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Söhne der Erde 04 - Tage Des Verrats

Söhne der Erde 04 - Tage Des Verrats

Titel: Söhne der Erde 04 - Tage Des Verrats
Autoren: Susanne U. Wiemer
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in der linken Hand ein Blatt Papier mit einer Zeichnung. Conal Nord hatte sie in Kadnos angefertigt. Conal Nord, der Generalgouverneur der Venus, der als Staatsgast auf dem Mars weilte, der die Flucht der Terranner aus der MondsteinWelt miterlebt hatte und der es offenbar als einziger nicht selbstverständlich fand, daß ein ganzes Volk einfach zum Tode verurteil und ausradiert wurde.
    Er allein hatte verstanden, warum sie sich nicht ergeben konnten, um als Sklaven in diesem gespenstischen Marionetten-Staat zu leben.
    Er hatte Charru zur Flucht auf Kadnos verholfen. Er hatte auch gewußt, daß das havarierte Raumschiff sein Ziel war, und er hatte ihm die Zeichnung des Schaltfeldes gegeben, mit dessen Hilfe sie - vielleicht - den schützenden Energieschirm aktivieren konnten. Wenn sie es schafften, würden die Robotsonden der Marsianer sie mit ihren Ortungsstrahlen nicht mehr aufspüren können. Und wenn sie das schafften - vielleicht war dann auch alles andere nicht nur ein Traum?
    Jarlons blaue Augen hatten sich zusammengekniffen. Charru trat neben ihn. Beide starrten sie auf das Schaltfeld und verglichen die Anordnung der Tasten mit der Zeichnung: zwei junge Männer, in deren bronzefarbenen Gesichtern die Züge der Mornag schärfer hervortraten als sonst, die älter wirkten, als sie es den Jahren nach waren. Gerinth dachte daran, daß er schon Erlend von Mornag und dessen Vater gekannt hatte und daß sie alle von der gleichen Art gewesen waren.
    Söhne der Erde, obwohl sie es nicht gewußt hatten, denn ihren Vorfahren war von den marsianischen Wissenschaftlern die Erinnerung genommen worden. Aber das irdische Erbe in ihnen war nicht erloschen. Es lebte noch. Es lebte in den Menschen, die um ihre Freiheit kämpften, und es lebte selbst in den Priestern, die irgendwo in den Tiefen des Schiffs Gebete intonierten.
    Charru hob nur einmal lauschend den Kopf, dann konzentrierte er sich wieder auf das Schaltfeld.
    »Es stimmt«, stellte er fest. » Jetzt müssen wir nur noch die Tasten in der richtigen Reihenfolge bedienen.«
    »Und was wird dann genau passieren?« fragte Gerinth ruhig.
    Charru zuckte die Schultern. Er hatte die Müdigkeit abgeschüttelt, und seine saphirblauen Augen glänzten.
    »Ich weiß nicht«; murmelte er. »Wir werden es sehen...«
    *
    Auf dem Gelände des Raumhafens von Kadnos ging alles seinen gewohnten Gang.
    Die Wachmänner wirkten ein wenig nervös, und der Sicherheitschef hatte immer noch nicht den Schock angesichts der Tatsache überwunden, daß es ein paar halbnackten Barbaren gelungen war, einen Gleiterjet zu stehlen und in die Versorgungszentrale einzubrechen. Aber das lag jetzt Tage zurück. Die Lücken im Sicherheitssystem waren geschlossen worden, die Vernichtungsaktion gegen die Singhai-Klippen hatte das Problem gelöst. Lediglich die Besatzung des Towers sprach noch von dem außergewöhnlichen Schaupsiel, dessen Zeuge sie geworden war: der Aktivierung der Laserkanonen, die seit so langen Jahren in ihren Bunkern geschlummert hatten, daß sich außer den Wartungsmannschaften kaum jemand an ihr Vorhandensein erinnerte.
    Helder Kerr sagte sich, daß er das imponierende Bild dieser schweren Waffen wahrscheinlich kein zweites Mal in seinem Leben sehen würde.
    Viel Aufwand, um eine Horde Barbaren zu eliminieren, die mit Schwertern kämpfen. Oder nein: Es hieß, sie hätten ein paar Strahlenwaffen an sich gebracht. Kerr runzelte die Stirn. Er war Raumfahrt-Ingenieur und hatte keine Waffe mehr in Händen gehalten, seit er während seines Studiums an den Energiewerfern der Kriegsflotte ausgebildet worden war. Und damals hatte er sich keine Gedanken über die tödlichen Konsequenzen der Handgriffe gemacht, die er im Schlaf zu beherrschen lernte. Denn die marsianische Kriegsflotte war eine Institution von eher formaler Bedeutung - so wie ein Angriff aus den Tiefen der Galaxis nur ein theoretischer Fall war, mit dem niemand ernsthaft rechnete.
    Kerr warf einen Blick auf den Radarschirm, dann spähte er mit zusammengekniffenen Augen in den Himmel, wo sich ein winziger dunkler Punkt zeigte.
    Die »Kadnos V« befand sich im Landeanflug.
    Vor genau zwei Minuten und dreißig Sekunden hatte sie die Warteposition im Orbit verlassen, jetzt stürzte sie, in einen Feuermantel gehüllt, der Oberfläche des Planeten entgegen. Auf dem Sichtschirm des Computers tickten Zahlen, die Kontrollampen leuchteten, die Zeiger der Skalen zitterten im grünen Sicherheitsbereich. Der Monitor zeigte das glatte, beherrschte
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