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Söhne der Luna 1 - Im Bann des Wolfes

Söhne der Luna 1 - Im Bann des Wolfes

Titel: Söhne der Luna 1 - Im Bann des Wolfes
Autoren: Lara Wegner
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gravieren.
    »Bitte, Sarah, zieh dich zurück«, sagte Cassian und entließ die Frau aus seinen Armen.
    Ohne Eile stieg Sarah aus dem Bett, hüllte sich in einen Umhang und streifte Florine im Hinausgehen. Die Berührung war eine wortlose Provokation, die eine Wiederholung in Cassians Verhalten fand. Über Florines Anwesenheit hinweggehend, zog er ein Paar Hosen an und streifte ein Hemd über. Dann steckte er etwas in den Mund, das einer Zigarre ähnelte, nur um vieles dünner, und entzündete es an einer Kerze. Er zog daran und inhalierte tief. Der Geruch war Florine bekannt. Im Haus von Madame Chrysantheme verlangten manche Gäste nach Hanf und hatten stets die beste Qualität erhalten. Cassian riss ein Fenster auf. Kälte strömte herein und mit ihr ein Windstoß, der sein Haar zauste und zwei der Kerzen löschte. Er beobachtete den Tanz der Schneeflocken.
    »Was willst du von mir?«
    Die Frage machte aus ihr ein lästiges Übel, dem man nur beikommen konnte, indem man es schnellstens loswurde.
    »Dieselbe Frage habe ich mir soeben auch gestellt«, kam es ihr über die Lippen.
    Cassian sah zu ihr und hob eine Augenbraue. Er blickte von ihr zu dem zerwühlten Bett, zurück zu ihr und zuckte die Schultern.
    »Was hast du erwartet? Dir müsste aufgegangen sein, dass ich keinen sonderlichen Wert auf Keuschheit lege.«
    »Sicher, und wahrscheinlich legst du noch weniger Wert auf meine Entschuldigung.«
    »Wofür willst du dich denn entschuldigen?«
    Wie konnte jemand nur lächeln und dabei so vollständig ungerührt bleiben? Seine Augen waren so kalt wie der Schnee.
    »Ach das«, fuhr er nach kurzem Schweigen fort. »Nun, dafür braucht es keine Entschuldigung. Du hast etwas gesehen, das die wenigsten Menschen verkraften. Natürlich führte dich dein Weg direkt zu Mica. Wer könnte dich besser vor einer Bestie schützen als dein eigener Vater?«
    Er klang nüchtern und trocken, und darüber hätte sie beinahe übersehen, wie sein angewinkeltes Bein wippte. Die wenigen glücklichen Momente, die langen Stunden in seinem Schlafzimmer und in ihren Armen konnte er nicht leugnen.
    »Warum machst du mir etwas vor?« Sie wagte einen Vorstoß und offenbarte sich. »Ich bin auch hier, weil ich es nicht ertragen konnte, ohne dich zu sein. Der Anblick einer Bestie hat mich verstört, das gebe ich zu. Und ich habe falsch reagiert, auf jeden Fall zu langsam, als du bei Mica warst. Weshalb warst du dort, wenn nicht meinetwegen? Und dann gehst du einfach fort.«
    »Du bist, was du bist, und ich bin, was ich bin, darauf läuft es hinaus. Es wäre mir lieb, wenn du jetzt gehen würdest.«
    Er schickte sie fort und sah ihr dabei nicht einmal ins Gesicht. Er blickte aus dem Fenster, verbreitete würzige Rauchwolken und hieß sie, zu gehen. Das würde sie, aber nicht, ohne sich zuvor Luft gemacht zu haben.
    »Ich trage keine Schuld an meiner Abstammung.«
    »Du kannst sie auch nicht ändern«, gab er prompt zurück, als habe er sich seine Entgegnungen zurechtgelegt. Und dies bedeutete, dass er ähnliche Gespräche bereits in Gedanken durchgespielt hatte. Florine trat näher.
    »Ich bin noch immer ich, gleichgültig wer mein Vater ist. Schließlich war er es schon immer, auch wenn es niemand wusste! Nur, weil du ein Werwolf bist und ich die Tochter eines Vampirs, soll alles zwischen uns nichts gelten?«
    »Nur?«, kam es knapp über Cassians Lippen. »Er wird dir erklärt haben, was es bedeutet.«
    »Selbstverständlich. Ewig währende Feindschaft zwischen Werwölfen und Vampiren. Wie überaus praktisch, dass ihr allesamt so gut wie ewig leben dürft, so muss eure Feindschaft niemals enden! Das ist grotesk, Cassian. Du überlässt Paris kampflos deinem größten Feind, und dieser hat dich nicht bedroht, sondern den Werwölfen im Kampf gegen die Namenlosen beigestanden. Ob er es vorhatte oder nicht – er hat es getan! Wahrlich, das scheint eine unüberbrückbare Kluft zu sein. In meiner Kindheit habe ich Gassenbuben gesehen, die weitaus heftiger aneinander gerieten. Euer Stolz ist es, der euch darin hindert, Frieden zu schließen. Die Menschen schätzen weder Vampire noch Werwölfe, die meisten glauben nicht einmal an eure Existenz. Euer Kampf ist beendet, und ihr wollt es nicht wahrhaben.«
    »Du weißt nicht, worüber du sprichst.« Cassian zog ein letztes Mal an seiner schmalen Zigarre und warf den Stummel aus dem offenen Fenster.
    »Nein, ich weiß es nicht. Um es zu wissen, müsste ich dazugehören. Ich besitze keine Fänge, und ich
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