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Söhne der Erde 12 - Inferno Erde

Söhne der Erde 12 - Inferno Erde

Titel: Söhne der Erde 12 - Inferno Erde
Autoren: Susanne U. Wiemer
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verlangte nicht nach Göttern, weil er den Glauben an höhere Wesen, an ihre Weisheit und Gerechtigkeit brauchte. Die schwarzen Götzen der Mondstein-Welt waren nie weise, nie gerecht gewesen. Bar Nergal wollte nur die Macht, die ihm die Götter verliehen hatten. Und jetzt wollte er die Macht, die in den überlegenen marsianischen Waffen beschlossen lag.
    Charru von Mornag schüttelte langsam den Kopf.
    »Nein«, sagte er hart. »Die Erde ist unsere Heimat. Wir wollen dort in Frieden leben, und wir werden nicht als waffenstarrende Armee landen.«
    *
    Jenseits des riesigen Kraterwalls, der Lunaport und das Areal des Raumhafens umschloß, glommen immer noch Trümmer.
    Die Explosionen hatten die Kommandantur zerstört und die weißen Baustoff-Wände des Depots eingerissen. Aber einzelne Trakte waren fast unversehrt geblieben: Schimmernde Würfel und Quader, vom Widerschein zuckender Flämmchen gespenstisch angestrahlt.
    Die Priester hatten einen weiten Weg zurückgelegt, um von der »Terra I« hierherzugelangen.
    Bar Nergals staubige, zerfetzte Robe wirkte rot wie Blut im ungewissen Licht. Seine dürren Greisenhände umspannten ein Lasergewehr, das er irgendwo gefunden hatte. Priester und Akolythen umdrängten ihn, Männer aus dem Tempeltal; auch der graubärtige Scollon, den sie zu ihrem Sprecher gewählt hatten. Charrus Blick glitt über die Gruppe der Tiefland-Krieger, die in zornigem Schweigen verharrte. Niemand hatte eingegriffen. Die Priester waren keine Gefangenen. Sie waren Opfer wie alle anderen, Flüchtlinge wie sie, mit der gleichen Stimme und den gleichen Rechten. Der Haß saß tief. Vielleicht würde die Kluft nie überwunden werden. Aber die Tiefland-Stämme hatten nicht gegen die Tyrannei gekämpft, um eine neue Tyrannei aufzurichten.
    Bar Nergals dunkle, tiefliegende Augen glommen.
    Charru blieb ruhig vor ihm stehen, die Arme über der Brust verschränkt. Er wußte, daß nicht einmal dieser fanatische Greis es wagen würde, das Lasergewehr auf ihn zu richten.
    Scollon war es, der sprach. Mit leiser, unsicherer Stimme.
    »Sollen wir das alles wirklich hier zurücklassen, Fürst? Es könnte uns helfen. Wir wissen nichts über die Erde. Nichts!«
    Charrus Blick wanderte von einem zum anderen.
    Über Bar Nergals Totenkopf-Gesicht schien sich die pergamentgelbe Haut straffer zu spannen als sonst. In Zai-Carocs scharfgeschnittenen Zügen und den düsteren, brütenden Augen Shamalas stand ein Ausdruck lauernder Wachsamkeit. Die Gesichter der Tempeltal-Leute spiegelten Furcht. Scollon sprach für sie, aber es war der Oberpriester, der ihre Furcht geweckt und geschürt hatte.
    »Wir wissen, daß uns auf der Erde weder Strahlenwaffen noch eine überlegene Technik erwarten«, sagte Charru ruhig. »Wir kommen in Frieden. Als Flüchtlinge, die eine Heimat suchen - nicht, um jemanden zu unterjochen.«
    »Und die Marsianer?« fragte Scollon rauh.
    »Wenn wir uns nicht mit den Energiewerfern des Schiffs gegen sie wehren können, dann auch nicht mit anderen Mitteln. Das weißt du genau.«
    »Aber es kann wilde Tiere geben, feindliche Rassen ...«
    »Wir haben genug Lasergewehre an Bord, um für den Notfall gerüstet zu sein.« Charrus Schultern spannten sich, sein schmales, hartes Gesicht schien wie aus Bronze gegossen. »Wir haben gegen die Waffen der Marsianer gekämpft mit nichts als Schwertern in der Hand. Wir haben die Waffen hassen gelernt, die heimtückisch aus der Ferne töten. Und wir werden diese Waffen nicht auf Menschen richten, die sich nicht mit gleichen Mitteln wehren können.«
    »Menschen?« zischte Zai-Caroc. »Wer sagt, daß es Menschen sind, denen wir begegnen werden?«
    Charru fuhr herum. Von einer Sekunde zur anderen loderte in seinen Augen ein kaltes blaues Feuer.
    »Weißt du, was du für die Marsianer bist, Zai-Caroc?« fragte er beherrscht. »Ich kann es dir sagen. Als ich aus dem Mondstein floh und ihnen zum erstenmal gegenüberstand, habe ich ihre Blicke gesehen. Blicke, die einem wilden Tier galten, einer gefährlichen Bestie. Sie wollten uns vernichten wie Ungeziefer. Willst du dir das gleiche Recht anmaßen?«
    Einen Augenblick blieb es still.
    Zai-Caroc war unwillkürlich einen Schritt zurückgewichen. Bar Nergals Lippen zuckten. Die Knöchel der dürren Finger am Griff des Lasergewehrs traten weiß und spitz hervor, doch er schwieg.
    »Aber all die Waffen! Energie-Granaten, die ganze Städte zerstören können! Strahlen, die alles in weitem Umkreis töten! Wir wären sicher! Wir wären
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