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So sollst du schweigen: Roman (German Edition)

So sollst du schweigen: Roman (German Edition)

Titel: So sollst du schweigen: Roman (German Edition)
Autoren: Clara Salaman
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Funkeln in ihren Augen, wenn sie ihn ansah; die Art und Weise, wie sie ihre Sachen trug und ihr holziger Duft. Ihre Anziehungskraft hatte etwas Magisches. Als Botham einen weiteren Sechser schlug, sie seinen Schenkel packte und ihre Hand für einen kurzen Moment dort liegen ließ, war er sicher, dass sie den Mörderständer bemerken würde, den er seit Stunden hatte.
    Inzwischen war es längst dunkel, und sie waren reichlich angetrunken. Er meinte, er werde sie nach Hause fahren, vorausgesetzt, seine Karre springe an. Sie gingen um die Ecke, wo er das Motorrad abgestellt hatte. Sie schien ziemlich beeindruckt von seinen technischen Fähigkeiten zu sein oder tat zumindest so. Er gab ihr seine Lederjacke, setzte ihr den Helm auf und machte den Verschluss zu, wobei seine Finger ihre Wange streiften. Wieder überkam ihn der Drang, sie zu küssen, doch sie konnte es kaum erwarten, sich auf sein Motorrad zu schwingen. Er würde sich also noch gedulden müssen – am besten wäre es gewesen, er hätte sie vorhin im Pub geküsst. Er schwang das Bein über den Sattel und erklärte ihr, sie solle sich hinter ihn setzen und sich gut festhalten. Die Tiger sprang gleich beim ersten Versuch an.
    Sie hatte noch nie auf einem Motorrad gesessen und lehnte sich auf die falsche Seite, was es ihm nicht gerade einfach machte. Doch sie klammerte sich mit aller Kraft an ihn, was sich ziemlich gut anfühlte, und brüllte ihm laut irgendwelche Sachen ins Ohr. Auch das gefiel ihm. Es fühlte sich gut an, ihr einen Kick zu verpassen.
    Leider bemerkte er den Streifenwagen auf der Rocks’s Lane in Richtung Putney erst, als er ihn bereits überholt hatte. Er bog bei der nächsten Gelegenheit nach links ab und ignorierte das Blaulicht im Rückspiegel, zumindest so lange, bis sich der Wagen näherte und sich auf derselben Höhe befand wie sie. Der Bulle auf dem Beifahrersitz streckte die Hand zum Fenster hinaus und machte die typische wedelnde Handbewegung, um ihm zu bedeuten, er solle abbremsen. Johnny gab ihm ein Zeichen, blinkte – oder hätte es getan, wenn er vorher die Blinkerglühbirnen hineingeschraubt hätte – und hielt bei der Kirche vor dem Wäldchen an, wo die Schwulen sich zum Vögeln trafen.
    »Keine Angst, Clem«, sagte er, ohne den Motor abzuschalten. Er wollte ihn lieber laufen lassen, für den Fall, dass die Maschine später nicht mehr ansprang. Aber Clem machte nicht den Eindruck, als würde sie sich vor etwas fürchten. Stattdessen schien sie das Ganze eher spannend zu finden.
    »Hier«, sagte sie und kramte in ihrer Riesentasche herum. Sie hatte noch nie mit der Polizei zu tun gehabt, doch sie wusste, dass ihr nichts passieren würde, solange er nur bei ihr war. Er hatte etwas Unbesiegbares an sich. »Nimm ein Pear Drop, damit sie das Bier nicht riechen.«
    Er schob sich eines in den Mund. Seit Jahren hatte er diesen vertrauten süßsauren Geschmack nicht mehr auf der Zunge gehabt.
    Sie sahen zu, wie der Streifenwagen anhielt und die Türen aufgingen. Zwei Polizisten stiegen aus. Einer hatte ein Walkie-Talkie in der Hand, während sich der andere, ein großer Typ mit einem breitbeinigen Angebergang, die Mütze aufsetzte.
    Der kleinere der beiden beäugte neugierig Johnnys Maschine.
    »Motor aus«, sagte er.
    Johnny tat so, als hätte er ihn nicht gehört.
    Der Große trat zu ihnen. »Machen Sie den Motor aus!«
    »Aber dann springt sie vielleicht nicht mehr an«, gab Johnny zurück.
    Der kleinere Bulle übernahm es höchstpersönlich, die Zündung auszuschalten. Dann trat er vorn um das Motorrad herum und beäugte es. »Oh. Oh. Oh. Was haben wir denn da?«
    Er sagte allen Ernstes »Oh. Oh. Oh«, wie aus dem Lehrbuch der Polizeischule. »Kein Bremslicht? Kein Blinker? Kein Helm?«
    Keine Versicherung. Kein TÜV. Und auch keine Zulassung, aber dafür war später noch Zeit genug.
    »Kein Nummernschild?«, warf der Große ein. Johnny wusste nicht, wieso sie ihre Feststellungen als Fragen formulierten, fühlte sich jedoch nicht bemüßigt, etwas darauf zu erwidern.
    »Dürfte ich mal Ihren Führerschein sehen, Sir?«
    »Hab ich nicht dabei«, erklärte er, woraufhin der kleinere Bulle umständlich seinen Notizblock aus der Tasche zog.
    »Name?«
    Johnny war nicht blöd. Er würde ganz bestimmt nicht seinen richtigen Namen verraten. Er sah sich suchend um.
    »Hood«, sagte er. Der Polizist begann zu schreiben. »Robin Hood.«
    Er spürte, wie Clem ihn in die Taille kniff, jedoch keinen Ton von sich gab. Die Oberlippe des
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