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So hell wie der Mond

So hell wie der Mond

Titel: So hell wie der Mond
Autoren: Nora Roberts
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Schwäche an. Hingegen ich betrachte sie als die weiche, anziehende Seite einer starken, intelligenten, widerstandsfähigen Frau. Es liegt in meiner Natur, zu beschützen und zumindest zu versuchen, Dinge, die falsch laufen, in die richtigen Bahnen zu lenken. Es ist etwas, was ich selbst dir zuliebe nicht einfach ändern kann.«
    »Ich will gar nicht, dass du dich änderst, Byron. Aber ich kann mich ebensowenig ändern wie du. Es wird mich immer stören, wenn jemand die Führung in meinem Leben übernehmen will, egal, wie gut er es auch meint.«
    »Und wenn ich sehe, dass jemand, den ich liebe, so gestreßt ist, dass er davon krank wird, dass er ausgenutzt wird, dass man ihn verletzt – dann werde ich alles in meiner Macht Stehende dagegen unternehmen. Und wenn ich etwas will, wovon ich vollkommen überzeugt bin, arbeite ich daran, es zu erreichen. Ich liebe dich, Kate.«
    Abermals stiegen in ihren Augen Tränen auf. »Ich weiß einfach nicht, wie ich mit dieser Situation umgehen soll. Ich weiß nicht, was ich machen soll. Ich kann nicht mehr nachdenken.«
    »Aber ich weiß es. Schau, hin und wieder schadet es gar nicht, wenn man jemand anderem das Denken überläßt.«
    »Kann sein. Aber bei allem, was in den letzten Monaten geschehen ist, gab es Augenblicke, in denen ich Mühe hatte zu erkennen, was ich wollte, wer ich überhaupt war. Manchmal war das alles andere als leicht. Sie haben Roger verhaftet.«
    »Ich weiß.«
    »Natürlich – wie immer!« Sie versuchte zu lachen, doch dann wandte sie sich ab. »Als Kusack kam und es mir erzählte, war ich mir zu Anfang nicht sicher, was ich empfand. Erleichterung, Genugtuung – aber auch noch etwas anderes. Ich habe an meinen Vater gedacht. Er wäre ins Gefängnis gekommen, genau wie Roger jetzt. Sie beide haben sich des gleichen Vergehens schuldig gemacht, und so hätte man sie sicher auf die gleiche Weise bestraft. Einer wie der andere war ein Dieb.«
    »Kate …«
    »Nein, laß mich bitte ausreden. Schließlich habe ich lange genug gebraucht, um mir über diese Dinge klarzuwerden. Mein Vater hatte einen Fehler gemacht, einen kriminellen Fehler, und sosehr mich dieses Wissen auch schmerzt, weiß ich doch, dass er niemals versucht hätte, jemand anderem die Schuld dafür in die Schuhe zu schieben. Er war nicht wie Roger. Er hätte sich der Verantwortung gestellt und seinen Fehler abgebüßt. Heute erst begreife ich, wie wichtig diese Erkenntnis für mich ist. Mit diesem Wissen kann ich leben, kann ihm das, was er getan hat, verzeihen, und mich daran erinnern, was er während der ersten acht Jahre meines Lebens für mich bedeutete. Er war mein Vater und hat mich geliebt.«
    »Du bist eine wunderbare Frau, Katherine.«
    Sie schüttelte den Kopf und wischte sich die Tränen fort. »Ich musste diese Sache loswerden. Es scheint, als könnte ich immer einfach alles, was in meinem Inneren wühlt, herausholen und dir anvertrauen. Es macht mir angst, wie leicht das geht.«
    »Du hast überhaupt zuviel Angst. Laß uns sehen, ob ich dir vielleicht helfen kann. Am besten versuchen wir es mit einem einfachen logischen Test. Ich bin fünfunddreißig Jahre alt, war nie verheiratet, nie verlobt, habe nie offiziell mit einer Frau zusammengelebt. Warum?«
    »Keine Ahnung.« Sie fuhr sich mit den Händen durch die Haare und rang darum, dass ihr Intellekt die Oberhand über ihre Gefühle behielt, als sie sich ihm wieder zuwandte. »Dafür könnte es ein Dutzend Gründe geben. Du hast Angst vor den mit einer derartigen Beziehung einhergehenden Verpflichtungen gehabt; du warst zu sehr damit beschäftigt, die verschiedensten Früchte des Südens zu kosten; du hattest nur deine Karriere im Kopf.«
    »Es könnte jeder dieser Gründe gewesen sein«, stimmte er ihr zu. »Aber ich werde dir sagen, weshalb ich bisher tatsächlich nie eine engere Bindung eingegangen bin. Tatsächlich mache ich ebenso ungern Fehler wie du. Ich bin sicher, dass es andere Frauen gibt, mit denen ich glücklich sein und ein anständiges Leben führen könnte. Aber das ist nicht genug. Ich habe gewartet, weil ich dieses Bild im Kopf hatte, diesen Traum von der Frau, mit der ich eines Tages absolut alles teilen wollte.«
    »Jetzt erzähl mir bloß nicht, ich entspräche diesem Bild – denn ich weiß genau, dass das nicht stimmt.« Sie starrte auf das Taschentuch, das er ihr gab. »Was soll ich damit?«
    »Du weinst schon wieder.« Während sie ihm beinahe zornig das Tuch aus der Hand riß und ihr Gesicht abzutupfen
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