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Söhne der Erde 23 - Jenseits Von Tausend Sonnen

Söhne der Erde 23 - Jenseits Von Tausend Sonnen

Titel: Söhne der Erde 23 - Jenseits Von Tausend Sonnen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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geschafft haben, auch seine Gefährten von den Schlamasken zu befreien. Nachdem das Klinikpersonal den Raum kontrolliert hatte, wohlgemerkt. Das hieß, daß eine der Masken nicht richtig justiert gewesen war. Normalerweise reichte ein Energieausfall von wenigen Sekunden nicht, um Tiefschlaf-Patienten voll zu Bewußtsein kommen zu lassen.
    Aber ein Energieausfall war ohnehin zu selten, um Jessardin als Erklärung zu genügen.
    Mit einem tiefen Atemzug beugte er sich vor und tippte eine Anweisung in den Operator. Einer der Verwaltungsdiener im Vorzimmer versuchte sofort, den Generalgouverneur der Venus zu erreichen. Der Präsident hätte das auch selbst tun können, aber er nutzte die Pause, um sich noch einmal alle Tatsachen durch den Kopf gehen zu lassen.
    Wenn jemand Genaues wußte, dann Conal Nord.
    Würde er die Wahrheit sagen? Noch vor kurzer Zeit hätte Jessardin nicht daran gezweifelt. Aber in der lebenslangen Freundschaft zwischen den beiden Männern klaffte nach den Ereignissen des letzten Jahres ein tiefer Riß. Nicht nur, weil Mark Nord, der Merkur-Rebell, ein Bruder des Generalgouverneurs war; nicht nur, weil seine Tochter Lara dem Barbarenfürsten Charru von Mornag zur Erde gefolgt war und ein Kind von ihm hatte. Die Gründe lagen tiefer. Conal Nord glaubte nicht mehr an die wissenschaftliche Moral, die das politische und gesellschaftliche System der Vereinigten Planeten bestimmte. Er glaubte nicht mehr an die absolute Priorität von Sicherheit und Ordnung, glaubte nicht mehr daran, daß Freiheit und Individualität den Keim von Chaos, Krieg und Gewalt in sich trugen. Nord hatte dem Staat von Anfang an das Recht bestritten, die geflohenen Barbaren aus der Mondstein-Welt zu liquidieren. Und - was entscheidend war - er konnte sich auf die uneingeschränkte Loyalität des venusischen Rates stützen.
    Politische Schwierigkeiten zwischen Venus und Mars waren nicht opportun, waren gefährlich für die Einheit der Föderation. Diese Tatsache hatte in Präsident Jessardins Überlegungen lange die wichtigste Rolle gespielt. Bis ihm die Unruhe unter der Bevölkerung schließlich keine andere Wahl mehr ließ, als den Unsicherheitsfaktor Merkur konsequent, also unter Einsatz massiver militärischer Mittel, auszuschalten.
    Conal Nord wirkte übernächtigt, als er wenig später das Büro des Präsidenten betrat.
    Der Venusier trug eine hellgraue Tunika und die Amtskette, die seinen Rang auswies. Schweigend nahm er auf dem weißen Schalensitz Platz. In das klare, harmonische Gesicht unter dem schulterlangen blonden Haar hatten sich Linien der Müdigkeit gegraben.
    »Und jetzt, Simon?« fragte er. »Wollen Sie von mir wissen, wie den Gefangenen die Flucht aus der Klinik gelingen konnte?«
    »Wissen Sie es?«
    »Nein. Und Vermutungen führen zu nichts.«
    »Haben Sie Vermutungen?«
    Nord zuckte die Achseln. »Ich habe meine Tochter überwachen lassen, um sie daran zu hindern, etwas Verzweifeltes zu unternehmen. Dieser Punkt läßt sich nachprüfen, wenn Sie wollen. Und ich selbst ...« Er lächelte freudlos. »Mein Bruder oder Charru von Mornag mögen sich eine Chance davon versprochen haben, die Venus zu erreichen und mich mit der Landung des entführten Schiffs vor vollendete Tatsachen zu stellen. Ich hätte sie wohl tatsächlich nicht ausgeliefert. Aber wenn mir ihre Pläne - falls es sich um konkrete Pläne handelte - bekannt gewesen wären, hätte ich versucht, sie ihnen auszureden. Ich wußte, daß Sie die Kriegsflotte einsetzen würden, um die »Kadnos« abzuschießen, Simon.«
    »Ich hatte keine Wahl. Glauben Sie übrigens ernsthaft, Ihr Bruder habe das nicht gewußt?«
    »Und hatte er eine Wahl? Die Entscheidung des Gerichts war nicht eben weise. Man wollte ein Todesurteil gegen meinen Bruder vermeiden, aber für Mark war die Einweisung in eine psychiatrische Klinik wesentlich schlimmer. Er hätte so oder so versucht, Selbstmord zu begehen.«
    Jessardin nickte langsam.
    »Wahrscheinlich war es auch nicht besonders weise, den Fürsten von Mornag als einzigen zum Tode zu verurteilen«, meinte er. »Statt den Widerstandswillen der Deportierten zu brechen, hätte man einen Märtyrer geschaffen. Oder man hat ihn geschaffen. Sie wissen, was die Flucht der »Kadnos« in den Hyperraum bedeutet.«
    »Ein Transit ohne Zielkoordinaten ... Selbst wenn sie es schaffen, heil und ganz wieder in den Normalraum einzutauchen, werden sie sich irgendwo in den fernsten Fernen der Galaxis wiederfinden. Ohne eine Möglichkeit, sich zu
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