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Sniper

Sniper

Titel: Sniper
Autoren: Chris Kyle , Scott McEwen , Jim DeFelice
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er. »Warum schauen Sie nicht bei mir vorbei?«, fragte er.
    Spricht ja nichts dagegen , dachte ich. Also ging ich hin.
    »Warum wollen Sie zum Militär?«, fragte er.
    Ich sagte ihm, dass es mich zu den Spezialeinheiten zog, dass die Special Forces der Army einen guten Ruf hatten und ich gerne in diesem Zweig dienen würde – sofern ich denn der Army beitreten würde. (Special Forces oder kurz SF ist eine Eliteeinheit der Army, die eine Reihe von Sondereinsätzen ausführt. Der Begriff »Special Forces« wird manchmal fälschlicherweise verwendet, um alle SEK-Gruppen zu bezeichnen, wenn ich diesen Begriff jedoch verwende, meine ich ausschließlich die Einheit der Army.)
    Damals musste man ein E5 – also ein Sergeant – sein, bevor man überhaupt den SF beitreten konnte. Ich hatte keine Lust, so lange zu warten, bis ich es mit den wirklich interessanten Dingen zu tun bekam. »Sie könnten auch zu den Rangern gehen«, schlug der Anwerber vor.
    Ich wusste nicht viel über die Ranger, aber das, was er mir erzählte, klang ziemlich spannend – aus Flugzeugen springen, Ziele angreifen, ein Experte für Handfeuerwaffen werden. Er zeigte mir die Karrieremöglichkeiten auf, die vor mir lagen, konnte mich aber nicht wirklich restlos überzeugen.
    »Ich denke darüber nach«, sagte ich, stand auf und wollte gehen.
    Auf meinem Weg nach draußen rief mich der Navy-Typ vom anderen Ende des Flurs zu sich.
    »Hey, Sie da«, sagte er. »Kommen Sie doch mal her.«
    Ich ging zu ihm.
    »Worüber haben Sie denn eben geredet?«, fragte er.
    »Ich habe darüber nachgedacht, den SF beizutreten«, sagte ich. »Aber dafür muss man ein E5 sein. Also unterhielten wir uns über die Ranger.«
    »Ach ja? Schon mal was von den SEALs gehört?«
    Die SEALs waren damals noch relativ unbekannt. Ich hatte zwar schon von ihnen gehört, wusste aber nicht allzu viel. Ich glaube, ich zuckte mit den Achseln.
    »Warum treten Sie nicht ein«, sagte der Navy-Mann, »dann erzähle ich Ihnen mehr.«
    Er fing an, mir etwas über BUD/S, das Basic Underwater Demolition/SEAL Training, zu erzählen, eine Kampfschwimmer-Grundausbildung, die jeder SEAL durchlaufen muss. Heutzutage gibt es Hunderte von Büchern und Filmen über SEALs und BUD/S; es gibt sogar einen ziemlich langen Artikel über unsere Ausbildung auf Wikipedia. Aber damals war BUD/S noch recht geheimnisumwittert, zumindest für mich. Als ich hörte, wie anstrengend dieses Training war, wie die Ausbilder die Anwärter fertigmachten, und dass weniger als zehn Prozent der Klasse den Kurs bestanden, war ich beeindruckt. Man musste schon ein verdammt zäher Hund sein, um dieses Programm zu bestehen.
    Diese Herausforderung gefiel mir. Dann ging der Anwerber dazu über, mir von all den beeindruckenden Einsätzen zu berichten, die die SEALs und ihre Vorgänger, die UDTs, bestritten hatten. (UDTs waren die Mitglieder der Underwater Demolition Teams, die im und nach dem Zweiten Weltkrieg feindliche Strände ausgekundschaftet und Sondereinsätze ausgeführt hatten.) Er tischte mir die fesselndsten Erzählungen darüber auf, wie diese Elitesoldaten durch Hindernisse hindurchschwammen, um Strände zu stürmen, die fest in japanischer Hand waren, und in Vietnam hinter feindlichen Linien in heftige Scharmützel gerieten. Ich fand das alles richtig krass und als ich ging, wollte ich unbedingt ein SEAL werden.
    Viele Anwerber, vor allem die guten, sind mit allen Wassern gewaschen, und mit genau einem solchen hatte ich es zu tun. Als ich wiederkam, um die Unterlagen zu unterschreiben, teilte er mir mit, dass ich auf die Eintrittsprämie verzichten müsse, wenn ich sichergehen wollte, als SEAL infrage zu kommen.
    Ich ließ mich darauf ein.
    Er hatte es natürlich faustdick hinter den Ohren. Mein Verzicht auf die Prämie ließ ihn sicher gut aussehen. Ich bin mir absolut sicher, dass diesem Rekrutierer noch eine blühende Karriere als Gebrauchtwagenhändler bevorsteht.
    Die Navy versprach mir nicht, dass ich ein SEAL werden würde; ich musste mir dieses Privileg erarbeiten. Sie garantierte mir jedoch, dass ich die Chance erhielt, mich zu bewerben. Mir reichte das, weil ich mir sicher war, dass ich nicht scheitern würde.
    Der einzige Haken daran war, dass ich nicht einmal die Chance erhielt zu scheitern.
    Denn die Navy sortierte mich sofort aus, als ans Licht kam, dass ich seit dem Rodeounfall Metallschrauben in einem Arm hatte. Ich versuchte es mit Bitten und Betteln; nichts half. Ich bot sogar an, eine
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