Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Söhne der Luna 1 - Im Bann des Wolfes

Söhne der Luna 1 - Im Bann des Wolfes

Titel: Söhne der Luna 1 - Im Bann des Wolfes
Autoren: Lara Wegner
Vom Netzwerk:
kann mich auch in nichts verwandeln. Ich habe noch nie einen Menschen getötet oder sein Blut getrunken. Das Einzige, was mir jemals zum Opfer fiel, waren Gartenschnecken.«
    Quecksilber stieg in Cassians Augen, zusammenfließende Funken, die sich zugleich wieder trennten. Endlich hatte sie eine kleine Regung aus ihm herausgekitzelt. Das Sprühen in seinen Augen machte ihr keine Angst. Sie wollte den Mann, der langsam auf sie zupirschte. Sie wollte den Wolf, der sich in ihm verbarg, und sie wollte auch den Fluch der Bestie hinnehmen.
    »Du lehnst mich für etwas ab, an dem ich keine Schuld trage. Ich kann ebenso wenig aus meiner Haut wie du aus deiner. Darum bin ich hier. Weil ich gehofft habe, dass unsere Liebe stärker sein kann als jegliche Feindschaft. Der Gedanke, dich zu verlieren, zerreißt mein Herz.«
    Sie hatte alles offenbart und fühlte sich entblößt und schutzlos. Cassian war vor ihr angekommen und beugte den Kopf. Er war ihr so nah, dass sie seinen Atem auf ihrer Haut spürte. Wenn er sie nur in die Arme nehmen, sie halten würde. Spürte er denn nicht die Bindung zwischen ihnen? Er hatte es doch selbst geknüpft, diese Band, das sie zu ihm zog und durch nichts zu durchtrennen war.
    »Deine Lügen mögen süß sein, aber sie fruchten nichts. Weiche aus meinem Haus, Lamia.«
    Die Zurückweisung löste körperliche Schmerzen aus. Mica hatte es vorhergesehen und verhindern wollen. Er war so viel klüger als sie selbst und konnte sich nicht nur des Aussehens einer Lichtgestalt rühmen, sondern auch ihrer Weisheit. Die Demütigung war vollständig. Schritt um Schritt ging Florine zurück, bis sie mit den Schultern gegen die Tür prallte. Cassian blieb dichtauf und hielt ihren Blick fest. Ein Grollen kam aus seiner Kehle.
    »Da du mich für eine Lamia hältst, weshalb tötest du mich dann nicht, Werwolf?«
    Blitzschnell schloss sich seine Hand um ihre Kehle und drückte zu. Anstatt sich zu wehren, sah sie ihm ins Gesicht. Sollte er sie doch umbringen und damit ihre Bindung zerschlagen. Wenn ihr sonst nichts blieb, wollte sie seinen Anblick mit ins Jenseits nehmen. Die markanten Züge in denen sich der Bartschatten hartnäckig hielt. Die dichten Wimpern um seine Augen, die gerade Nase und seinen entschlossenen, scharf geschnittenen Mund. Sie bekam keine Luft mehr und stellte das Atmen aus freiem Willen ein.
    »Warum ich dich nicht töte?«, flüsterte er an ihrem Ohr. »Ist das nicht offensichtlich? Ich töte dich nicht, weil ich dich liebe.«
    Jäh löste er seinen Würgegriff. Um Luft ringend sank sie gegen ihn, umklammerte seine Taille. Tränen kitzelten auf ihren Wangen. Tief atmete sie ihn ein, den Waldgeruch, der diesmal vage aus Cassians Haut drang. Es war die letzte Gelegenheit, ihn in Erinnerung zu bewahren.
    »Du hast mich nicht getötet, weil du genau weißt, dass ich keine Lamia bin«, krächzte sie und löste sich von ihm. Kraftlos taumelte sie auf eine Kommode zu, nahm den Wasserkrug und trank daraus. Da sie danach gierte, ihre ausgetrocknete Kehle zu befeuchten, floss etwas Wasser über ihr Kinn und versickerte ihm Kragen ihres Umhangs. Sie musste husten. Hart setzte sie den Krug ab und wischte sich mit dem Handrücken über Mund und Kinn.
    »Deine Ausreden fruchten ebenso wenig wie meine vermeintlichen Lügen, Cassian. Ich denke, ich habe hier wirklich nichts mehr verloren.«
    Entschlossenheit vortäuschend, wo lediglich ein großes Zittern war, ging sie auf die Tür zu. Cassian versperrte ihr den Weg.
    »Du bist Micas Kind. Du musst eine Lamia sein. Er hat selbst angedeutet, dass er dich dazu machen wird, und weshalb sollte er damit warten?«
    Da sie nicht länger stehen konnte, und Cassian sie nicht hinaus ließ, setzte sie sich auf einen Stuhl nahe dem Kamin. »Wäre ich eine Lamia, würdest du vor mir auf die Knie sinken und mich anbeten! Ist das nicht Beweis genug?«
    Der Laut aus seiner Kehle klang amüsiert und verzweifelt zugleich. Es konnte ein Lachen oder auch ein trockenes Schluchzen sein.
    »Gottes Knochen, weshalb glaubst du wohl, habe ich dich für eine Lamia gehalten?«
    »Weil …« Sie verstummte. Von oben bis unten unterzog sie ihn einer eingehenden Musterung, unsicher, ob sie seine Antwort richtig deutete. »Du betest mich an?«
    »Können wir uns darauf einigen, dass ich dich liebe?«, fragte er und kam zu ihr.
    Ohne es wirklich begreifen zu können, da es viel zu unerwartet kam, sah sie zu, wie er vor ihr in die Knie ging. Seine Hände umspannten ihre Hüften, und er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher