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Sklaven der Begierde

Sklaven der Begierde

Titel: Sklaven der Begierde
Autoren: Tiffany Reisz
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ohnehin lieber nicht reden. Es ist ziemlich steil.“
    „Meine Lippen sind versiegelt.“
    Wesley beobachtete, wie Nora den Ring auf ihren Daumen schob. Das war nah genug bei ihrem Ringfinger, um ihm Hoffnung zu machen. Dann nahm sie die Zügel wieder auf. Auf dem abschüssigen Weg wechselten sie nur hin und wieder ein paar Worte in der Größenordnung von „Pass auf, da liegt ein dicker Stein.“ Und: „Ja, ich sehe ihn.“
    Eine halbe Stunde später waren sie wieder bei den Ställen. Das Warten auf ihre Antwort war eine Folter für Wesley, doch er liebte Nora und würde sie nicht drängen.
    Er zwang sich dazu, die Pferde langsam in den Stall zu führen und abzusatteln. Dann rieb er beide gründlich trocken und bürstete sie sorgfältig. Die vertrauten Tätigkeiten halfen ihm, sein wild klopfendes Herz zu beruhigen. Er wollte nach draußen eilen und ihre Entscheidung hören, aber er fürchtete sich vor dieser Antwort ebenso sehr, wie er sie ersehnte. Also kümmerte er sich so langsam er konnte um die Pferde, um Noras Ablehnung, die er in der Tiefe seines Herzens beinahe für unvermeidlich hielt, noch ein bisschen hinauszuzögern.
    „Braves Mädchen.“ Er führte „Nickity“ in ihre Box und gab ihre eine Handvoll Hafer.
    Nora kam zu ihm. „Es ist ein gutes Gefühl, wenn einem ein so hübsches Mädchen aus der Hand frisst, nicht wahr?“
    Er streichelte der Stute über die lange Nase. „Sie ist wirklich nicht die Frau, die mir am Herzen liegt.“
    „Zu dumm. Ich habe gehört, sie ist versaut.“
    „Lass mich raten – sie mag Reitpeitschen und Pony Play?“
    „Wer mag das nicht?“
    „Nora …“
    Sie seufzte und legte ihre Hand an Wesleys Wange. „Ich habe dich so wahnsinnig vermisst, als wir getrennt waren. Ich wünschte, du wüsstest, wie sehr.“
    „Ich weiß, wie sehr ich dich vermisst habe, und ich will so etwas nie wieder durchmachen. Und ich weiß, dass wir das auch nicht müssen. Sag einfach Ja. Er kann dir nicht das Leben bieten, das ich dir bieten kann. Und das weißt du … Nora?“
    Nora sah ihm nicht mehr in die Augen, sondern über seine linke Schulter hinweg. Wesley drehte sich um, aber da war nichts, nur die Schatten in den Ecken des Stalls.
    „Nora?“
    Sie antwortete nicht, aber Wesley sah die Angst in ihren Augen. Angst? Vor wem? Oder vor was? Außer den Pferden war niemand hier. Ängstigte sie die Vorstellung, ihn zu heiraten, so über alle Maßen?“
    „Nora, bitte. Was …“
    „Ja.“ Sie schaute zu ihm auf, zog den Diamantring von ihrem Daumen und schob ihn auf ihren Ringfinger. „Ja, ich liebe dich. Ich will dich heiraten. Los, sagen wir es deinen Eltern, damit die gleich anfangen können, auszuflippen.“
    Wesley brach fast zusammen. Seine Erleichterung war sogar noch größer als sein Glück. „Gott sei Dank.“ Er wollte sie in seine Arme ziehen, aber sie trat einen Schritt zurück.
    „Jetzt. Wir sagen es jetzt der Familie. Los.“ Sie packte seine Hand und fing an, ihn vorwärts zu ziehen.
    „Darf ich dir nicht mal erst einen Kuss …“
    Und dann wurde die Welt schwarz und blieb so für eine lange Zeit. Ein paar Minuten, ein paar Stunden, er wusste es nicht. Er fühlte nur den Schmerz.
    Langsam öffnete er seine Augen. Er lag mit dem Gesicht nach unten im Stroh, immer noch im Stall. Alles tat weh – vielleicht. Sein Kopf schmerzte derart, dass er sich nicht sicher war, ob der Rest seines Körpers noch existierte.
    „Nora?“, krächzte er. Keine Antwort. Wesley stützte sich mit den Armen ab und kam mühsam auf die Knie. Er schaute um sich. Das normalerweise flach und ordentlich im Stall verteilte Stroh sah aus, als hätte ein Kampf darin stattgefunden.
    Er rief noch einmal Noras Namen und legte die Hand an seinen Hinterkopf. Als er sie zurückzog, waren seine Finger klebrig vor Blut.
    „Oh Scheiße.“ Beim Anblick seines eigenen Blutes musste er sich übergeben. Jemand … jemand hatte ihn niedergeschlagen. Aber wo war Nora?
    Zwei parallele Linien im Stroh führten von „Nickitys“ Box zur Stalltür. Jemand war hier entlanggezerrt worden, die Spuren stammten von den Stiefelabsätzen.
    Weggezerrt … Blut … die Angst in Noras Augen …
    Halb rannte, halb taumelte er zur Tür. Er musste hier raus, seine Eltern alarmieren, die Polizei rufen …
    Er musste Nora finden.
    Aber bevor er die Tür berührte, blieb er abrupt davor stehen. Jemand hatte fünf Worte in das Holz geschnitzt. Die fünf schrecklichsten Worte, die Wesley je gelesen hatte. Auch wenn er sie
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