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So soll er sterben

Titel: So soll er sterben
Autoren: Ian Rankin
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Mauer ist der eigentliche Keller.« Eine behandschuhte Hand deutete auf das Regal. Rebus hörte über ihnen Dielen knarren und die gedämpften Geräusche einer Musikbox oder eines Fernsehers. »Ein Arbeiter hat angefangen, den Beton aufzuhacken und ist auf die hier gestoßen…«
    Rebus drehte sich um und schaute nach unten. Er erkannte einen Schädel und andere Knochen und zweifelte nicht daran, dass sie ein Skelett ergeben würden, wenn der ganze Beton entfernt war.
    »Die sterblichen Überreste da unten dürften schon eine Weile dort gelegen haben«, meinte der Mann von der Spusi. »Das werden bestimmt schwierige Ermittlungen.«
    Rebus und Siobhan tauschten einen Blick. Im Wagen hatte Siobhan sich laut gefragt, wieso man sie beide gerufen hatte und nicht Hawes oder Tibbet. Rebus hob eine Augenbraue, um ihr zu signalisieren, dass er jetzt die Antwort kannte.
    »
Verdammt
schwierige Ermittlungen«, präzisierte der Spusi-Mann.
    »Darum hat man uns beauftragt«, sagte Rebus gelassen, was ihm ein ironisches Lächeln von Siobhan einbrachte. »Wo ist der Mann, der die Spitzhacke geschwungen hat?«
    »Oben. Er meinte, ein Gläschen auf den Schreck würde helfen, seine Lebensgeister wieder zu wecken.« Der Spusi-Mann schnupperte, so als wäre ihm erst jetzt der Pfefferminzgeruch in der abgestandenen Luft aufgefallen.
    »Dann ist es wohl das Beste, wenn wir gleich mit ihm sprechen«, sagte Rebus.
    »War denn nicht von zwei Leichen die Rede?«, erkundigte sich Siobhan.
    Der Mann wies mit dem Kopf auf eine weiße Plastiktragetasche, die neben dem Betonloch auf dem Boden lag. Einer seiner Kollegen hob die Tüte ein Stück an. Siobhan sog ruckartig die Luft ein. Es lag dort ein weiteres Skelett, jedoch ein kleines, das man kaum erkannte. Sie atmete durch zusammengepresste Zähne aus.
    »Wir hatten leider nichts anderes zur Hand«, entschuldigte sich der Mann und zeigte auf die Tragetasche.
    »Mutter und Kind?«, überlegte Rebus.
    »Ich würde solche Spekulationen den dafür zuständigen Fachleuten überlassen«, verkündete ein Neuankömmling. Rebus drehte sich um und gab dem Pathologen Dr. Curt die Hand. »Meine Güte, John, sind Sie immer noch dabei? Ich hab gehört, man wolle Sie mit aller Gewalt loswerden.«
    »Ich richte mich ganz nach Ihnen, Doc. Wenn Sie in Rente gehen, gehe ich auch.«
    »Und ein großes Frohlocken wird die Stadt erfüllen. Auch Ihnen einen schönen guten Abend, Siobhan.« Curt neigte den Kopf ein wenig. Mit seinem makellosen dunklen Anzug, den frisch geputzten Budapestern, dem gestärkten Hemd und der gestreiften Krawatte, die wahrscheinlich seine Mitgliedschaft in irgendeiner altehrwürdigen Edinburgher Institution verriet, schien er einer vergangenen Epoche anzugehören. Sein nach hinten gekämmtes Haar war grau, aber er wirkte dadurch nur umso distinguierter. Er betrachtete die Skelette.
    »Der Herr Professor wird ganz aus dem Häuschen geraten«, murmelte er. »Er liebt solche kleinen Rätsel.« Er richtete sich auf und musterte den Raum. »Vor allem historische.«
    »Sie glauben also, dass die Toten schon eine Weile hier liegen?«, fragte Siobhan leichtsinnigerweise. Curts Augen funkelten.
    »Garantiert lagen sie schon hier, als der Beton gegossen wurde… aber vermutlich noch nicht allzu lange. Die wenigsten Menschen gießen Beton auf Leichen, ohne einen guten Grund dafür zu haben.«
    »Ja, natürlich.« Siobhans Erröten wäre unbemerkt geblieben, hätte die Bogenlampe nicht plötzlich den Raum in gleißendes Licht getaucht, durch das übergroße Schatten auf den Wänden und der niedrige Decke erschienen.
    »Schon besser«, meinte der Spusi-Mann.
    Siobhan schaute zu Rebus und sah, wie er sich die Wangen rieb, so als müsse sie erst darauf aufmerksam gemacht werden, dass ihr Gesicht rot angelaufen war.
    »Vielleicht sollte ich den Herrn Professor benachrichtigen«, sagte Curt wie zu sich selbst. »Bestimmt will er die Skelette
in situ
sehen…« Er zog sein Handy aus einer Innentasche. »Tut mir ja Leid, den alten Knaben auf dem Weg in die Oper zu stören, aber die Pflicht geht vor, stimmt’s?« Er zwinkerte Rebus zu, der mit einem Lächeln reagierte.
    »Stimmt genau, Doc.«
    Beim Herrn Professor handelte es sich um Professor Sandy Gates, den Kollegen und direkten Vorgesetzten Curts. Beide Männer unterrichteten am pathologischen Institut der Universität, hatten aber ständig Rufbereitschaft, um bei Bedarf an einem Tatort erscheinen zu können.
    »Haben Sie schon gehört, dass in Knoxland
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