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Söhne der Rosen - Das geheimnisvolle Tattoo (Gay Phantasy) (German Edition)

Söhne der Rosen - Das geheimnisvolle Tattoo (Gay Phantasy) (German Edition)

Titel: Söhne der Rosen - Das geheimnisvolle Tattoo (Gay Phantasy) (German Edition)
Autoren: Thorsten Bonsch
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mich schon immer wahnsinnig gemacht – bis zu seinen klaren, grünen Augen, die sich selbst auf diese Entfernung stark von seiner, für diese Gegend unnatürlich hellen, fast milchigen Haut abhoben und wie zwei Jadesteine in der Nachmittagssonne glänzten. Heute glaube ich, dass es das vorsichtige Lächeln war, das seine Mundwinkel umspielte, weshalb ich nicht Reißaus genommen hatte.
    Je näher er kam, desto jünger schien er zu werden, bis er letztendlich vor mir stand und ich überzeugt war, dass wir in etwa gleichaltrig seien mussten. Er lächelte mich an. Ein Lächeln, das nicht nur von seinem Mund ausging, sondern sein ganzes Gesicht betraf. Ein Lächeln, mit dem man die Mauern von Jericho zum Einsturz hätte bringen können.  
    „Es ... es tut mir leid, ich wollte hier nicht einfach eindringen. Ich habe dieses Loch in der Hecke entdeckt und die Villa –“
    „Alain.“
    „Was?“
    „Alain Blanchard. Das ist mein Name.“  
    „Oh, äh, ich heiße Grifter. Ich meine, Julian, Julian Grifter. Freunde nennen mich Grif.“
    Unnötig zu erwähnen, dass ich ein wenig verwirrt war. In meinem Inneren tobte ein regelrechtes Gefühlschaos: Schuld, aber auch Faszination, Neugier und der heiße, prickelnde Taumel der Erotik. Er strahlte eine regelrechte Aura der Makellosigkeit und Perfektion aus, und der Duft von Rosen hatte sich zunehmend verstärkt.
    „Julian. Das ist ein schöner Name. Julianus. Aus dem Geschlecht der Julier.“
    „Hm?“
    „Das ist die lateinische Bedeutung deines Vornamens. Julius Caesar gehörte zu dieser Adelslinie. Er war ein mächtiger Feldherr.“
    Diese Bezeichnung traf wohl eher auf meinen Vater als auf mich zu, und die Bemerkung als solche hätte von Matthew kommen können.
    „Ich wusste nicht, dass die Villa bewohnt ist. Ich wollte nicht stören.“
    Er lachte plötzlich auf und warf seinen Kopf in den Nacken. Ein ehrliches, herzliches Lachen.
    „Niemand stört mich. Du schon gar nicht.“
    Dann drehte er sich um und ging zurück zur Terrasse, während ich völlig verwirrt zurückblieb. Seine Bewegungen wirkten auf eine seltsame Weise elegant, so, als würde er durch Wasser, nicht durch Luft schreiten. Nach der Hälfte des Weges blickte er sich zu mir um.
    „Nun komm schon, Julian. Ich habe drinnen kühlen Eistee.“
    Wie hypnotisiert folgte ich ihm durch den wilden Rosengarten die Steintreppe hinauf in die Villa.
     
    Das alte Gemäuer hielt, was es von Außen versprach: Die Räume waren mindestens elf Fuß hoch, mit erblassten, eingerissenen Tapeten aus den fünfziger Jahren verkleidet und sehr spärlich mit antik anmutenden Möbeln versehen. Stuckverzierungen, die früher einmal die Decke in ein ansehnliches Kunstwerk verwandelt hatten, waren jetzt nur noch teilweise vorhanden. Die Luft in dem Wohnraum war angenehm kühl, aber auch dort war der Rosenduft allgegenwärtig. Unter einem riesigen Fenster zu unserer Grundstücksseite stand ein uraltes Sofa hinter einem winzigen Eichentisch mit einem übervollen Aschenbecher darauf, rechts davon eine nikotingefärbte Stehlampe, links ein Stapel alter Zeitungen, ein paar vertrocknete Topfblumen auf der Fensterbank und auf der gegenüberliegenden  Seite des Zimmers ein Schwarz-Weiß-Fernseher auf dem Fußboden, der fast lautlos aktuelle Nachrichten präsentierte. Ein abgewetzter Läufer zwischen Tisch und Fernseher zierte das ansonsten karge Parkett.
    „Warte, ich hole unsere Erfrischungen. Wir werden Tee trinken.“
    Alain verließ den Raum und ließ mich in meiner Verwirrung zurück. Viel zu erkunden gab es in dem Wohnzimmer, wenn man es denn so nennen konnte, nicht, also setzte ich mich auf das Sofa und versuchte sowohl angestrengt als auch vergeblich dem Fernseher zu lauschen, der nur ein tonloses Flüstern von sich gab. Also schaute ich doch weiter in die Runde, bis meine Blicke auf den Stapel Zeitungen fielen, die kreuz und quer aufeinander lagen. Die oberste trug das Datum von der vorherigen Woche, einer Zeit, in der noch niemand in Cape Orchid von der Existenz Julian Grifters wusste. Irgendwie deprimierte mich der Gedanke. Dann bemerkte ich den Zipfel einer tiefer im Stapel verborgenen Zeitung. Das Datum war zu lesen. Sie war vom dreizehnten Oktober 1982. Das schien mir ein wenig seltsam, aber bevor ich darüber nachdenken konnte, kam Alain mit zwei riesigen Gläsern Früchtetee zurück, in denen munter Eiswürfel klimperten.
    „Voilà, Ihr Eistee, Monsieur.“
    Er drückte mir eines der feuchten Gläser in die Hand, lief
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