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Söhne der Erde 08 - Sucher der Zukunft

Söhne der Erde 08 - Sucher der Zukunft

Titel: Söhne der Erde 08 - Sucher der Zukunft
Autoren: Susanne U.Wiemer
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hinter uns lassen. Einen unmenschlichen Sklavenstaat! Auch Lara weiß es.«
    Kerr fuhr sich mit der Hand über die Stirn.
    Sekundenlang ging sein Blick durch alles hindurch. Er würde die Vereinigten Planeten nicht hinter sich lassen. Bisher war ihm das ganz selbstverständlich erschienen. Jetzt zum ersten Mal fragte er sich, wie es sein würde, wenn er nach alldem wieder in seine perfekte, wohlgeordnete Welt zurückkehrte, in der Behörden und Institutionen jeden Schritt seines künftigen Lebenswegs im voraus festgelegt hatten. Er versuchte, es sich vorzustellen - und konnte es nicht.
    »Denken Sie darüber nach«, sagte Charru ruhig. »Reden Sie mit Lara, wenn Sie glauben, daß es sein muß. Aber nicht sofort Ich möchte, daß Sie an einer Besprechung teilnehmen.«
    »Ich?«
    »Ja. Wenn Sie uns helfen wollen, haben Sie auch das Recht zu wissen, worum es geht. Oder haben Sie es sich anders überlegt?«
    Helder Kerr schüttelte den Kopf.
    »Ich halte mein Wort«, sagte er knapp.
    Er meinte es auch so. Und er wurde sich nicht bewußt, daß er sich damit schon nicht mehr in marsianischen Begriffen ausgedrückt hatte.
    *
    Der Spiralschlitten rumpelte.
    Ein primitives Fahrzeug, dafür konstruiert, sich im Wüstensand oder auf unwegsamem Gelände zu bewegen. Die alten Marsstämme benutzten es seit Hunderten von Jahren - seit der damalige Rat in Kadnos beschlossen hatte, die Ureinwohner in ihren Reservaten mit ein paar Fortbewegungsmitteln für Notfälle auszurüsten.
    Die Regelung war nie geändert worden.
    Warum auch? Im Alpha-Reservat standen die Schlitten ohnehin nur herum. Im Beta-Reservat, das mit einer biologischen Versuchsanstalt verbunden war, wurden sie für landwirtschaftliche Zwecke genutzt. Und jetzt rollte einer der Schlitten, bepackt mit Ausrüstungsgegenständen und Nahrungsmitteln, schwerfällig, durch das Grasland, das den Kanal säumte.
    Der Lenker umklammerte das Steuerrad mit beiden Händen. Ein halbes Dutzend Männer schritt stumm neben dem Fahrzeug durch die Dämmerung. Männer in einfacher grauer Leinenkleidung, mit stumpfem, strähnigem Haar und eigentümlich unsicheren Bewegungen. Sie alle waren wie aus einem langen Schlaf erwacht. Sie mußten erst wieder lernen, ihren Willen zu gebrauchen und ihrer eigenen Kraft zu trauen.
    Der Riese, den die anderen Hunon nannten, ging voran.
    Hunon - das war der Name, den er für sich gewählt hatte. In den Reservaten trugen die Menschen keine Namen, sondern Nummern. Der Hüne mit dem staubroten Haar war sein Leben lang »Zweiundachtzig« gewesen, und Wut und Scham drohten in ihm überzukochen, wenn er daran dachte.
    Jetzt hieß er Hunon.
    Jetzt trug er den Namen des legendären Gründers der Sonnenstadt, des größten Häuptlings und Helden aus den Legenden der alten Marsstämme. Auch seine Gefährten hatte ihre Namen aus diesen Legenden gewählt. Kaldan, der die zeitlosen Götter, gesehen hatte...Arrian, der Gerechte . .
    Ruan aus den zwei Monden - was immer das bedeuten mochte...
    Die Sonne war aufgegangen, als sie ihr Ziel erreichten.
    Vor ihnen wichen die Hügelflanken auseinander, und die Wüste dehnte sich im harten Glanz des erwachenden Morgen; Hunon wandte sich um, ließ die, Augen über dürres Gras und Gestrüpp schweifen, dann hatte er gefunden, was er suchte.
    Ein Loch im Felsen.
    Keine eigentliche Höhle, aber ein tiefer, schattiger Schlupfwinkel unter vorspringenden Steinplatten. Die Männer sahen sich an. Triumph leuchtete aus ihren Augen. Ihre Blicke wanderten in die Wüste hinaus, und in Gedanken sahen sie das, was sie im Herzen dieser Wüste wußten: die Sonnenstadt, Heimat der Marsstämme und Mittelpunkt ihrer uralten Kultur.
    Auf Hunons Zeichen begannen die Männer eilig, den Spiralschlitten zu entladen.
    Nahrung und Ausrüstung wurden in dem Felsenloch verstaut. Nur wenig blieb auf dem Schlitten: das Nötigste für ein lange Erkundungsfahrt. Hunon warf noch einen prüfenden Blick in die Runde, dann schwang er sich neben den wartende Ruan auf den Schlitten.
    »Viel Glück!« murmelte jemand.
    »Gebt auf euch acht«, sagte Hunon mit schwerer Stimme. »Noch sind wir wenige. Bald werden wir ein Heer sein. Die Herren der zwei Monde mögen euch schützen!«
    Auf sein Zeichen hin setzte sich der Spiralschlitten in Bewegung.
    Hunon starrte in die Wüste und hing seinen Gedanken nach. Gedanken an die Vergangenheit. An die halb versunkenen Legenden. Und an jene vergessenen Götter, die man »Herren der zwei Monde« nannte, die das alte Volk des Mars
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