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Sklavin des Herzens

Sklavin des Herzens

Titel: Sklavin des Herzens
Autoren: Johanna Lindsey
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nur zu einem hohen Preis. Wie sollte Ali das Geld auftreiben, ohne es zu stehlen, wenn er nicht seine Dienste dem Herrscher antrug?
    Natürlich hatte er nicht vor, in diesen Diensten zu sterben, sonst hätte er sich niemals freiwillig gemeldet. Er glaubte, die Aufgabe erfüllen zu können, bei der so viele versagt hatten. Schließlich war er weder ein Diener Jamil Reshids noch stand er in irgendeiner Beziehung zum Palast. Er war lediglich ein armer Limonadenverkäufer. Wer sollte ihn verdächtigen, als Kurier zu reisen?
    Aus Erwägungen der Vorsicht hatte Ali nicht im Palast vorgesprochen, sondern auf einem Treffen in einem »Haus der Tanzmädchen« bestanden. Dort hatte er sich seit zwei Tagen versteckt und würde sich auch erst zwei Tage nach der Unterredung davonschleichen. Es war nämlich höchst wahrscheinlich, daß man Omar Hassan trotz seiner Verkleidung hierher gefolgt war, und jeder Mann, der in dieser Nacht das Haus verließ, würde zweifellos beschattet werden.
    Der Großwesir war unentschlossen. Zwar gefiel ihm Alis Plan, doch der junge Mensch war so offensichtlich verängstigt, wenn er es auch mühsam zu verbergen suchte. Er war etwa zweiundzwanzig Jahre alt. Seine braunen Haare und Augen deuteten auf die berber-arabischen Ahnen hin, von denen abzustammen er angab. Ein paar hellhäutige Sklaven mochten an seinem Stammbaum mitgewirkt haben, daher die olivfarbene Haut und die feineren Züge. Die Tatsache, daß er keine Erfahrung als Kurier besaß, mochte positiv zu werten sein. Aber dennoch …
    Noch vor einer Woche hätte Omar nicht gezögert, den Brief auszuhändigen, den er bei sich trug. Doch erst gestern hatte Jamil ihn mit der Frage in die Enge getrieben: »Wie viele haben wir jetzt schon ausgesendet?« Was konnte Omar darauf antworten? Die Wahrheit? Daß es zu viele waren, um ihre Anzahl ohne Scham zu bekennen? Jamil wäre explodiert. Anfangs hatte er sowieso überredet werden müssen, die Botschaft überhaupt auf den Weg zu bringen. Es war Omars Idee gewesen, und er, Omar, hatte sie für gut gehalten. Nun begann er zu zweifeln. So viele Tote, und wofür? Bis der Brief ein Ergebnis brachte, konnte die ganze Angelegenheit vorüber, derjenige, der hinter den Anschlägen steckte, längst entdeckt und bestraft sein.
    Allah mochte sie alle beschützen – die Sache mußte bald ein Ende finden. Jamil war nicht der Mann, der Einschränkungen geduldig ertrug. Die ständige Wachsamkeit, die Frustration darüber, daß er seinen Feind nicht kannte, zehrten schon an seinen Nerven. Wenn er älter gewesen wäre, hätte er vielleicht mehr Geduld gehabt. Aber der Herrscher war erst neunundzwanzig. Vor sieben Jahren hatte er den Thron von Barka bestiegen – nach dem Tod seines älteren Halbbruders, der als »der Tyrann« bekannt gewesen war.
    Jamils Regentschaft bedeutete einen Segen für Barka. Seine hervorragende politische Weisheit, sein Sinn für Ehre und Gerechtigkeit, die Sorge um das Wohl seiner Untertanen sicherten Jamil die Liebe jedes Barkaners und bescherten der Stadt eine Blütezeit. Omar würde alles in seiner Macht Stehende tun, um Jamils Leben zu schützen, auch wenn das beinhaltete, daß Hunderte treuer Männer geopfert werden mußten – den naiven jungen Menschen, der da vor ihm saß, mit eingeschlossen. Warum zögerte er also?
    Omar Hassan warf einen Beutel auf den Tisch und lächelte leicht, als sich Alis Augen bei dem harten Aufprall weiteten. »Das ist für deine Auslagen«, erklärte er. »Es reicht, um ein Schiff mit kompletter Mannschaft zu kaufen. Doch so ein Aufwand wird nicht nötig sein. Ein kleines, schnelles Boot, das du ausschließlich für deinen eigenen Gebrauch mietest, müßte genügen.« Ein weiterer Beutel, ebenso schwer wie der erste, landete auf dem Tisch. »Das ist für deine Dienste. Du bekommst noch einmal dasselbe, wenn du Erfolg hast.« Beim Anblick von Alis runden Augen vertiefte sich Omars Lächeln für einen Moment, doch dann wurde der Großwesir wieder ernst. »Vergiß nicht – wenn deine Mission gelingen sollte, darfst du mindestens sechs Monate lang nicht nach Barka zurückkehren.«
    Das war das einzige, was Ali an seinem Auftrag nicht verstehen konnte, doch er wagte nicht, nach dem Grund zu fragen. »Ja, mein Herr.«
    »Gut. Und mach dir während deiner Abwesenheit keine Sorgen um die Frau, die du liebst. Ich werde mich persönlich darum kümmern, daß sie nicht anderweitig verkauft wird und daß man sie gut behandelt. Wenn du nicht wiederkommst, will ich auch in
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