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Söhne der Erde 21 - Kampf Um Merkur

Söhne der Erde 21 - Kampf Um Merkur

Titel: Söhne der Erde 21 - Kampf Um Merkur
Autoren: Susanne U. Wiemer
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schieben.
    Niemand verlor den Kopf. Ganz kurz nur schrie ein Baby, weil seine Mutter stolperte, und beruhigte sich wieder: Jordis und die kleine Soli. Malin sprang hinzu, um sie zu stützen. Tanit hielt Ciaril auf den Armen, ihre eigene Tochter und Celi klammerten sich an ihre Röcke, bis sich zwei andere Frauen um die Kinder kümmerten. Irgendwo begann Bar Nergals krächzende Stimme, sinnlose Gebete zu heulen, aber jemand brachte ihn schnell zum Schweigen.
    Zwei, drei Minuten dehnten sich in jener gespenstischen Ruhe, wie sie im Auge eines Wirbelsturms herrscht und manchmal im Zentrum einer Katastrophe.
    Gerinth stand starr, hoch aufgerichtet, innerlich wie versteinert. Er hörte das Knirschen über dem Kopf, atmete den dichter werdenden Staub, wußte verzweifelt genau, daß nur noch Sekunden blieben. Aber er sah auch, daß sich die Grotte jetzt schnell leerte, daß alle es schafften - obwohl sie damit noch längst nicht in Sicherheit waren.
    Gerinth und Alban verließen die Grotte als letzte.
    Vor ihnen tanzte der fahle Schein einer Handlampe, zeichnete groteske Schatten an die Wände. Hinter ihnen nahm das Prasseln von Splittern und Steinen erschreckend zu. Zwei, drei größere Brocken prallten auf - und dann kam mit einem alles verschlingenden Donnern die Höhlendecke herunter.
    Die Erschütterung ließ zwei der schmalen Gänge einstürzen.
    Über die ganze Länge des unterirdischen Flusses, ausgehend von dem freigesprengten See, durchzogen klaffende Risse die meterdicken Gesteinsmassen. Eine Besonderheit der tektonischen Struktur ließ die Felsendecke gleichsam im Zeitlupentempo zusammenstürzen. Gewaltige Geröllmassen verdrängten das Wasser, das sich in Spalten und Gänge ergoß, einen der ausgebauten Tunnel erreichte und als gurgelnde braune Flutwelle dahinraste.
    Der junge Terraner Jerle Gordal, Thorger, der Nordmann, der venusische Arzt Ferragon Kanter und zwei weitere Siedler waren auf dem Rückweg von einer der wenigen noch besetzten Beobachtungs-Stationen.
    Sie hatten nicht sehen können, was geschah, hatten nur ein Gewirr ferner, bedrohlicher Geräusche gehört und keine Funkverbindung bekommen. Statt abzuwarten, waren sie sofort aufgebrochen, um nachzusehen. Auf halbem Wege hörten sie in unmittelbarer Nähe Gänge zusammenstürzen. Sie mußten ausweichen, versuchten sich zum Haupttunnel durchzuschlagen. Hinter ihnen herrschte Chaos, und in Minutenschnelle waren sie in einem tiefliegenden Gang so abgeschnitten, daß ihnen nur noch die Flucht nach vorn blieb.
    Als das Wasser kam, hatten sie keine Chance mehr.
    Wie ein brüllendes Untier schoß die Flutwelle auf sie zu, packte sie, wirbelte sie davon, schmetterte ihre Körper gegen eine unüberwindliche Geröllbarriere. Binnen Minuten füllte das Wasser den Gang bis zur Decke aus. Aber das nahmen die Opfer nicht mehr wahr, weil sie schon bei dem Anprall das Bewußtsein verloren hatten.
    Langsam, wie eine allmählich ablaufende Woge, verebbte das Poltern und Krachen.
    Wasser gurgelte. Dort, wo der unterirdische Fluß verlaufen war, schnitt ein tiefer, unregelmäßig gezackter Canyon in die Landschaft, von dichten Staubwolken überlagert. Grotten klafften auf, getarnte Höhleneingänge, Spalten, in denen zerfetzte Rohre und Kabel baumelten. Einzelne Schreie gellten. Stimmen erklangen, suchten sich durch Rufe zu verständigen, und Minuten später taumelten Gestalten ins Freie ...
    Gestalten, die sofort wieder zurückprallten.
    Denn das erste, worauf ihre Blicke fielen, waren silbern schimmernde marsianische Beiboote, die wie unheilvolle Vögel am dunklen Himmel schwebten.
    *
    In der Haupthöhle war die Felswand aufgerissen worden, die sie von dem unterirdischen Fluß trennte.
    Die Druckwelle mit ihrem Splitterregen, die wirbelnden Steintrümmer und der ohrenbetäubende Krach entfesselten augenblicklich ein Chaos. Die Männer handelten instinktiv - soweit sie überhaupt handeln konnten. Zum größten Teil befanden sie sich auf der dem Fluß abgewandten Seite der Grotte. Auch hier gab es Gänge, zum Teil sogar ausgebaute Tunnel, und dort hinein retteten sich die meisten der Anwesenden, weil ihnen die Gewalt der Druckwelle gar keine andere Wahl ließ.
    Sie hatten Glück.
    Die Decke der Höhle stürzte nur zum Teil ein, die meisten Gänge blieben unversehrt. Charru, Mark Nord und Milton Gray kämpften sich durch einen Steinhagel, der immer heftiger wurde. Sie wußten, daß sie um ihr Leben rannten. Keuchend bogen sie in einen Nebengang ein - und Sekunden
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