Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Söhne der Rosen - Das geheimnisvolle Tattoo (Gay Phantasy) (German Edition)

Söhne der Rosen - Das geheimnisvolle Tattoo (Gay Phantasy) (German Edition)

Titel: Söhne der Rosen - Das geheimnisvolle Tattoo (Gay Phantasy) (German Edition)
Autoren: Thorsten Bonsch
Vom Netzwerk:
der erste Moment, in dem ich allein in unserem neuen Heim war. Zu Hause in Nampa war ich daran gewöhnt, aber in dieser fremden Umgebung behagte mir das gar nicht. Die kaum hörbaren Schreie von Kindern, die einige Häuser weiter auf der Straße spielten, der gedämpfte Gesang der Vögel, ferner Verkehrslärm und das stete Murmeln des Meeres vermischte sich zu einem beinahe lautlosen Wispern, dessen Eindringlichkeit körperlich und fast bedrohlich wirkte.  
    Und wieder dieses Gefühl, beobachtet zu werden.
    Ich machte mir nicht die Mühe nach dem Essen zu sehen, Hunger hatte ich sowieso keinen. Stattdessen verließ ich die Küche durch die Terrassentür und betrat den Hintergarten. Draußen schloss ich die Augen, atmete tief durch und ließ das von den Bäumen erzeugte Spiel zwischen Sonne und Schatten mein Gesicht kitzeln. Schon viel besser. Dann bemerkte ich einen angenehm süßen Geruch, verführerisch, ein wenig herb, aber lieblich. Ich drehte meinen Kopf in die Richtung, aus der dieser Geruch zu kommen schien und öffnete die Augen.
    Die Villa. Gefangen von der riesigen Hecke, die auch in unserem Hintergarten an der Grundstücksgrenze entlang lief. Die Hecke selber trug keine Blüten, also konnte sie nicht die Quelle der Verführung sein. Neugierig näherte ich mich ihr bis auf ein paar Fuß und versuchte, durch das dichte Gestrüpp hindurch zu spähen – vergeblich. Der einzige Zugang zum Nachbargrundstück schien das zugewachsene, schwere Eisentor an der Straße zu sein. Unentschlossen wanderte ich langsam an der Hecke entlang zum Ende unseres Gartens, doch nirgends fand sich eine lichte Stelle in dem von Menschenhand angelegten Urwald, die einen kleinen Einblick zugelassen hätte. Am Ende unseres Grundstücks wuchsen ein paar wilde Johannesbeersträucher. Ich weiß bis heute nicht, warum – vielleicht habe ich im Augenwinkel den Schwanz eines weißen Kaninchens verschwinden sehen – aber ich ging in die Knie und drückte die Sträucher zur Seite.
    Dort war er, der geheime Durchgang zum geheimnisvollen Garten. Ungefähr drei Fuß hoch und fast ebenso breit. Ohne weiter darüber nachzudenken, kroch ich hindurch. Auf der anderen Seite sprang ich auf und blickte mich um. Der Garten war genau so lang wie unserer, aber wesentlich breiter. Pflanzen und Bäume und Zeit hatten hier ihre Magie versprüht, außerhalb menschlichen Einflusses. Altes Laub vom letzten Herbst – und vielleicht von vielen davor – lugte, noch nicht ganz verrottet, zwischen dem hohen Gras hervor. Ranken und Kletterpflanzen, deren vorrangiges Ziel die vereinzelten Apfel- und Kirschbäume waren, hatten erfolgreich ihr Hoheitsgebiet auf den Wildrasen erweitert. Keine Palmen. Ein alter Trampelpfad verband eine von Büschen geschützte kleine Holzhütte mit der Terrasse der Villa. In einiger Entfernung hinter dem Pfad stand ein reich verzierter, alter Springbrunnen, vielleicht aus Marmor, der ebenfalls von den Klettergewächsen erobert worden war. Auffällig waren die vielen blutroten Farbkleckse in dieser grünen Welt. Die meisten Kletterpflanzen waren Wildrosen.  
     
    Zumindest hatte ich nun eine Erklärung für den wundervollen Duft, obwohl er fruchtiger als der von normalen Rosen war. Ich ließ meine Blicke weiterwandern. Die Villa stand auf einer kleinen bewachsenen Anhöhe. Eine grobe Steintreppe führte von der überdachten Terrasse zu dem märchenhaft anmutenden Garten, in dessen äußerer Ecke ich noch immer stand. Ein ebenfalls grob ummauerter Schacht war direkt neben der Treppe in den Hügel eingelassen. Ein Brunnen, kam es mir in den Sinn. Dann erst bemerkte ich den jungen Mann, halb verborgen von Schatten und Ästen, regungslos auf der Terrasse stehend.
     

5
     
    Mein erster Gedanke war Flucht. Schließlich befand ich mich illegal auf fremden Grund und Boden und ich wusste nicht, wie es die Einheimischen mit Hausfriedensbruch hielten. Stattdessen blieb ich, genau wie er, wie angewurzelt stehen. Mir kam es wie eine Ewigkeit vor, bis er aus dem Schatten heraustrat.
    Er war etwas größer als ich, schlank, durchtrainiert, hatte kinnlanges, hellbraunes Haar, schön geschwungene, dunkelbraune Augenbrauen, fein geschnittene Gesichtszüge und trug lediglich ein offenes, lindgrünes Hemd und eine abgeschnittene, zerfranste rote Jeanshose, die gerade noch auf seinen Beckenknochen hing. Während er langsam die Steintreppe  herunterkam, musterte  ich  ihn  von  seinen bloßen Füßen – nackte Füße von hübschen Männern haben
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher