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Slant

Slant

Titel: Slant
Autoren: Greg Bear
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errötet vor unterdrückter Heiterkeit. Sie sollten hier nicht zu laut werden, um Francis nicht zu verärgern, der während der Vorbereitung eines Plugs meistens sehr gereizt ist. »Okay, jetzt Fotze«, schlägt er vor.
    Alice denkt eine Weile stirnrunzelnd nach. »Ziemlich knifflig.«
    »Aber nicht deine, mein Schatz.«
    Alice wirft ihm einen verächtlichen Blick zu und tippt sich nachdenklich mit dem Finger an die Nase. »Fotze ist eine Barbarenprinzessin aus den angrenzenden Ländern. Sie wächst in der Obhut eines unterworfenen Volkes in der Provinz Pubertanien auf.«
    Minstrel blinzelt. »Nein, Pubertanien passt nicht ganz.« Er grübelt, bis ihm etwas Besseres einfällt. »In Vulvanien.«
    Alice grinst. »Also in Vulvanien. Sie nennt sich Fotsia, wenn sie in zivilisierten Regionen des Reiches unterwegs ist.«
    Minstrel schnippt mit den schlanken Fingern. »Das ist nicht schlecht. Vielleicht lässt Francis uns ein Drehbuch schreiben. Hör zu: Fotze ist durch einen Geiselaustausch zwischen Lukrezia Menarchia und Fotzes Vater, König Hetero, ins Reich gekommen. Lukrezia schickt ihre Tochter – ihre hoffnungslos moralische Tochter Klitoris, um das Leben unter Barbaren kennenzulernen und etwas lockerer zu werden. Schließlich löst Klitoris ihr Haar und findet die Erfüllung in den Armen von Fotzes heldenhaftem Bruder Eichel. Fotze jedoch muss in Menarchia ihre Ehre bewahren und darf sich keiner Versuchung hingeben, denn Lukrezia herrscht über ein korruptes Land.«
    Alice holt tief Luft, tut so, als wäre sie erstaunt über diesen Ausbruch genialer Kreativität, dann lacht sie laut auf. Zum Teufel mit Francis, der sie nicht so lange warten lassen sollte! Sie lacht selten auf diese Weise, denn in ihren Ohren klingt es eher wie das Wiehern eines Pferdes, aber in Minstrels Gegenwart kann sie sich problemlos gehenlassen. »Und wer oder was ist nun unser großartiger Fick?«, fragt sie.
    Minstrel legt die Hände wie zum Gebet aneinander und spricht in tiefem Ernst. »Das Wort darf nicht leichthin oder in lästerlicher Absicht ausgesprochen werden. Das Tetragrammaton… Fick… ist der mächtigste von allen Göttern, der zweigesichtige Schöpfer der Welt. Er möchte, dass wir nur sein wohltätiges Gesicht sehen, die Kinder zeugende, Welt erneuernde Seite. Aber wir alle kennen auch die Gegenseite: den Betrüger, den Teufel, der uns reitet und peitscht, bis wir bluten.«
    Angesichts dieser Tiefgründigkeit erhebt sich Alice auf langen Beinen, gähnt und streckt sich. »Wie immer bist du auf nutzlose Weise aufschlussreich«, sagt sie zu ihm. Minstrel schenkt ihr ein verschmitztes Lausbubenlächeln und streckt seine Arme höher hinauf, als ihre reichen. Sie unterdrückt ein leichtes Erschaudern. Ihre Chemie funktioniert und Zurückhaltung täte ihrer schauspielerischen Leistung nicht gut.
    Alice dreht sich zum niedrigen waagerechten Schlitzfenster um, von dem aus sich die schwarze Bühne überblicken lässt. Dort unten funkelt etwas, aber sie befinden sich im toten Winkel, sodass sie nichts von der Projektion sehen können. Francis nimmt es langweilig genau mit seinen Plugs und Mentalhintergrunddetails, doch mittlerweile hätte er längst sämtliche Aspekte der chinesischen Sexualpsychologie einbeziehen können. »Francis müsste bald fertig sein. Bestimmt will er uns bald einpluggen.« Zurück in der Wirklichkeit. Ihre Stirn legt sich in Falten.
    »Bist du bereit, mein Schatz?«, fragt Minstrel.
    Alice wirft ihm einen Schlafzimmerblick zu. »Bereiter geht’s nicht«, sagt sie. »Und du?«
    Minstrel spannt die Kiefermuskeln an. Hinter seiner Unbeschwertheit verbirgt er etwas vor ihr. Er kann beinahe jeden täuschen, nur nicht Alice; sie kennt ihn besser als die meisten Frauen ihre Ehemänner. Ihr scheint, dass sie viel miteinander erlebt und viele Schwierigkeiten gemeinsam überlebt haben, aber dass all das seinen Preis hat. Minstrel kann ihr nur schwer ein Tief verheimlichen.
    Schade, denkt sie, dass sein Körper in den Vids, die sie heutzutage machen, nur selten zu sehen ist. Die Vorlieben des heiligen Publikums für psynthetische Exotik.
    »Du wirkst ziemlich neg«, sagt sie.
    Minstrel wendet sich von ihr ab, als hätte sie ihm einen unfairen Stich versetzt. »Lass mir meine Stimmung«, sagt er.
    Alice nähert sich, wiegt die Schultern und schnalzt mit der Zunge. »In fünf Minuten brauche ich alles von dir, und du kannst nicht erwarten, dass ich mich noch mehr anstrenge, um es zu bekommen«, sagt sie. »Was zieht dich
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