im Arm und brachte mich mit einigen eingestreuten Bemerkungen sogar wieder zum lachen. Bei Gott, ich liebte ihn so sehr und tue es heute noch.
     
    Wir renovierten im Laufe jenes wundersamen Sommers jedes Zimmer, jeden Flur, den Dachboden und Keller bis hin zum Garten und natürlich die große Halle im dritten Stock. Bei der Gelegenheit fragte ich Alain nach dem Deckenmosaik, dessen Steine jetzt wieder in angemessenen Farben strahlten. Keine der vielen tausend Fugen wies auch nur die geringste poröse Stelle auf. Mittlerweile konnte ich mir selbst einen Reim auf einige der Bilder machen, aber alles war mir noch nicht klar.  
    „Es stellt die Entstehung der Villa dar“, erklärte mir Alain, während wir nackt und verschwitzt nebeneinander auf dem kahlen Holzboden lagen und das Meisterwerk an der Decke betrachteten. „Jedenfalls nach der Legende. Im vierzehnten Jahrhundert entschlossen sich zwei junge Matrosen, sesshaft zu werden und suchten sich an Land einen Job.“
    „Moment, da kann aber etwas nicht stimmen. Zu der Zeit war Amerika noch gar nicht entdeckt, also kann es nicht um diese Villa gehen.“
    „Wer sagt denn, dass sie schon immer hier gestanden hat? Gebaut wurde sie in England, soviel ich weiß.“
    Ich hatte davon gehört, dass reiche Landsleute antike Schlösser in Europa kauften, sie dann Stein für Stein abtransportieren ließen, um sie hier wieder aufzubauen, war mir aber nie sicher, ob das nicht einfach nur urbane Legenden waren. So oder so hatte ich das Gefühl, das diese Villa – falls die Legende stimmte – auf andere Weise über den Ozean gelangt war.
    „Die Küste im ersten Motiv muss irgendwo in der Nähe von Corringham in Essex liegen“, fuhr Alain fort. „Die beiden Jungs, Nuño und Romain, hatten auf See soviel durchgemacht, dass es zwischen ihnen zu mehr reichte als zu bloßer Kameradschaft. Ihre gegenseitige Liebe ließ sich in den engen Begrenzungen eines Schiffsrumpfs nicht sicher genug verbergen. Ich glaube, deshalb blieben sie an Land.
    Sie verdienten ihren Lebensunterhalt beim Bau der Villa für die Familie Spreyton, ein reiches Adelsgeschlecht, das noch während jener Generation ausstarb, abgesehen von der jüngsten Tochter, Rosalyn, die du auf den Abbildungen sehen kannst. Es schien, als hätte sie ihre Adoption vor der Katastrophe, die über die Familie Spreyton und über zahlreiche andere hereinbrach, irgendwie bewahrt. Ganze elf Monate dauerte es, bis das Anwesen fertig war. Das soll um 1347 gewesen sein.“
    „Welche Katastrophe?“
    „Die Pest“, antwortete Alain rutschte auf dem Rücken liegend zu mir und kuschelte sich, noch immer zur Decke blickend, an mich, als ob die bloße Erwähnung der Seuche eine Gefahr darstellen würde.
    „Um 1350 hat sie in ganz Europa gewütet und die Bevölkerung angeblich auf ein Zehntel reduziert. Rosalyn blieb verschont, genau wie Nuño und Romain, die nach der Fertigstellung als Bedienstete bei der Familie blieben. Sie waren es auch, die Rosalyn während der schlimmen Zeit beistanden, bis es 1352 Romain zurück zur See zog. Nuño blieb an Land, um Rosalyn zu schützen und zu dienen, wie er es versprochen hatte. Den Jungs brach das Herz, aber Romain musste dem Ruf des Meeres folgen. Dafür versicherte er, zurückzukehren.
    Die Jahre vergingen, Rosalyn und Nuño lebten bald allein in der Villa, aber er weigerte sich, zu altern, bis
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