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Skandalfilme - cineastische Aufreger gestern und heute

Skandalfilme - cineastische Aufreger gestern und heute

Titel: Skandalfilme - cineastische Aufreger gestern und heute
Autoren: Stefan Volk
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erstaunlich moderner Film über den Zusammenhang von Schaulust, Todessehnsucht und sexueller Neurose.»
    Lexikon des Internationalen Films (erscheint in Zusammenarbeit mit dem Film-Dienst), 2002
    «Ich war der hundertprozentigen Überzeugung, ich würde durch diesen Film der nächste weltberühmte Hollywoodstar. Der Film hatte dann seine Premiere im Londoner Westend, in einem berühmten Filmtheater. Geladene Gäste, Mitglieder des Königshauses, hohes Publikum also, weil der Michael Powell zu der Zeit schon ein sehr bekannter Filmemacher war. Ganz am Schluss stand ich dann mit ihm im schönen Smoking draußen vor dem Kinosaal. Wir waren sehr erstaunt, dass es am Ende des Films keinen Applaus gegeben hatte. Dann kamen die Leute aus der Vorführung – und haben uns nicht einmal angeguckt. Kein einziger kam, um uns vielleicht nur mal die Hand zu schütteln. Wir waren völlig fassungslos.»
    Karlheinz Böhm im Interview mit Jakob Buhre
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    Webtipp
    www.powell-pressburger.org
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S PUR DER S TEINE
Ungeschliffen und hitzköpfig – der Film
    Wie die «glorreichen Sieben» aus John Sturges’ Western (1960) marschieren die Zimmermänner um Brigadenführer Hannes Balla in S PUR DER S TEINE auf der maroden DDR-Großbaustelle Schkona ein (Abb. 92). Nur die Pferde fehlen den modernen Ost-Cowboys. Mit dieser Reminiszenz an das Kino des Klassenfeindes gibt Regisseur Frank Beyer die subversive, anarchische Grundrichtung seines Filmes vor, der eine Gruppe von Männern in den Mittelpunkt rückt, die das Gesetz in die eigene Hand nehmen und sich über (ihrer Meinung nach) unsinnige Vorgaben und Vorschriften eigenmächtig hinwegsetzen. Kein Wunder also, dass der Regisseur mit seinem Film ebenso aneckte wie die Männer in ihm.
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    DDR 1966
    Schwarz-Weiß
    Produktion: DEFA, Gruppe «Heinrich Greif»
    Produzent: Dieter Dormeier
    Regie: Frank Beyer
    Buch: Karl-Georg Egel nach dem Roman von Erik Neutsch
    Kamera: Günter Marczinkowsky
    Musik: Wolfram Heicking
    Schnitt: Hildegard Conrad-Nöller
    Darsteller: Manfred Krug (Hannes Balla), Krystyna Stypulkowska (Kati Klee), Eberhard Esche (Werner Horrath), Johannes Wieke (Hermann Jansen), Walter Richter-Reinick (Richard Trutmann), Hans-Peter Minetti (Heinz Bleibtreu)
    FSK: ab 6
    Länge: 134 Minuten
    Verleih: Kinowelt/Progress
    Anbieter (DVD): Kinowelt Home Entertainment, Icestorm Entertainment
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    92 Die glorreichen Sieben
    Als Gegenmodell zum aufsässigen Individualisten Balla (Abb. 93) führt Beyer den anfangs linientreuen, überzeugten Parteisekretär Werner Horrath ein; einen jungen, aber grundbiederen DDR-Idealisten. Zwischen diesen unterschiedlichen Männern steht die ebenso zarte wie resolute Ingenieurin Kati Klee, in die sich im Laufe des Filmes beide verlieben. Die emotionalen Konflikte werden jedoch nicht offen ausgetragen, sondern von beruflichen und ideologischen Auseinandersetzungen überlagert und zunächst in den Hintergrund gedrängt.

    93 DDR-Outlaw: Balla (vorne) in Western-Pose
    Durch umständliche und praxisferne Planwirtschaft sowie Materialmangel gerät der Betrieb auf der Baustelle immer wieder ins Stocken. Klee und Horrath sollen deshalb für frischen Wind sorgen und den Bau vorantreiben. Balla dagegen geht das Problem auf seine eigene, hemdsärmlig anarchistische Weise an. Er kapert einen Kieslaster, um die Arbeit auf «seiner» Baustelle wieder aufnehmen zu können. Unter den Bauarbeitern macht sich Ballas Brigade (Abb. 94) mit ihren ständigen Provokationen jedoch keine Freunde. Die demonstrative Respektlosigkeit, die Ballas Truppe gegenüber geltenden Moralvorstellungen und staatlichen Würdenträgern an den Tag legt, mündet schließlich in jener Szene, in der Balla und seine Gefolgsleute nackt in einem Ententeich baden gehen (Abb. 95) und den sich ereifernden Volkspolizisten einfach ins Wasser werfen. Die Kritik am System wird unter Ballas Wortführung immer deutlicher. Unverblümt fordert Balla seine Kollegen auf, die Arbeit in die eigenen Hände zu nehmen.

    94 Manfred Krug (Mitte): «Riesensauerei»

    95 «Erscheinungen des Rowdytums»
    Ungeschliffen und hitzköpfig sucht er die Konfrontation. Besonders mit Horrath, dem braven Parteisekretär, legt sich der unangepasste Rüpel an. Dies umso mehr, da sich der elegante, zurückhaltende und gebildete Horrath, obwohl er verheiratet ist, bei Kati Klee bessere Chancenausrechnen darf als sein grobschlächtiger, proletenhafter Nebenbuhler. Und tatsächlich verlieben sich Kati und Werner ineinander. Beide
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