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Söhne der Erde 23 - Jenseits Von Tausend Sonnen

Söhne der Erde 23 - Jenseits Von Tausend Sonnen

Titel: Söhne der Erde 23 - Jenseits Von Tausend Sonnen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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vorstellen, wie es aussah. Die Marsianer hatten sogar die Kinder deportiert, schienen nicht gesonnen, auch nur einen einzigen ihrer Gefangenen je wieder aus dem Internierungslager zu entlassen. Warum sollten sie den sogenannten Rädelsführern den Prozeß machen, wenn nicht in der Absicht, sie härter als die anderen zu bestrafen?
    Beryls Magenmuskeln zogen sich zusammen.
    »Können Sie mich hören?« drang eine der kühlen, geschäftsmäßigen Stimmen in sein Bewußtsein.
    Er hatte die Augen geschlossen gehalten, um mit seinen Gedanken allein zu sein. Jetzt hob er die Lider. Der eigentümlich sanfte Schimmer der muschelfarbenen Wände erfüllte den Raum. Ein Mann und eine Frau standen neben der Schlafmulde, beide mit einer weitfallenden, leuchtendblauen Tunika bekleidet, die in der Taille von einem regenbogenbunten Gürtel zusammengehalten wurde. Beryl hatte sich immer noch nicht an die Farbenpracht der Umgebung gewöhnt, die in so groteskem Mißverhältnis zu seiner eigenen Situation stand. Er preßte die Lippen zusammen, während die Frau die Metallkontakte von seiner Haut löste und ein galgenartiges Gerüst beiseite schob, von dem dünne Schläuche herabhingen.
    Sie lächelte freundlich. »Stehen Sie auf und ziehen Sie sich an. Wir warten im Nebenzimmer.«
    Der blonde Tiefland-Krieger nickte nur.
    Das Öffnen und Schließen der Tür wurde von einem eigentümlich hellen, klingenden Ton begleitet, angenehm wie alles, was hier offenbar zur normalen Ausstattung gehörte. Beryl sah sich um, konnte aber weder eine weitere Tür noch ein Fenster entdecken. Wozu auch? Er wußte, daß ein Fluchtversuch sinnlos gewesen wäre. Mark Nord und seine Freunde hatten ihm genug über den kalten, sonnenfernen Uranus erzählt, auf dem das Leben nur unter Kuppeln oder innerhalb von Klimafeldern möglich war.
    Beryl zögerte, bevor er die zinnoberrote Tunika mit dem hellgrünen Gürtel überstreifte.
    Stellte das etwa die normale Gefangenenkleidung dar? Den Uraniern war es zuzutrauen. Beryl grinste freudlos. Im Spiegel der offenen Sanitärzelle konnte er sein Abbild sehen. Ein blasser, abgemagerter, von Narben gezeichneter Mann, der in der bunten Tunika wie verkleidet wirkte.
    Langsam ging er auf die Tür zu, die sich vor ihm öffnete.
    Die Frau saß an einem Tisch und tippte Daten in einen Operator. Der Mann wies schweigend auf ein Monstrum von Stuhl, der mit einer Reihe von Instrumenten verbunden war. Noch einmal mußte Beryl eine endlose Untersuchung über sich ergehen lassen. Dann nahmen ihn zwei Vollzugspolizisten in die Mitte, die selbst hier die gleiche schwarze Uniform trugen wie überall auf den Vereinigten Planeten.
    Ein Laufband transportierte die Gruppe in einen kleinen Raum, wo ein halbes Dutzend Menschen wartete.
    Beryl hatte gelernt, bestimmte prächtige, in allen Regenbogenfarben irisierende Gewänder als Zeichen für den höheren Rang des Trägers zu erkennen. Einer dieser Männer präsidierte in der Mitte eines langen Tischs zwischen mehreren anderen, die Unterlagen vor sich hatten, Listen führten oder Sichtgeräte bedienten. Beryl straffte den Rücken. Für ihn wirkte die Szene wie ein Tribunal - und etwas Ähnliches war sie auch.
    »Sie heißen Beryl von Schun?«
    »Ja.«
    »Sie sind mit dem Mann identisch, der auf Merkur festgenommen wurde.«
    »Ja.«
    »Haben Sie sich aktiv oder lediglich passiv am Widerstand gegen die Flotte der Vereinigten Planeten beteiligt?«
    »Macht das einen Unterschied?« fragte Beryl überrascht.
    Das Gesicht des Uraniers blieb ausdruckslos. »Alle aktiven Rebellen wurden in Abwesenheit zu lebenslanger Zwangsarbeit verurteilt. Wenn Sie Ihre aktive Beteiligung bestreiten, müssen Sie das stichhaltig begründen. Falls Ihnen nicht das Gegenteil bewiesen wird, erwartet Sie dann lediglich eine lebenslange Internierung als staatsgefährdendes Element.«
    Beryl hätte beinahe aufgelacht.
    So war das also. Als »staatsgefährdende Elemente« konnte man notfalls alles und jedes betrachten, auch die Kinder, die niemandem etwas getan hatten. Mit einer zornigen Bewegung warf der junge Terraner das blonde Haar zurück.
    »Ich habe die »Solaris« mitten in Ihrem Flottenverband explodieren lassen und drei marsianische Schiffe vernichtet«, sagte er hart. »Ich hoffe, das genügt, um als aktiver Rebell zu gelten.«
    »Das genügt.« Selbst das blasse Uranier-Gesicht war nicht mehr ganz so unbewegt wie vorher. »Sie werden ins Internierungslager Camp Delta gebracht und als Zwangsarbeiter im
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