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Söhne der Erde 14 - Das verheißene Land

Söhne der Erde 14 - Das verheißene Land

Titel: Söhne der Erde 14 - Das verheißene Land
Autoren: Susanne U. Wiemer
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Besuches mißverstanden haben.«
    »Also keine - Erfolgsmeldung?«
    Das Wort klang zynisch. Jessardin blickte durch die Kuppel.
    »Nein, Conal. Außerdem wissen Sie sehr wohl, daß jede Aktion von Militär oder Vollzug der Sanktionierung durch den Rat bedarf, außer in einer Lage, die einen Dringlichkeitsbeschluß erfordert. Ich führe keinen Privatkrieg gegen die Barbaren aus der Mondstein-Welt.«
    Nord fuhr sich mit dem Handrücken über die Augen. »Entschuldigen Sie, Simon. Die Ereignisse der letzten Zeit haben uns wohl alle etwas mitgenommen. Lassen Sie mich also direkt fragen, warum Sie hier sind.«
    Der Präsident lehnte sich zurück. Seine Schultern strafften sich unmerklich.
    »Aus dem Grund, den ich Ihnen genannt habe«, sagte er ruhig. »Um ein privates Gespräch zu führen, bei einer Begegnung, die offiziell nicht bekannt werden wird. Und um auf dieser Basis vielleicht Wege zu finden, eine Entwicklung aufzuhalten, die sich für die gesamte Föderation der Vereinigten Planeten verhängnisvoll auswirken dürfte.«
II.
    Nur wenig Tageslicht fiel in das langgestreckte, fast unversehrte Gebäude am Rande des Raumhafens.
    Im ungewissen Halbdämmer erinnerte Bar Nergals fahles Gesicht mit dem kahlen Schädel und den tiefliegenden Augen an einen Totenkopf. Strichdünne Lippen preßten sich zusammen, über den Knochen schien die Haut wie altes Pergament zu spannen. Ein paar Sekunden blieb der Oberpriester aufrecht stehen und starrte zu einer der hochliegenden Fensterluken, hinter denen weit entfernt die Umrisse der »Terra I« zu erkennen waren.
    Bar Nergals Nasenflügel bebten, als er scharf die Luft einzog. Ruckartig wandte er sich ab, raffte seine lange blutrote Robe und schritt zur anderen Seite des Raums hinüber.
    »Shamala!« rief er scharf.
    Der Priester fuhr erschrocken zusammen. Er stand an einer Stelle, wo ein schmaler Riß durch die Wand lief und den Blick auf einen Teil des Raumhafens und die gespenstische Trümmerlandschaft freigab.
    »Erhabener?«
    »Halt Wache, Shamala! Ich erwarte den Besuch unserer Untertanen.«
    Das Zögern vor dem letzten Wort war kaum spürbar; für Bar Nergal hatte es stets nur Menschen gegeben, die entweder seine Untertanen oder seine Feinde waren. »Benachrichtige mich, wenn Charilan-Chis Abordnung erscheint!« befahl er. »Und laß es dir nicht einfallen, dich wie der Feigling zu benehmen, der du bist, oder ich werde dich lehren, daß du mich mehr zu fürchten hast als die Ratten.«
    »Ja, Erhabener!«
    Der Priester verneigte sich.
    Bar Nergal sah die Furcht in seinen Augen und spürte jähen Triumph. Bald würde es wieder so sein wie früher, wie in der Welt unter dem Mondstein, bald würden sie alle vergessen haben, daß es so etwas wie Auflehnung überhaupt gab. Früher hatten sie sich unter der Angst geduckt, als Opfer der schrecklichen schwarzen Götter zu enden. Aber die Drohung, blutgierigen mutierten Ratten vorgeworfen zu werden, war genauso schrecklich.
    Fast von selbst fanden Bar Nergals Finger den Kontakt an der langen Wand, der die Falltür in einem Winkel des Raums öffnete.
    Eine unauffällige Tür, die sich kaum von dem staubigen Boden abhob. Niemand hatte sie entdeckt, bis Zai-Caroc zufällig den Kontakt mit dem weiten Ärmel seiner Kutte streifte. Die Tiefland-Krieger ahnten nichts von den verborgenen Kellern unter den Ruinen um den Raumhafen, ahnten nichts von dem tödlichen Vermächtnis der alten Erde, das dort unten die Zeit überdauert hatte.
    Bar Nergals Augen glitzerten wie schwarze Lava, als er die lange Wendeltreppe hinunterstieg.
    Licht brannte in den unterirdischen Gewölben. Nicht nur der fahle Schimmer der Handlampe aus der »Terra«, sondern auch der unruhige Widerschein von Fackeln, die Charilan-Chis Volk ihnen überlassen hatte. Was diese Wesen besaßen, brachten sie offenbar mit Freuden als Geschenk für die »Götter« dar. Halbmenschen nannte Bar Nergal sie bei sich. In seinen Augen waren sie nicht viel mehr als Tiere. Alle außer der Königin und ihren Nachkommen - und auch in ihnen sah der Oberpriester nur Marionetten, die er benutzen wollte.
    Undeutlich hörte er Schritte und Stimmen in der Nähe.
    Es war nur eine kleine Gruppe, die sich ihm angeschlossen hatte, aus panischer Angst vor der Rache der Marsianer, die zweifellos die »Terra« vernichten und jeden töten würden, der dem Fürsten von Mornag folgte. Das jedenfalls war das Schreckgespenst, das ihnen Bar Nergal wieder und wieder vor Augen führte. Viele hatten sich der
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