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So einfach kann das Leben sein

So einfach kann das Leben sein

Titel: So einfach kann das Leben sein
Autoren: Bruder Paulus Terwitte
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Kreuz nehme ich mir heute vor, der Trauer und dem Tod den ihnen gebührenden Platz zu geben.





11.
Beten beginnen
oder: Wie man mit Gott ins Gespräch kommt

W ir schlagen Ihnen in diesem Kapitel das Gebet als Weg zum Glück vor. Sollten Sie Zweifel haben, lesen Sie bitte weiter. Denn wir möchten Ihnen Wege zu einem Beten vorschlagen, die in vielen Fällen anders sind als Sie sich vorstellen. Natürlich wissen wir: Um Sie herum ist Beten vielleicht nicht ganz in Mode. Viele geben sich lieber aufgeklärt: Beten sei was für Menschen, die aus der Abhängigkeit von einem „höheren Wesen“ nicht herauskommen.
    Andere halten dem, der das Beten beginnen will, für einen Angsthasen: Weil die Not da ist, kommst du wohl auf Gott zurück. Nicht leicht, trotzdem den Übungsweg zu beginnen. Hinzu kommt noch, dass man auch innere Widerstände überwinden muss. Vielleicht sind Sie einmal von Gott und dem Leben so enttäuscht gewesen, dass Sie sich geschworen haben, nie mehr zu beten und zu glauben.
    Ein ganz anderer Grund, warum es Mut braucht, ein bekennender Beter zu werden, liegt in Vorurteilen wie etwa: Gebet sei etwas für Spezialisten. Beten müsse man lange üben. Man brauche Zeit dazu und unbedingt noch einen Meditationsraum oder zumindest eine entsprechende Ecke in der Wohnung.
    Vergessen Sie dieses Leistungsdenken. So hilfreich manches davon sein kann, am Anfang steht der Grundsatz: Beten ist Freiheitskultur.
    Im Innern wird die unbändige Sehnsucht des Menschen nach dem „Immer mehr“ und „Alles haben wollen“ im Leben gezähmt. Im Äußeren werden die unerbittlichen Forderungen des Alltags im Gebet gebändigt. Betend ordnet sich der Mensch. Er nimmt schärfer wahr, urteilt differenzierter und handelt tatkräftiger. Am Beten freut sich Gott, weil der Mensch darin seine Freiheit kultiviert und zur Verantwortung reift. Wir laden Sie ein, sich zu trauen. Können Sie annehmen, dass Gott dahinter steckt? Er traute sich auch etwas: Sie zu erschaffen.
     
Herzschlag und andere Geschenke
     
    Beten ist weniger Tun. Beten ist mehr Geschehen-Lassen. Der Atem zeigt es: Ohne unseren Willen nehmen wir auf und lassen wir los. Das Herz macht es ebenso: Treu nimmt es Blut auf, um es dann mit Kraft wieder in den Kreislauf zu entlassen. Atmen und Herzschlag als Geschenk zu begreifen, ist der erste Schritt auf dem Weg zum Beten. Täuschen Sie sich nicht, wie schwer dies ist. Es braucht dafür den Mut zur Demut: Die Anerkennung, dass wir aus Erde gemacht sind und dorthin wieder zurückkehren. Das lateinische Wort für Demut heißt humilitas . Darin steckt das Wort humus, Erde. Im Englischen heißt Mensch: human being – Erde Seiender.
    Alles Beten beginnt damit, anzuerkennen, wer man ist: Einer, der sich nicht selber geschaffen hat und selber in Gang hält.
    Machen Sie es sich bequem. Beten ist nicht anstrengend. Es betet schon in Ihnen. Sie müssen das nur mitbekommen. Legen Sie sich aufs Bett. Nichts sollte Sie beengen. Schließen Sie die Augen. Achten Sie auf Ihren Atem. Legen Sie eine Hand unterhalb des Bauchnabels. Ihr Bauch hebt sich und senkt sich. Stellen Sie sich dazu vor, Sie würden in die Handinnenfläche atmen. Spüren Sie, wie die Luft bis in die Leisten fließt. Bis zum Beckenboden dringt mit der Luft die Welt in Sie ein. Und im Ausatmen geben Sie sich aus dieser Tiefe der Welt zurück. Bemerken Sie den Rhythmus. Nicht Sie atmen. Es atmet. Ein. Aus. Ein. Aus … Seit dem ersten Atemzug … bis zum letzten Ausatmen. Und dazwischen: O Gott. Ich.
    Manche stellen sich das Beten schwierig vor. Sie denken, sie müssten etwas leisten, und wissen dann nicht, was und wie. Dabei bräuchten sie sich nur zu trauen, die Geschenke des Lebens wahrzunehmen: die Atmung, den Herzschlag, den ganzen Körper.
     
Beten lassen – eine Meditation
     
    Ich traue mich, im Park Schuhe und Socken auszuziehen. Ich gehe barfuss über das Gras. Wie sensibel die Fußsohlen sind! So klein sie sind, sie tragen den ganzen Körper. Dort unten gibt es für alle Organe einen Reflexpunkt. Im Rhythmus von Stehen und Gehen massieren sie den ganzen Leib. Ich traue mich nun auf den Boden. Ich bleibe stehen. Ich stelle mir vor, wie ich von unten aus der Erde wachse. Und wie der Himmel mich anzieht.
    Atmen. Gehen und Stehen. Ich bin in Kontakt mit der Welt, in der ich lebe. Im Beten willige ich darin ein, dass ich nicht ohne sie sein kann. Selbständigkeit ist – gäbe es das Wort – Mit-Ständigkeit: Ich stehe nicht allein in der Welt. Immer bin ich
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