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Sklavin des Höhlenmenschen

Sklavin des Höhlenmenschen

Titel: Sklavin des Höhlenmenschen
Autoren: Lena Morell
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genug überlebt, um zurückschleichen zu können und sie zu verschleppen.
    Sie rückte noch ein wenig weiter von ihm fort. Wollte er sich rächen? Ausgerechnet an ihr, deren Verlust keiner bemerken würde? Sie würden bestenfalls glauben, dass sie die Höhle verlassen, und ein wildes Tier sie gefressen hätte. Sie wich aus, als seine Hand sich ihr langsam, vorsichtig näherte. Es war genauso, wie Siri damals diesen wilden kleinen Kojoten gezähmt hatte. Mit sachten Bewegungen, um ihn nicht zu erschrecken. Rama hatte ihn dann erschlagen. Sie wünschte, der Fremde hätte dies auch mit dem Leitmännchen getan. Es hätte ihr gefallen, Rama mit blutigem Maul, gekrümmt und tot zu sehen.
    Sie versuchte ebenfalls ein Lächeln. Anfangs, das wusste sie noch, hatte sie die anderen auf diese Art um ihre Gunst gebeten, sie freundlich stimmen wollen, aber es hatte ihr nichts genützt. Sie hatten es nicht verstanden. Für sie war es eine nichtssagende Grimasse gewesen. Aber der Fremde hier hatte keinen Grund, ihre Gunst zu wollen, er war der Stärkere, sie war in seiner Hand und ihm ausgeliefert.
    Siri sah sich um. Sie kannte den Ort nicht, an den er sie gebracht hatte. Neben ihr war eine Quelle. Sie streckte die Hand danach aus, tauchte ihre Finger ins Wasser und kostete vorsichtig davon. Das Wasser schmeckte rein und war wohl genießbar. Als sie sich darüber beugte, um zu trinken, sah sie, wie der Schatten des Fremden auf sie fiel. Sie fuhr zurück. Er schüttelte den Kopf, machte eine abwehrende Geste. „Ich tu dir nichts. Trinke.“
    Sie schöpfte mit der Hand Wasser und tauchte die Lippen ein. Ihr Hals schmerzte, sie tastete danach. Dort hatte er sie gewürgt. Sie erinnerte sich jetzt. In diesem Moment hatte sie geglaubt, er würde sie töten. Aber nun war sie hier, neben dieser fremden Quelle. Sie trank ausgiebig, das Wasser tat gut, sie schüttete es sich ins Gesicht. Es erfrischte sie.
    Als sie hochsah, bemerkte sie, dass er sie anblickte. Wieder lächelte er. Dann deutete er auf sich. „Gandar. Ich bin Gandar.“ Er wies auf sie. „Und du?“
    Siri schwieg. Es war lange her, dass sie gesprochen hatte. Und Namen sollten niemals ausgesprochen werden. Sie waren noch mächtiger als gewöhnliche Worte. Sie durfte ihm nicht noch mehr Macht über sie geben. Bei Ramas Volk hatte sie auch keinen Namen gehabt, war für alle nur das „helle Weibchen“ gewesen.
    Gandar sah sie aufmerksam an, dann zog er sich mit einem Ruck das Leder vom Körper und stieg mit den Beinen in die Quelle. Das Wasser reichte ihm bis zu den halben Waden. Siri konnte wieder kaum den Blick von ihm lösen. Sie sah von seinen Waden aufwärts und betrachtete verstohlen sein Gemächt. Seine Hoden waren größer als die von Rama, was sie erstaunte, denn sein Schwanz war dünner, wenn auch länger, und es schien mehr schützende Haut darum zu sein. Aber sie wusste, wie er sich veränderte, wenn man ihn berührte. Lela hatte ihn gestreichelt, und er war überraschend gewachsen.
    Der Fremde, dessen Namen Gandar war, wusch sich vor ihr, lachte nur über ihre scheuen Blicke. Überhaupt schien das Lachen viel mehr ein Teil von ihm zu sein als von Ramas Rudel. Eine Erinnerung an früher klang wieder in Siri an. Sie beobachtete ihn weiter. Viel magerer war er, schmächtig gegen Ramas breite Brust und Schultern. Aber er sah nicht schwach aus. Dicke Muskelstränge spielten unter der Haut, auf Armen, Brust, Schultern, am Rücken und auf den Beinen. Sie erinnerte sich, wie er Rama mit der bloßen Hand dazu gebracht hatte, sich zu krümmen und Blut zu spucken. Tiefe Genugtuung erfasste sie abermals.
    Die Sonne schien auf die Quelle herab und Siri bemerkte, wie heiß es wurde. Das Ledergewand klebte an ihrem Körper. Schließlich tat sie es Gandar nach. Sie zog es sich jedoch nicht ganz vom Leib. Eine ungewöhnliche, seltsame Scheu vor ihm hatte sie ergriffen. Ramas Leute, und auch sie selbst, waren nackt herumgelaufen, hatten die Felle nur als Schutz vor Schmutz, Kälte und Verletzungen getragen. Es war ihr gleichgültig gewesen. Nun jedoch widerstrebte es ihr, Gandar ihren Körper nackt zu zeigen. Sie wollte nicht, dass er gleich sah, wie hässlich sie war, wie rund ihre Brüste und wie wenig kräftig ihre Schultern und Hüften waren.
    Sie zog nur das Leder empor und hockte sich in die Quelle, schaufelte mit beiden Händen Wasser auf ihren Körper. Es tat gut, nahm die Hitze, wusch den klebrigen Schweiß und den Schmutz ab, die sie noch von der Höhle mitgenommen hatte.
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