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Sniper

Sniper

Titel: Sniper
Autoren: Chris Kyle , Scott McEwen , Jim DeFelice
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trieben Sport oder machten zwei Stunden lang irgendwelche Fitnessübungen – was Sportlehrer alten Schlags wohl als Gymnastik bezeichnen würden. Sie wissen schon: Klappmesser, Liegestützen, Kniebeugen.
    Vom Hanteltraining ließen wir allerdings die Finger. Es ging darum, möglichst nicht zu viel Muskelmasse zuzulegen; wir wollten zwar stark sein, aber dabei trotzdem möglichst beweglich bleiben.
    Dienstags und donnerstags schwammen wir bis zur völligen Erschöpfung – sozusagen bis zum Ertrinken. Freitags unternahmen wir lange Dauerläufe von 16 bis 19 Kilometern. Das war hart, aber für das BUD/S wird erwartet, dass man einen Halbmarathon bewältigen kann.
    Meine Eltern erinnern sich noch gut an ein Gespräch, das wir zu dieser Zeit einmal miteinander führten. Ich versuchte sie auf das einzustimmen, was vor mir lag. Sie wussten nicht allzu viel über die SEALs, was vermutlich gut war.
    Jemand hatte erwähnt, dass meine Identität aus den offiziellen Akten getilgt werden könnte. Als ich ihnen davon erzählte, konnte ich sehen, wie sie leicht zusammenzuckten.
    Ich fragte sie, ob das für sie in Ordnung ginge. Wenngleich sie nicht wirklich ein Mitspracherecht hatten.
    »Das ist schon in Ordnung«, versicherte mein Vater. Meine Mutter schwieg. Sie waren beide mehr als nur ein klein wenig besorgt, das konnte ich sehen; aber sie versuchten, sich nichts anmerken zu lassen, und äußerten mir gegenüber nie etwas, das mich möglicherweise davon abgehalten hätte, meinen Weg zu gehen.
    Nach etwa sechs Monaten des Wartens, Trainierens und des weiteren Wartens war es dann endlich so weit, ich erhielt die Anweisung, mich zum BUD/S zu melden.
    Die volle Breitseite
    Ich stieg aus dem Taxi und rückte meine Ausgehuniform zurecht. Dann hob ich meine Tasche aus dem Wagen, schulterte sie, atmete tief durch und ging den Weg zum Achterdeck, dem Gebäude, in dem ich mich melden sollte. Ich war 24 Jahre alt und gerade dabei, meinen Lebenstraum zu erfüllen.
    Und dabei eine volle Breitseite abzubekommen.
    Es war bereits dunkel, aber noch nicht sonderlich spät – kurz nach 17 oder 18 Uhr. Ich hatte schon damit gerechnet, dass man mich anschrie, sobald ich durch die Tür kam. Es kursierten so viele Gerüchte über das BUD/S und wie hart es war, aber kaum jemand kannte die ganze Geschichte. Die Ungewissheit macht alles nur schlimmer.
    Hinter einem Schreibtisch saß ein Mann. Ich trat an ihn heran und stellte mich vor. Er nahm meine Personalien auf, wies mir eine Unterkunft zu und wickelte den ganzen bürokratischen Mist mit mir ab, der erledigt werden musste.
    Die ganze Zeit über hatte ich abwechselnd zwei Gedanken im Kopf. Erstens: So schlimm ist das hier ja gar nicht.
    Und: Bestimmt greift mich gleich jemand an.
    Entsprechend schwer fiel es mir, an diesem Abend einzuschlafen. Ich rechnete ständig damit, dass die Ausbilder hereinstürmten und mich in die Mangel nahmen. Dass dies nicht passierte, freute mich einerseits, machte mir zugleich aber auch ein wenig Sorgen.
    Der Morgen brach ohne die leiseste Störung an. Erst dann stellte ich fest, dass ich noch gar nicht beim eigentlichen BUD/S war. Das hier war die Indoc – die Indoktrinationsphase. Indoc hieß, dass man auf das BUD/S vorbereitet wurde. Eine Art BUD/S mit Stützrädern. Wenn SEALs so etwas wie Stützräder benutzen würden.
    Die Indoc dauerte einen Monat. Wir wurden zwar auch in dieser Phase manchmal angeschrien, aber lange nicht so häufig wie später beim BUD/S. Man brachte uns bei, was von uns erwartet wurde, zum Beispiel, wie man den Hindernisparcours zu durchlaufen hatte. Der Gedanke dabei war offenbar, uns zumindest mit den Sicherheitsvorkehrungen vertraut zu machen, bevor es dann losging. Während andere Klassen die eigentliche Ausbildung durchliefen, wurden wir auch schon einmal zu kleineren Hilfstätigkeiten herangezogen.
    Alles in allem machte mir die Indoc Spaß. Mir gefiel es zu trainieren, mich an meine Grenzen zu bringen und meine körperlichen Fähigkeiten zu schulen. Gleichzeitig konnte ich beobachten, wie die Anwärter im BUD/S behandelt wurden und ich dachte mir: Oh Mist, ich sollte wirklich mal in die Gänge kommen und einen Zahn zulegen .
    Ehe ich mich versah, begann dann auch für mich die erste Phase. Und unversehens war die Ausbildung kein Spaß mehr. Im Gegenteil, mir wurde gehörig in den Hintern getreten. Regelmäßig und mit sehr viel ­Hingabe.
    Was mich zurück zum Anfang dieses Kapitels bringt, als ich beim Training einen Wasserstrahl
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