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Sklavin des Höhlenmenschen

Sklavin des Höhlenmenschen

Titel: Sklavin des Höhlenmenschen
Autoren: Lena Morell
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In der Nähe von Ramas Höhle war auch eine Quelle gewesen, aber Siri hatte nur selten Gelegenheit gehabt, sich darin zu kühlen. Das kühle Wasser umspielte ihre Schenkel, ihr Gesäß, und sie rieb sich fest über ihre dicken Lippen zwischen den Beinen, wie sie es immer tat, wenn sie sich reinigte. Das hatte man sie in ihrer Kindheit gelehrt. Ramas Frauen taten dies nie. Vielleicht war das der Grund, weshalb ihre Kinder schon krank geboren wurden.
    Gandar war inzwischen fertig. Er hatte sich sein Gewand wieder übergezogen und hockte auf einem Stein etwas oberhalb der Quelle, um die Umgebung zu beobachten.
    Da! Ein Geräusch. Ein Knurren. Siri sprang auf und lief aus dem Wasser. Die Kühle rann über ihren Körper, ihre Beine hinab.
    Gandar hatte sich ebenfalls erhoben. Er hatte nur einen Stock dabei, an dessen Ende die Männer einen spitzen Stein gebunden hatten. Aber diese Waffe allein reichte nicht aus, um eines der langzahnigen Raubtiere zu erledigen oder sich auch nur dagegen zu verteidigen.
    „Wir müssen gehen. Die Quelle ist gefährlich. Viele Tiere kommen her.“ Erst jetzt sah Siri, dass er noch ein Bündel dabei hatte, das er schulterte, bevor er sich umwandte und ging.
    Siri lief ihm nach. Er ging schnell, ohne sich umzusehen. Sie marschierte hinter ihm her und betrachtete ihn. Er ging aufrecht und mit leichten, sicheren Schritten. Seine Beine waren kräftig und einmal, als sie eine breite Felsspalte überqueren mussten, sprang er darüber wie eines der gehörnten, leichtfüßigen Tiere, die oft von den Männern gejagt wurden. Siri bewunderte seine Kraft, blieb jedoch vor der Spalte stehen.
    Er drehte sich nach ihr um, wartete. Sie trat an den Rand der Spalte und sah hinab. Er streckte die Hand nach ihr aus. „Komm, spring. Du musst springen.“ Er sprach langsam, damit sie ihn verstand. Siri wusste, was diese Worte bedeuteten, obwohl sie sie schon lange Zeit nicht mehr gehört hatte, und sie auch ein wenig fremd klangen.
    Der Fremde sprang mit einem Satz zu ihr zurück. Dann fasste er ihre Hand, ging von der Spalte weg, bevor er umdrehte und mit ihr zu laufen begann. Siri wusste, dass er sie mit hinüberziehen wollte. Sie kamen zu der Spalte, und sie sprang. Sprang weit und leicht wie er. Als sie drüben aufkamen, lachte er, legte plötzlich die Arme um sie und presste sie an sich. Er rieb seinen Körper an ihr. Siri hielt still, dann machte sie sich frei, senkte den Kopf. Er lachte abermals.
    Sie gingen eine lange Zeit und rasteten nur kurz, um Essbares zu suchen. Sie erwartete, dass er jagen würde, aber er begnügte sich so wie sie mit Früchten und Wurzeln. Manches Mal blieb er stehen, schien die Luft zu wittern, sah zur leuchtenden Gottheit hinauf. Auch Siri blickte voller Ehrfurcht hoch. Der Gott erlaubte nicht, ihn zu betrachten, zumindest nicht lange. Er strafte durch Schmerz in den Augen und durch Blindheit. Diese hielt nicht lange vor, gerade so viel, dass man wusste, dass der Gott zürnte. Nichts zu sehen war tödlich. Jeder Schritt barg Gefahr, wenn man außerhalb der Höhle war. Nur wenn sich die Gottheit zum Schlafen legte, oder wenn sie erwachte und das Land mit ihrer Helligkeit und Wärme beschenkte, dann konnte man sie betrachten. Sie war dann oft rot wie das Blut der Menschen und Tiere. Rot wie Siris Haar. Vielleicht, so hatte Siri oft gedacht, stammten sie alle von dieser Gottheit. Er sorgte ja für sie, gab ihnen Licht und Wärme, Leben und ließ manchmal sogar das Feuer auf die Erde regnen.
    c##~~~ Später am Tag erlegte Gandar ein kleines Tier. Es war schwierig zu fangen, weil es schnell war, und es war viel zu klein, um eine ganze Sippe mit Fleisch zu versorgen, deshalb hatten Ramas Männer es nur gejagt, wenn sonst kein größeres Wild da war, und wenn der Hunger so groß wurde, dass sie alles aßen, was ihnen unterkam. Gandar jedoch erlegte es mit einem gut gezielten Steinwurf und übergab es dann Siri, die es sich über die Schulter warf und hinter ihm her trug.
    Als die Nacht hereinbrach, fanden sie eine kleine Höhle. Sie war leer und nichts deutete darauf hin, dass sie von Mensch oder Tier als Schlafplatz genutzt wurde. Gandar trat hinein, erkundete jede Ecke, schnupperte, um die fremden Gerüche wahrzunehmen, und nickte dann zufrieden. Es war sicher.
    Siri folgte ihm hinein. Sie hatte sich schon die ganze Zeit über gefragt, wohin Gandar mit ihr unterwegs war. Wollte er zu seiner Sippe zurück? Oder war er nur auf der Flucht vor Ramas Rache? Oder wollte er mit ihr, Siri,
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