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SLEEP - Ich weiss, was du letzte Nacht getraeumt hast

SLEEP - Ich weiss, was du letzte Nacht getraeumt hast

Titel: SLEEP - Ich weiss, was du letzte Nacht getraeumt hast
Autoren: Lisa McMann
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wir tun können. Sie könnte ja auch nur in der Notaufnahme sitzen und warten. Da versuchen wir es zuerst, meinst du nicht auch?«
    »Ja.«

21:57 Uhr
    Janie und Carl stehen unschlüssig in der Notaufnahme. Von Carrie und Janies Mutter ist unter den hier versammelten Kranken und Verletzten nichts zu sehen. Auch an der Rezeption kann niemand ihnen weiterhelfen.
    Carl tippt sich nachdenklich mit dem Finger an die Lippe. »Ist Hannagan eigentlich der Mädchenname deiner Mutter?«
    Janie kneift die Augen zusammen und seufzt. »Ja.«
    Sie hat Carl nie viel von ihrer Mutter erzählt und er hat nie gefragt. Genau so wollte Janie es. Bis jetzt.
    »Hm …?«, versucht es Carl. »Ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll. Mal sehen … okay, hatte deine Mutter jemals noch einen anderen Namen als Hannagan?«
    »Nein. Ihr Name ist Dorothea Hannagan, und das ist der einzige Name, den sie je hatte. Ich bin ein Bastard, klar?«
    »Janie, im Ernst, das kratzt doch niemanden.«
    »Nun, mich schon. Du weißt wenigstens, wer deine beiden Eltern sind.«
    Carl starrt Janie an. »Na, das hat mir ja auch echt viel gebracht, oder?«
    »Oh, Mist, Carl«, entgegnet Janie und schaut ihn schuldbewusst an. »Tut mir leid. Großer verbaler Druckfehler. Ich bin gestresst und weiß nicht, was ich rede.«
    Carl sieht aus, als wolle er etwas sagen, aber er hält sich zurück. Er sieht sich noch einmal erfolglos um.
    »Komm«, sagt er und greift nach ihrer Hand. »Aufzug. Wir laufen rum und sehen in die Wartezimmer. Höchstens zehn Minuten, und wenn wir Carrie nicht finden, gehen wir zu dir nach Hause und warten da. Ich weiß nicht, was wir sonst tun können.«
    Janie kriecht ein Schauer über die Haut. Ihre Mutter, die Säuferin, wird vermisst.

22:02 Uhr
    Da, im Wartezimmer im dritten Stock.
    Intensivstation.
    Die Ellbogen auf die Knie gestützt, das Gesicht in die Hände gelegt und die Finger in den langen dunklen Locken vergraben. Sie sitzt vorgelehnt, als wäre sie bereit, jederzeit aufzuspringen und loszustürzen.
    »Carrie!«, ruft Janie.
    Carrie springt auf.
    »Endlich! Du hast meinen Zettel gefunden.«
    »Wo ist meine Mutter?«
    »Sie ist da drin bei ihm.«
    »Was? Wer?«
    »Hast du meinen Zettel nicht gesehen?«
    »Was für einen Zettel? Ich weiß nur, dass du mir auf den AB gesprochen hast.«
    »Ich habe einen Zettel an Ethel geklemmt – auf dem Parkplatz. Ich habe gedacht, jetzt, wo du so was wie ein Detektiv bist, würdest du mein Auto suchen. Aber wie zum Teufel hast du mich sonst gefunden? Egal. Deiner Mutter … es geht ihr gut. Ich meine, sie ist immer noch betrunken, aber so langsam kommt sie wieder runter … und zwar ganz tief runter. Sie heult und zittert. Aber …«
    »Carrie«, verlangt Janie fest. »Konzentrier dich. Sag mir, was mit meiner Mutter los ist und wo ich sie finden kann.«
    Carrie seufzt. Sie sieht müde aus. »Deiner Mutter geht es gut. Sie ist nur betrunken.«
    Janie sieht nervös durch die offene Tür in den Gang, als eine Schwester vorbeikommt. Leise und eindringlich mahnt sie: »Okay, okay, ich habe verstanden, dass sie betrunken ist. Sie ist immer betrunken. Aber können wir bitte aufhören, das hier herumzuschreien? Und wenn es ihr gut geht, warum dann das Theater mit der Intensivstation?«
    »Oh Mann«, seufzt Carrie und schüttelt den Kopf. »Ich habe keine Ahnung, wo ich anfangen soll.«
    Carl drängt Janie und Carrie zu den Stühlen und sie setzen sich.
    »Wer ist ›er‹, Carrie? Bei wem ist sie?«, fragt Carl.
    Janie nickt und wiederholt die Frage.
    Aber sie weiß es schon.
    Es gibt nur einen, der es sein könnte. Es gibt sonst niemanden auf der Welt. Niemanden, auf den ihre Mutter so reagieren würde. Niemanden sonst, von dem Janies Mutter träumt.
    Carrie, deren sonst so strahlenden Augen nach dem anstrengenden Tag müde sind, sieht Janie an. »Offensichtlich ist es dein Vater, Janers. Und er ist wirklich richtig krank.«
    Janie starrt Carrie nur an. »Mein Vater?«
    »Sie glauben nicht, dass er durchkommt.«

22:06 Uhr
    Janie lässt sich in den Stuhl zurückfallen. Sie hat keine Ahnung, wie sie sich bei diesen Neuigkeiten fühlen soll. Überhaupt gar keine Ahnung.
    Carl hebt die Hand, um das Gespräch zu stoppen. Schweigend sitzen die drei einen Augenblick lang im Wartezimmer. Janie starrt ins Leere, Carrie kaut energisch auf einem Kaugummi und Carl schließt die Augen und schüttelt ganz sachte den Kopf.
    »Fang noch mal ganz von vorne an«, verlangt er.
    Carrie nickt und denkt kurz nach.
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