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Söhne der Erde 23 - Jenseits Von Tausend Sonnen

Söhne der Erde 23 - Jenseits Von Tausend Sonnen

Titel: Söhne der Erde 23 - Jenseits Von Tausend Sonnen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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betrachtete den dunklen Kopf des Kindes, den leichten Bronzeschimmer der Haut, die Saphir blauen Augen, die ihm sein Vater vererbt hatte. Langsam löste sie den Blick von dem Baby und wandte sich dem jungen Wissenschaftler zu, der vor ein paar Minuten gekommen war.
    »Im Hyperraum verschwunden«, wiederholte sie erstickt. »Aber sie können doch unmöglich das Sonnensystem verlassen haben!«
    David Jorden zuckte hilflos die Achseln. »Sie hatten keine Wahl, Lara. Sie müssen den Überlicht-Antrieb in allerletzter Sekunde aktiviert haben, bevor die »Kadnos« ins massierte Laserfeuer der Kampfstaffel geriet.«
    Lara biß sich heftig auf die Lippen. »Aber das ist Selbstmord! Unsere Überlicht-Schiffe sind doch gar nicht auf interstellare Flüge eingerichtet. Der Computer speichert keinerlei Zielkoordinaten außer ...« Sie stockte und starrte David an. »Glaubst du, sie versuchen, zum Saturn oder Uranus zu fliehen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Du weißt, daß auf diesen Strecken der eigentliche Hyperraum-Flug nur ein kurzer Sprung ist, der den Hauptteil der Entfernung überbrückt. Die Transitions-Punkte werden ständig von Ortungsstationen überwacht. Nein, Lara sie müssen das Sonnensystem verlassen haben.«
    »Und sie werden nicht zurückkommen ...«
    Es war eine Feststellung, keine Frage.
    Lara schloß die Augen, um die aufsteigenden Tränen zurückzudrängen. David blickte auf ihren blonden Kopf hinunter und kämpfte gegen den Impuls, sie einfach in die Arme zu nehmen und an sich zu ziehen. Ihretwegen hatte er seine Bewegungsfreiheit und seine Kenntnisse genutzt, um für kurze Zeit die Energieversorgung der Klinik zu unterbrechen und den Gefangenen zur Flucht zu verhelfen. Ihretwegen hatte er die Droge besorgt, die es Charru ermöglichte, im entscheidendem Moment voll zu Bewußtsein zu kommen, seine Schlafmaske lahmzulegen und später seine Gefährten zu wecken. Hätte er, David, damit rechnen müssen, daß es mit einer Katastrophe endete? Hatte er tief im Innern darauf gehofft, ohne es sich einzugestehen?
    »Lara«, sagte er leise.
    »Ja?«
    »Lara - glaubst du, daß ich es vorausgesehen habe? Daß ich es so wollte? Glaubst du das?«
    Sie sah ihn an. Sehr lange.
    »Nein, David«, murmelte sie. »Nein, das glaube ich nicht.«
    Sie meinte, was sie sagte.
    Aber ihre Gedanken waren schon wieder anderswo. In Gedanken sah sie die »Kadnos« durch die Tiefen des Alls stürzen, irgendwo, vielleicht jenseits von tausend Sonnen - ein Schiff der Verlorenen.
II.
    Der Mann hatte das Gefühl, in einem Meer sanfter Farben zu schwimmen.
    Er spürte die leichte Berührung der Maske über den Augen, aber er schlief nicht mehr. Seine nackte Haut nahm die Kühle von Foliendecken wahr, angenehm temperierte Luft, den schwachen Druck der Metallkontakte an Brust und Armen. Wie aus weiter Ferne hörte er murmelnde Stimmen.
    »Er heißt Beryl von Schun. Einer der sogenannten Tiefland-Krieger. Er war derjenige, der den kleinen Aufklärer mitten in die anfliegenden Kriegsflotte über Merkur jagte und explodieren ließ.«
    »Und wieso lebt er dann noch?«
    »Er ist in einer beschädigten Rettungskapsel entkommen. Einer der Fälle, in denen die Verletzungen verblüffend schnell ausheilten. Ich denke, wir können ihn mit dem nächsten Transport nach Camp Delta schicken.«
    Beryl von Schun spürte, wie ihm endgültig die Schlafmaske abgenommen wurde.
    Seine Gedanken wirbelten, spülten Erinnerungsfetzen an die Oberfläche des Bewußtseins. Der Angriff der marsianischen Flotte ... Der Kampf um Merkur ... Diesmal hatten sie verloren - eine vernichtende Niederlage. Er, Beryl, war in den Kliniktrakt eines schweren Kampfraumers gebracht worden, wo man seine Verletzungen behandelte. Und dann zum Uranus, zusammen mit den meisten anderen, wieder in eine Klinik.
    Danach wurden die Erinnerungen schärfer.
    Merkwürdige Räume, deren Wände perlmuttrosa wie das Innere von Muscheln schimmerten. Menschen in fremdartigen, farbenprächtigen Gewändern. Einmal ein Lautsprecher in seinem Zimmer, der ihm Informationen gab und kühl dazu erklärte, warum das geschah: um ihn psychisch zu stabilisieren und den Genesungsprozeß zu beschleunigen.
    Er wußte, daß der Großteil der Merkur-Siedler und seines eigenen Volkes überlebt hatte und zum Uranus deportiert worden war.
    Er wußte auch, daß diejenigen, die für Rädelsführer des Widerstands gehalten wurden, in Kadnos vor Gericht standen. War das Urteil schon gefällt? Der junge Tiefland-Krieger konnte sich
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