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Söhne der Erde 14 - Das verheißene Land

Söhne der Erde 14 - Das verheißene Land

Titel: Söhne der Erde 14 - Das verheißene Land
Autoren: Susanne U. Wiemer
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wußten die Fischer, daß es keine allmächtigen Wesen waren, die von den Sternen kamen. Und eines Tages würden es vielleicht auch die Bewohner der Ruinenstadt begreifen, die jetzt Bar Nergal und die Priester anbeteten.
    Eine knappe Stunde dauerte es, dann hatten mit Hilfe der beiden Beiboote auch die letzten Passagiere der »Terra« die Oase am Meer erreicht.
    Auf dem Platz in der Mitte des Dorfes brannten Feuer, wurde für den Abend ein Fest vorbereitet. Die Fischer ließen sich nur mit Mühe davon abbringen, den Gästen ihre Hütten zu räumen. Die Terraner benötigten nicht viel. Unter dem Mondstein, jener gespenstischen Spielzeugwelt im Museum von Kadnos, war ihr Leben einfach, manchmal grausam hart gewesen. Eine provisorische Unterkunft aus dem Material, das sie aus dem Schiff mitgebracht hatten, ließ sich rasch errichten. Für die Verletzten, die Ruhe und Pflege brauchten, genügte ein einziger Raum. Konan litt immer noch unter den schweren Laser-Verbrennungen, die er sich auf dem Mars bei dem Versuch zugezogen hatte, die von der Vollzugspolizei bewachte »Terra« im Sturm zu erobern. Jarlon war von mutierten Ratten angegriffen worden und schwerer verletzt, als er wahrhaben wollte. Jetzt streifte er noch, auf Ereins Schulter gestützt, mit den anderen herum, ließ sich von Yabu und Yurrai den Fluß, die Hütten und die beiden Segelschiffe in der Bucht zeigen. Aber Lara Nord hatte bereits prophezeit, daß er das bestimmt nicht bis zum Abend durchhalten würde.
    Die junge Venusierin lehnte reglos an einem Baumstamm, Folienbeutel mit medizinischer und wissenschaftlicher Ausrüstung um sich verstreut. Sie sah in die Runde, als wolle sie das Bild des grünen Landes tief in sich hineintrinken.
    Charru verharrte einen Moment, als sein Blick auf sie fiel. Forschend betrachtete er das schmale, klar gezeichnete Gesicht unter der blonden Helmfrisur. Die marsianische Wüstensonne hatte dieses Gesicht gebräunt. Das Haar fiel ihr länger und heller gebleicht in die Stirn, und in den braunen Augen mit den grünlichen Sprenkeln lag ein neuer Ausdruck, weit entfernt von kühlem wissenschaftlichem Interesse. Sie glich nicht mehr der Tochter Conal Nords, des Generalgouverneurs der Venus, die an der Universität von Kadnos studiert und als Ärztin und Biochemikerin in den Staatlichen Zuchtanstalten des Mars gearbeitet hatte. Charru lächelte, von einem plötzlichen, befreienden Gefühl der Erleichterung erfüllt. Es hatte immer wieder Augenblicke gegeben, in denen er sich fragte, ob Lara wirklich gewußt hatte, was sie tat, als sie ihm folgte, ob sie den Entschluß, ihre Welt, ihre gesicherte Zukunft, ihr ganzes bisheriges Leben aufzugeben, nicht eines Tages bereuen würde. Aber jetzt, als er sie dort stehen sah, genauso erregt wie alle anderen, genauso glücklich und überwältigt, verschwanden seine Zweifel.
    »Charru?«
    Es war Gillons Stimme, die seine Gedanken unterbrach.
    Er wandte sich um. Der breitschultrige rothaarige Tiefland-Krieger war ein Stück in die Felsen geklettert, zu einem Platz, von dem er den größten Teil der Oase zwischen Wüste und Meer überblicken konnte. Seine grünen Augen hatten sich zusammengekniffen. Seit dem Tod seines Vaters in der letzten Schlacht gegen das Priesterheer unter dem Mondstein führte er die Tareth-Sippen: ein kräftiger, ruhiger Mann mit einem kühlen Geist, den nichts so leicht erschüttern konnte.
    Charru lächelte, als er zu ihm hinaufturnte.
    »Du machst dir Sorgen, Gillon? Über die Marsianer?«
    »Machst du dir keine Sorgen?«
    »Nicht jetzt!« Es war nur die halbe Wahrheit, aber Charru bemühte sich, daran zu glauben.
    »Ich denke ohnehin mehr an die Priester«, sagte Gillon verbissen. »Wir hätten sie auf dem Mars lassen sollen.«
    »Sie wollten mitkommen. Wir hatten kein Recht, sie zurückzulassen, sie waren genauso Opfer wie wir. Und was können sie uns jetzt noch anhaben?«
    Charru schwieg.
    Er hätte die tote Stadt mit ihren Ratten gern vergessen. Genauso wie die Wesen, die in den Kellerlöchern hausten: ein wildes, kaum menschliches Volk, seit Jahrhunderten der Degeneration anheimgefallen. Nur ihre Königin, die sich Charilan-Chi nannte, war von normaler menschlicher Gestalt. Und sie mußte es gewesen sein, die ein paar marsianische Wissenschaftler bei einer ihrer Forschungsexpeditionen auf den Gedanken gebracht hatte, ein makabres Experiment zu beginnen.
    Offenbar wollten sie beobachten, ob die Wesen der toten Stadt fähig waren, sich wieder höher zu
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