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Söhne der Erde 12 - Inferno Erde

Söhne der Erde 12 - Inferno Erde

Titel: Söhne der Erde 12 - Inferno Erde
Autoren: Susanne U. Wiemer
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ändern. Und doch fand die »Terra« jetzt ihren Weg allein. Charru lockerte die Gurte, die seinen Rücken gegen den Sitz preßten, und starrte gebannt durch den Sichtschirm nach vorn, wo sich in der Dunkelheit plötzlich ein schwacher opalisierender Schleier bildete.
    Minuten später tauchte das Schiff aus dem Erdschatten und ließ die Dämmerungszone hinter sich. Der blaue Planet schien wie ein leuchtendes Juwel in einem Meer aus Glanz zu schwimmen.
    *
    Auf der Nachtseite der Erde wogte das Gras einer endlosen Steppe im Wind, vom Mondlicht wie mit Silber übergossen.
    Einzelne Bäume reckten kahle, knorrige Zweige in den Himmel. Zwischen Felsen, die wie glasierter Ton glitzerten, gähnten schwarze Höhleneingänge. Tief in Spalten und schützenden Winkeln nistete die Wärme rauchloser Feuer. Die Steppenbewohner drängten sich dicht zusammen.
    Vor Jahrhunderten hatte sich hier Wüste gedehnt, und die Felsen waren schwarze, zerbröckelnde Türme gewesen.
    Die Steppenbewohner hatten die Erinnerung daran verloren. Andere Erinnerungen lebten weiter - in ihren Legenden, ihren Ängsten, ihren Träumen. Das Licht, das über den Himmel wanderte, war unveränderliche Wahrheit, wenn auch niemand voraussagen konnte, wann es erscheinen würde. Das Licht kündete die Götter an, die von den Sternen kamen. Es wanderte oft über den nächtlichen Himmel. Aber die Götter brachte es nur ein- oder zweimal in jedem Menschenalter mit, manchmal seltener, oft so lange nicht, daß sie vergessen wurden.
    Die Legenden kannten viele Götter, freundliche und feindliche.
    Ihre Sprache wurde von Generation zu Generation an einen Kreis von Auserwählten weitergegeben. Vor zwei Menschenaltern, sagten die Legenden, hatte das Licht Geschenke von den Sternen gebracht. Aber ältere Legenden wußten auch von unfreundlichen Göttern, die dem Licht entstiegen, begleitet von bergeerschütterndem Donnern, von den Silbernen, die Unvorsichtige und Neugierige zu den Sternen entführten.
    Seit Jahrhunderten hielten die Steppenbewohner in den Nächten Wache.
    Keine Legende kannte mehr die Geschichte jenes wilden Jungen mit dem zottigen schwarzen Haar und den blauen Augen, den die Silbernen vor langer Zeit wie ein Tier gefangen und in einen Käfig gesperrt hatten. So wenig, wie am anderen Ende der Welt die Legenden den Namen des Mannes aus den nördlichen Eiswüsten bewahrten, der mit dem Licht verschwunden war. Nur die Furcht wurzelte noch tief. Die Erinnerung an die Zeit, als überall auf der Welt Menschen im geheimnisvollen Reich der silbernen Götter verschwunden waren, lebte im Gedächtnis der Rassen weiter.
    Später waren freundlichere Götter erschienen, die ihre Sprache verstanden und sich Forscher nannten.
    Aber ihre Absichten blieben rätselhaft, und wo sie ihre Gesetze verkündeten, waren auch diese Gesetze undurchschaubar. Was sie hinterließen, waren Verwirrung und Furcht. Es gab Macht, die sich auf ihre Sprache oder zurückgelassene Reliquien stützte. Es gab Menschen, die ihre Schiffe aus der Nähe kannten - und solche, die immer nur fern und geheimnisvoll, das Licht gesehen hatten.
    Der Mann, der zwischen den Felsen in der wogenden Grassteppe kauerte, sah mit aufgerissenen Augen und hämmerndem Herzen, wie in dieser Nacht das Licht über den Himmel wanderte.
    Für ihn konnten es nur die Silbernen sein, die zurückkamen, die Götter von den Sternen. Denn seine Legenden wussten nichts davon, daß auch auf anderen Sternen Menschen lebten und daß einige unter ihnen waren, deren Vorfahren zu seinem eigenen Volk gehört hatten.
II.
    Blaue Ozeane. Landmassen, die sich weit über die Krümmung des Planeten erstreckten. In dem blendenden Lichtmeer, mit dem die Sonne das All erfüllte, schien die »Terra« bewegungslos über dem Kontinent zu hängen, den Lara »Europa« nannte. Charrus Finger berührten eine der Metallwände, um die leise Vibration der Energie zu spüren, die immer noch das Schiff durchpulste.
    Die Computersteuerung würde es im Orbit halten, so lange die Menschen wollten.
    In der Pilotenkanzel hatte Beryl von Schun die Wache übernommen. Die Landefähren waren bereit: ausgerüstet mit Funkanlagen, mit Vorräten und Wasser, ausgerüstet vor allem mit den Geräten, die gebraucht wurden, weil menschliche Sinne allein nicht ausreichten, um das Maß von Gefahr oder Sicherheit zu ergründen. Angreifer konnte man sehen und hören. Unsichtbare Strahlen, verborgene Gifte oder gefährliche Mikroben nicht. Sie verfügten über Strahlenmesser,
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