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Söhne der Erde 12 - Inferno Erde

Söhne der Erde 12 - Inferno Erde

Titel: Söhne der Erde 12 - Inferno Erde
Autoren: Susanne U. Wiemer
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hatte die Aufgabe des Bordingenieurs übernommen. Sie kannten jede Phase des Starts, jeden Handgriff, jede Einzelheit. Sie hatten es einmal geschafft, und sie würden es auch diesmal schaffen.
    In Charrus Kopf begleitete den Ablauf immer noch die Stimme von Helder Kerr, dem Marsianer, der ihnen geholfen hatte und später im Laserfeuer seiner eigenen Leute gestorben war.
    Hier im vagen grünen Widerschein der Instrumentenbeleuchtung schien die Erinnerung seltsam lebendig und gegenwärtig. Auch auf dem Mars und seinen Nachbarwelten lebten nicht nur blinde Marionetten. Simon Jessardin, der Präsident der Vereinigten Planeten, war ein unerbittlicher Gegner, aber ein Mann, dessen Mut und persönliche Integrität außer Zweifel standen. Conal Nord, der Venusier, hatte mehr als einmal seinen Einfluß als Generalgouverneur in die Waagschale geworfen, um ein Massaker zu verhindern. Vielleicht würden irgendwann auch andere begreifen, daß die Terraner keine blutrünstigen Wilden waren. Vielleicht würden sie aufhören, das Erbe der Erde wie eine tödliche Seuche zu fürchten ...
    Charru straffte sich, als eine Reihe aufflammender Kontroll-Lampen verriet, daß alle Schleusen geschlossen waren.
    Camelos ruhige Stimme ging Punkt für Punkt den Startcheck durch, den sie auswendig kannten. Beryl von Schun kontrollierte jeden Punkt auf seiner handgeschriebenen Liste, über die Helder Kerr damals immer gelächelt hatte, wenn er sie sah. Eine halbe Stunde verstrich. Sämtliche Skalen und Instrumente zeigten normale Werte. Camelo lächelte.
    »Antriebsvorstufe eins - zünden!«
    Ein Zittern durchlief das Schiff.
    Ein hohes Singen, das sich durch alle Nervenfasern fortzusetzen schien und den metallenen Giganten in ein lebendes Wesen verwandelte. Charrus Rechte lag locker auf dem Schaltfeld, sein Blick verfolgte anhand der Zahlen die Zunahme des Energieschubs, den er zugleich mit Muskeln, Knochen und allen Sinnen wahrnahm. Zehn Minuten vergingen, bis er die Vorstufe zwei dazuschaltete, und nach weiteren zehn Minuten zündete er das Haupttriebwerk.
    Schon einmal hatten sie alle das Erwachen der schlummernden Gigantenkräfte gespürt, das apokalyptische Donnern gehört, den Widerschein der Feuersäule gesehen, der die »Terra« emportrug.
    Zur Ewigkeit gedehnte Sekunden, in denen der mörderische Andruck die Knochen zu zermalmen schien. Schrilles Heulen, das die Nerven bloßlegte und das Hirn marterte. Pfeilgerade schoß die »Terra« in den sternengespickten Himmel, in die Schwärze des Vakuums, und dann, als der Druck nachließ und das Kreischen der Triebwerke zum leisen Vibrieren wurde, schien die Zeit stillzustehen wie schon einmal auf jenem langen Weg durch den Abgrund zwischen den Sternen.
    Es war still.
    Eine atemlose, erwartungsvolle Stille, denn sie alle wußten, daß jetzt nur noch ein Sprung vor ihnen lag, eine Winzigkeit gemessen an der gewaltigen Entfernung zwischen Mars und Erde. Charru biß die Zähne zusammen, in Gedanken schon dabei, das alte Schiff in eine Umlaufbahn zu zwingen. Der Computer hatte den Kurs ausgerechnet, aber der Computer konnte nicht erspüren, welche Belastung die eisernen Eingeweide der »Terra« auszuhalten vermochten, ohne in Stücke zu brechen. Ein guter Pilot spürte es in den Knochen, in seinen eigenen Eingeweiden, hatte Helder Kerr gesagt. Kerr war ein guter Pilot gewesen. Er, Charru, konnte es nicht sein - nicht mit dem bißchen Wissen, den paar wichtigsten, hundertmal geübten Handgriffen, die er beherrschte.
    Die Bremstriebwerke zünden ...
    Jetzt!
    Wieder das urwelthafte Heulen. Brutale Schläge und Stöße, die das alte Schiff beutelten. Die Steuerung gehorchte Charrus Händen. Camelos Meßwerte klangen wie Gebete, Beschwörungen. Jetzt! Noch einmal die brutale Faust des Bremsschubs, die nach ihnen schlug - und die »Terra« schwenkte in die voraus berechnete Umlaufbahn.
    Kerr hatte die automatische Steuerung so programmiert, daß sie die Geschwindigkeit nach ein paar Umkreisungen der Erdrotation anpassen und das Schiff in einen stabilen Parkorbit bringen würde.
    Aber auch Kerr hatte nicht gewußt, wo auf dem blauen Planeten eine sichere Landung möglich war. Es gab keine Sicherheit. Nicht ohne Erkundungsflüge, Beobachtungen, Untersuchungen. Und vor allem nicht ohne die Landefähren, die sie so dringend gebraucht und auf Luna vorgefunden hatten.
    »Jetzt!« sagte Camelo atemlos.
    Charrus Hand fiel auf den Schalter, der die Handsteuerung auf den Computer umstellte.
    Nichts schien sich zu
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