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Söhne der Erde 06 - Das Erbe des blauen Planeten

Söhne der Erde 06 - Das Erbe des blauen Planeten

Titel: Söhne der Erde 06 - Das Erbe des blauen Planeten
Autoren: Susanne U. Wiemer
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Osten kauerte Hardan mit seiner langen strohfarbenen Mähne. Die übrigen Wachtposten konnte Charru nicht ausmachen, doch er wußte, daß sie ihre Plätze eingenommen hatten. Solange sie keinen Alarm gaben, waren die Menschen sicher innerhalb der Stadt. Sie würden endlich Ruhe finden; sie würden schlafen können.
    Es sei denn, daß noch mehr von den geheimnisvollen Fremden in den Ruinen lauerten.
    Charru verscheuchte den Gedanken, während er den Jet vorsichtig im Kreis der Säulen landete. Einzelne Gegner, Feinde, die aus dem Dunkel zuschlugen, das war eine Gefahr, mit der sie fertigwerden konnten. Ein hartes Lächeln kerbte sich um seine Lippen, als er ausstieg und neben Camelo auf die kleine Gruppe zuging, die am Rand des Platzes wartete.
    Gerinth, Gillon von Tareth, der das gleiche rote Haar wie sein Vetter Erein hatte, Karstein, Jarlon und Brass. Der Älteste kniff die nebelgrauen Augen gegen die Sonne zusammen.
    »Die anderen haben sich in einem der größeren Gebäude versammelt«, berichtete er knapp. »Nicht ohne vorher die Stadt zu durchkämmen«, fügte er hinzu. »Sie ist verlassen. Und was hat es bei euch gegeben?«
    »Nichts. Keine Verfolger, nur leere Wüste, so weit das Auge reicht. Kommt jetzt! Die meisten von uns haben seit einer halben Ewigkeit nicht mehr geschlafen!«
    »Ich bin nicht müde«, sagte Camelo, während sie eine der breiten, mit roten Steinen gepflasterten Straßen einschlugen. »Ihr habt mich ja ständig gezwungen, wegen dieser lächerlichen Verletzung untätig herumsitzen. Laß mich eine Wache übernehmen, einverstanden?«
    »Einverstanden. Aber erst wird Indred nach deiner Wunde sehen ...«
    Charru verstummte.
    Zwei Gestalten tauchten rechts von ihnen aus dem Schatten eines Mauerbogens: Beryl von Schun und der junge Jerle Gordal. Beide atmeten auf, als sie sahen, daß Charru und Camelo zurück waren. Aber in ihren Gesichtern stand dennoch Sorge.
    »Was habt ihr gesehen?« Jerle gelang es nur schwer, seine Erregung zu unterdrücken. »Verfolgen sie uns? Werden sie hierherkommen?«
    »Niemand verfolgt uns. Was ist passiert?«
    Beryl zuckte die Achseln. »Die Priester! Einer ihrer Akolythen ist spurlos verschwunden.«
    »Wer?« fragte Charru, während er mit den anderen durch den Torweg auf eins der größeren Gebäude zuging.
    »Dayel.«
    Sie hatten die Tür erreicht: ein leeres, zerbröckelndes Loch. In dem hallenartigen Raum dahinter drängten sich die Menschen mit blassen, angespannten Gesichtern. Dayel, wiederholte Charru in Gedanken. Der junge Akolyth, der Shea getötet hatte - jedenfalls glaubten sie das. Es war Dayels Dolch gewesen, der in Shea Orlands Rücken steckte. Aber es gab keinen wirklichen Beweis. Und verantwortlich war Bar Nergal, der Oberpriester. Er hatte Verrat begangen, weil er sich den Marsianern ergeben wollte, die er für seine Götter hielt. Und er war in blinder Panik zurück zu den Söhnen der Erde geflüchtet, als er begriff, daß die Marsianer keine Götter, sondern Menschen waren. Menschen, die ihn verachteten, die einen Wahnsinnigen in ihm sahen und ihm nicht einmal genug Bedeutung zumaßen, um ihn gefangenzunehmen.
    Der Oberpriester kauerte an der Wand und stierte vor sich hin, immer noch völlig apathisch.
    Es war Mircea Shar, der Tempelhüter, der zu Charru trat. Auch Mircea Shar hatte sich den Verrätern angeschlossen. Aber dann, als sie belagert wurden und Charru jedem freistellte zu gehen, der sich ergeben wollte, war er geblieben, genau wie die Tempel-Leute. Sie hatten Bar Nergals Entsetzen gesehen; sie fürchteten das, was sie bei den Marsianern erwartete, mehr als den Tod. Und Mircea Shar, der Tempelhüter, hatte dem Fürsten von Mornag den Treueeid geschworen.
    »Dayel ist verschwunden?« fragte Charru knapp.
    Der Tempelhüter nickte. »Wir haben die Stadt durchsucht und uns dann hier versammelt. Dayel kam nicht zurück.« Er stockte und biß sich auf die Lippen. »Er ist sechzehn Jahre alt, Fürst, fast noch ein Kind ...«
    »Er war alt genug, um den Dolch nach Shea Orland zu schleudern«, sagte Hakon durch die Zähne.
    Charru wandte den Kopf. Sheas Schwester war Hakons Frau, und er brannte immer noch darauf, seinen Blutsbruder zu rächen. Auch Ayno, der junge Akolyth, dem der Fürst von Mornag das Leben gerettet und der als erster mit den Priestern gebrochen hatte, wollte Sheas Mörder bestrafen. Es gab viele, die Dayel haßten. Und von den Priestern, die ihm die Mordtat befohlen hatten, rührte niemand außer Mircea Shar einen Finger für
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