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Söhne der Erde 04 - Tage Des Verrats

Söhne der Erde 04 - Tage Des Verrats

Titel: Söhne der Erde 04 - Tage Des Verrats
Autoren: Susanne U. Wiemer
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Gesicht des Piloten. Er flog die Strecke zwischen Mars und Venus zweimal monatlich, und das seit Jahren. Start und Landung waren Routine, ein perfekter technischer Ablauf, von Computern kontrolliert, bei dem den Menschen nur noch die Aufgabe zufiel, diese Computer zu überwachen.
    Trotzdem wurden die Piloten der Raumflotte so geschult, daß sie ihre Schiffe selbst bei einer technischen Panne beherrschten.
    Regelmäßige Trainingskurse waren auch für Helder Kerr als stellvertretender Leiter des Raumhafens Vorschrift. Mochte die Kriegsflotte auch nur wegen einer rein hypothetischen Bedrohung existieren - sie brauchte Spezialisten, die mehr konnten, als sich blindlings auf die Technik zu verlassen. Sie brauchte eine Elite von Männern und Frauen, die - genau wie die politische Führungsschicht - selbständig zu denken und zu handeln verstand, obwohl die Wahrscheinlichkeit dagegen, sprach, daß diese Fähigkeiten jemals gebraucht wurden.
    Kerr verfolgte die Landung, kontrollierte Daten und beobachtete dabei durch das blendfreie Glas der Sichtkuppel das rasch größer werdende Schiff.
    Er hatte seit zwei Jahren nur noch am Simulator trainiert. In zwei Tagen würde er fliegen: nicht als Pilot, sondern als Passagier der »Kadnos V«. Urlaub auf der Venus... Eine vorgeschriebene Pflichtübung: im Alter von dreißig, bei Angehörigen der Elite im Alter von fünfunddreißig Jahren, hatte jeder Bürger der Vereinigten Planeten eine Partnerschaft mit einer zwanzig- bis fünfundzwanzigjährigen Frau des passenden IntelligenzQuotienten einzugehen. Die Norm für die Dauer der Verbindung betrug zehn Jahre, die Zahl der Kinder wurde nach den Richtlinien der Zentralstelle für Geburtenregelung festgesetzt. Die Erziehung lag ganz in der Hand des Staates, aber die Partnerschaften konnten auf Wunsch über die Norm hinaus fortgesetzt werden, da gleiche oder ähnliche gesellschaftliche Aufgaben ohnehin zu ihren Voraussetzungen gehörten.
    Helder Kerr war mit einer bildschönen Venusierin verlobt.
    Während er mit ungeschmälerter Konzentration die Landung der »Kadnos V« beobachtete, sagte er sich, daß er im Grunde zufrieden sein konnte. Er würde nie mehr ein Schiff steuern, sondern die Leitung des venusischen Raumhafens übernehmen, doch das stand ohnehin seit Jahren fest. Er hatte dem Staat an dem Platz zu dienen, an dem er am nützlichsten war. Es wäre ihm nicht in den Sinn gekommen, die Berechtigung dieser Tatsache in Frage zu stellen.
    Aufatmend beobachtete er, wie die mächtige silberne »Kadnos« aufsetzte.
    Auf dem Monitor stellte der Pilot die, Systeme ab. Kerr nickte dem Zweiten Ingenieur zu, der die weiteren Formalitäten übernehmen würde, reckte die Schultern und stand auf, um die vorgeschriebenen zehn Minuten Pause im Relax-Center zu verbringen.
    Sein Dienst endete in zwei Tagen.
    Die Venus würde immerhin eine Abwechslung sein. Und Helder Kerr fragte sich, ob sich dieser Planet tatsächlich so sehr vom Mars unterschied, wie man sagte.
    Es sollte dort Exzentriker geben, die mit staatlicher Genehmigung Blumen züchteten.
    Es gab, wie jeder wußte, drei verschiedene künstlerische Fakultäten an der Universität von Indri. Aber die venusische Elite absolvierte ihre Studien ohnehin in Kadnos, und dort wurde jeder Exzentriker sehr schnell und sehr gründlich von der marsianischen Disziplin geprägt.
    Helder Kerr fühlte eine ungewisse Neugier auf den Gartenplaneten mit dem merkwürdigen Ruf und ertappte sich dabei, daß er sich auf seinen Urlaub freute.
    *
    Bar Nergal ahnte nicht, daß er sich in einem ehemaligen Frachtraum der »Terra I« befand.
    Seine hohe, dünne Greisenstimme erzeugte eine seltsame Hallwirkung zwischen den metallenen Wänden. Er stand hoch aufgerichtet, mit ausgebreiteten Armen, die hypnotischen schwarzen Augen auf die schweigende Versammlung gerichtet.
    »Frevel!« krächzte er. »Frevel ist geschehen... Ihr habt gefrevelt und seid bestraft worden, ihr alle... «
    Stille.
    Priester und Akolythen hatten sich auf die Knie geworfen. Vereinzelte Tempeltal-Bewohner wiegten ihre Oberkörper, um die Tröstungen des trancehaften Zustandes wiederzufinden, in den sie sich so lange geflüchtet hatten. Die Augen der jüngeren Akolythen waren wach, spiegelten widersprüchliche Gefühle. Manchmal lösten sich ihre unsicheren Blicke von der Gestalt des Oberpriesters und wanderten zu Mircea Shar, der stumm und statuenhaft an der Wand lehnte, das glatte Gesicht ohne jede sichtbare Regung.
    »Der Tempel ist
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