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Sniper

Sniper

Titel: Sniper
Autoren: Chris Kyle , Scott McEwen , Jim DeFelice
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ins Gesicht bekam. Ich hatte schon seit Monaten hart trainiert und trotzdem war das, womit ich es jetzt zu tun hatte, ungleich härter. Obwohl ich mehr oder weniger wusste, was mich erwartete, war mir nicht richtig klar, wie schwer es werden würde. Bis man etwas wirklich am eigenen Leib erlebt, kann man einfach nicht mitreden.
    Zu einem bestimmten Zeitpunkt an jenem Morgen dachte ich jedenfalls: Verdammter Mist, die Typen bringen mich um. Meine Arme fallen ab und ich zerbrösele einfach jetzt und hier auf dem Asphalt .
    Aber irgendwie kämpfte ich mich durch.
    Als mich der Wasserstrahl zum ersten Mal traf, wandte ich instinktiv mein Gesicht ab. Das brachte mir eine Menge Aufmerksamkeit ein – allerdings negativer Art.
    »Nicht wegdrehen!«, schrie der Ausbilder, wobei er noch einige Wörter hinzufügte, die sich auf meine Charakterschwäche und mein mangelndes Können bezogen. »Sieh her und steck es weg!«
    Ich tat, wie mir geheißen. Ich weiß nicht, wie viele Hunderte Liegestützen und andere Übungen wir an diesem Tag machten. Ich weiß nur noch, ich hatte damals das Gefühl, dass ich es nicht schaffen würde. Aber genau das spornte mich an – ich wollte auf keinen Fall durchfallen.
    Ja, ich hatte Angst zu versagen, aber ich stellte mich dieser Angst jeden Tag aufs Neue und gelangte immer wieder zu derselben Erkenntnis; jeden Tag, manchmal sogar mehrmals täglich – ich wollte durchhalten.
    Ich werde oft gefragt, wie anstrengend die Übungen waren, wie viele Liegestützen wir machen mussten oder wie viele Klappmesser. Um die erste Frage zu beantworten: Jeweils hundert Stück, aber die Zahlen sind eigentlich unwichtig. Wenn ich mich richtig erinnere, schaffte jeder Anwärter hundert Liegestützen oder auch die anderen Übungen. Es waren die ständigen Wiederholungen, der Druck, und vor allem die Schimpftiraden, denen man während der Übungen permanent ausgesetzt war, die das BUD/S so anstrengend machten. Ich schätze, das ist schwer nachzuvollziehen, wenn man es nicht selbst erlebt hat.
    Es besteht der landläufige Irrtum, dass alle SEALs muskelbepackte Modellathleten in körperlicher Bestform sind. Aber nur der letzte Punkt trifft tatsächlich zu – jeder SEAL in jedem Team ist in hervorragender physischer Verfassung. Aber es gibt nicht den Durchschnitts-SEAL. Ich beispielsweise bin 1,88 Meter groß und wog damals 79 Kilogramm; es gab aber auch Kameraden, die 1,70 Meter oder 2,00 Meter groß waren. Uns verband weniger der Körperbau als vielmehr der Wille, alles zu tun, was nötig ist, um unser Ziel zu erreichen.
    Das BUD/S zu schaffen und ein SEAL zu werden, ist vor allem eine Frage von mentaler Stärke. Auf stur zu schalten und sich weigern aufzugeben – das ist der Schlüssel zum Erfolg. Und ich bin heilfroh, dass mir das irgendwann bewusst geworden ist.
    Auf Tauchstation
    In jener ersten Woche verhielt ich mich möglichst unauffällig. Die Aufmerksamkeit der Ausbilder zu erregen, war einfach nicht gut . Ob nun beim Sport oder einer Übung, oder auch nur beim Strammstehen, schon die kleinste Kleinigkeit genügte, um ins Visier genommen zu werden. Wenn man beim Appell nicht ganz gerade stand, machten sie sich sofort über einen her. Bei jedem Befehl eines Ausbilders gab ich mir die größte Mühe, ihn so schnell und so gut als möglich zu befolgen. Ich merkte schnell: Wenn ich es richtig machte, ließen sie von mir ab und suchten sich ein anderes Opfer.
    Ich schaffte es aber nicht völlig, auf Tauchstation zu gehen. Trotz des vielen Übens, Trainierens und Anstrengens hatte ich große Schwierigkeiten mit Klimmzügen.
    Ich bin sicher, Sie kennen den Bewegungsablauf – man greift die Stange mit beiden Händen und zieht sich bis zur Brust hoch. Dann senkt man sich wieder ab. Immer und immer und immer wieder.
    Das Besondere am BUD/S war, dass wir so lange an der Stange hängen mussten, bis der Ausbilder das Kommando erteilte, dass wir anfangen durften. Als unsere Klasse zum ersten Mal zum Klimmzug-Training antrat, stand er zufällig neben mir.
    »Los!«, sagte er.
    »Urghh«, ächzte ich und zog mich leidlich hoch.
    Großer Fehler. Denn auf diese Weise hatte ich von Anfang an den Ruf weg, ein Schwächling zu sein.
    Zu Beginn des BUD/S-Trainings schaffte ich nicht besonders viele Klimmzüge, vielleicht ein halbes Dutzend (was die Mindestvoraussetzung war). Da man mich nun aber mit jeder Menge Aufmerksamkeit bedachte, konnte ich mich nicht einfach so durchmogeln. Ich musste jetzt perfekte Klimmzüge
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