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So hell wie der Mond

So hell wie der Mond

Titel: So hell wie der Mond
Autoren: Nora Roberts
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war.
    Kate Powell warf ihr Leben niemals fort, sagte sie sich in strengem Ton. Sie war eine Kämpferin. Nur die Schwachen gaben die Hoffnung auf. Ihr standen sicher noch Jahre des Glücks bevor. Also würde sie nicht einer alten Münze und einer traurigen Legende wegen deprimiert hier herumhängen.
    Am besten wandte sie ihre Gedanken wieder dem wahren Leben zu. Sie blinzelte. Ihrem Leben, in dem sie schon immer genau wusste, was für sie das beste war.
    Sie fand den Schlüssel und schob die Münze in ihre Tasche zurück. Aber es war schwerer, als sie gedacht hatte, den Schlüssel im Schloss herumzudrehen – denn sicher wäre es das letzte Mal.
    Hier ging es doch nur um ein Haus, sagte sie sich. Es gab keinen Grund für sie, es zu lieben, keinen Grund, dieses beinahe schmerzliche Gefühl des Willkommenseins zu verspüren, als sie über die Schwelle trat. Es gab nicht den geringsten Grund, in Richtung der gläsernen Flügeltür zu gehen und nur mühsam die Tränen zu unterdrücken, als sie Nip und Tuck in der Sonne dösen sah.
    Die blühenden Geranien in den grauen Tontöpfen. Die Mobiles aus Kupfer und Messing, die leise in der Brise, die vom Meer heraufwehte, bimmelten. Die Muscheln, die sie zusammen mit Byron am Strand gesucht und in einer flachen Glasschale auf dem Redwood-Tisch angeordnet hatten.
    Es war perfekt, erkannte sie, einfach perfekt. Und deshalb vergoß sie ein paar Tränen.
    Als die Hunde synchron die Köpfe hoben und bellend in Richtung der Glastür schössen, wurde ihr klar, dass sie das Geräusch des Wagens überhört hatte. Die beiden Kleinen jedoch reagierten so, wie sie es immer taten, wenn Byron endlich von der Arbeit nach Hause kam.
    Panisch drehte sie sich um und blickte zur Tür, als er den Flur betrat.
    »Tut mir leid«, sagte sie sofort. »Ich wusste nicht, dass du so früh nach Hause kommen würdest.«
    »Das denke ich mir.« Aber dank Lauras Anruf war er über ihren Besuch im Bilde.
    »Ich bin gekommen, um meine Sachen zu holen. Ich … ich wollte es erledigen, während du bei der Arbeit bist. Auf diese Weise wäre es weniger unangenehm.«
    »Tja, aber jetzt bin ich nun mal da.« Er trat auf sie zu und sah sie mit zusammengekniffenen Augen an. »Du hast geweint.«
    »Nein, nicht wirklich. Es war …« Ihre Finger glitten in ihre Tasche, wo die Dublone lag. »Es ging um etwas vollkommen anderes. Und dann schätze ich, dass es an den Hunden lag. Sie sahen so süß aus, wie sie im Garten lagen und ihr Nickerchen machten.« Jetzt standen sie schwanzwedelnd auf der Veranda und blickten ihr Herrchen freudig an. »Sie werden mir fehlen.«
    »Setz dich.«
    »Nein, ich kann wirklich nicht. Ich will zurück in den Laden und … und ich möchte mich bei dir entschuldigen, Byron, weil ich dich so angeschrien habe. Das tut mir wirklich leid, und ich fände es schrecklich, wenn wir nicht wenigstens weiterhin wie zivilisierte Menschen miteinander umgehen könnten.« Angesichts der Absurdität ihrer Worte machte sie die Augen zu. »Das Ganze ist wirklich mehr als unangenehm.«
    Am liebsten hätte er sie sanft berührt, aber er kannte mittlerweile seine Grenzen. Wenn er auch nur mit der Hand über ihre kurzen Haare strich, würde er mehr wollen, würde sie an sich ziehen und flehen, dass sie blieb.
    »Dann laß uns auch wirklich zivilisiert sein. Wenn du dich jetzt nicht setzen willst, bleiben wir eben stehen. Es gibt da ein paar Dinge, die ich dir gerne sagen würde.« Er beobachtete, wie sie argwöhnisch die Augen öffnete. Was, zum Teufel, sah sie, wenn sie ihn anblickte, fragte er sich. Warum nur wusste er es nicht?
    »Ich muss mich ebenfalls bei dir entschuldigen. Ich habe die Dinge gestern abend vollkommen falsch angefangen. Und selbst auf die Gefahr hin, dass du mir nochmals einen Tritt versetzt, gebe ich zu, dass du mit einigen deiner … sagen wir, Bemerkungen bezüglich meines Charakters nicht ganz daneben liegst.«
    Er ging zur Verandatür, wobei er mit dem Kleingeld in seiner Jackentasche klimperte. Die Hunde saßen immer noch hoffnungsvoll auf der anderen Seite der Glasscheibe. »Ich bin ein Mensch, der die Dinge gerne plant. Das habe ich mit dir gemeinsam. Offengestanden habe ich geplant, dich dazu zu bewegen, dass du zu mir ziehst. Ich dachte, es würde uns beiden helfen, uns daran zu gewöhnen, auf Dauer zusammenzusein. Denn das wollte ich.«
    Als er sich ihr wieder zuwandte, sann sie vergeblich über eine Antwort nach.
    »Ich wollte mich um dich kümmern. Du siehst Verwundbarkeit als eine
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