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Skandal

Titel: Skandal
Autoren: Amanda Quick
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wird, ihn zu töten. Es gibt andere Mittel, Leute von seiner Sorte loszuwerden.« Simons Hand schloß sich um ihren Arm, als er sie zum Gartentor zerrte. »Du wirst jetzt sofort wieder ins Haus gehen, und du wirst genau das tun, was ich dir gesagt habe. Ist das klar und deutlich genug?«
    »Ja, Simon.«
    Emily warf noch einen letzten Blick zurück, und bei Croftons Anblick, wie er da auf dem feuchten Pflaster lag, durchzuckte sie ein leiser Schauer. Dann war sie wieder in der Sicherheit des Gartens und eilte auf die warmen Lichter und das Gelächter zu, das aus dem Haus drang.
    Die allerletzten Gäste gingen erst kurz vor dem Morgengrauen. Kurz bevor ihr in ihre Kutsche geholfen wurde, nahm Lady Merryweather Emily zur Seite und versicherte ihr, daß das gesamte Fest ein enormer Erfolg gewesen war und daß die Soiree bis zur Mittagszeit schon das Stadtgespräch sein würde.
    Wenn sie nur wüßte, wie aufregend die Soiree in Wirklichkeit gewesen ist, dachte Emily, als eine gähnende Lizzie endlich fertig damit war, ihrer Herrin bei den Vorbereitungen zum Schlafengehen zu helfen, und das Schlafzimmer verließ.
    Das Geräusch, mit dem Simons Schlafzimmertür geöffnet und wieder geschlossen wurde, sagte ihr, daß auch Higson seine Aufgaben erledigt hatte. Emily sprang aus dem Bett, schnappte sich ihren Morgenmantel und eilte über den Teppich zur Verbindungstür. Sie siedete schon vor Ungeduld, seit Simon unauffällig wieder auf der Soiree erschienen war und sich unter die Gäste gemischt hatte.
    Für den Rest des Abends hatte er sich so benommen, als sei nichts Ungewöhnliches vorgefallen, und natürlich war Emily gezwungen gewesen, sich ebenso zu verhalten. Gemeinsam hatten sie die Rollen von Gastgeber und Gastgeberin während der nächsten qualvoll langen Stunden gespielt. Jetzt konnten sie endlich miteinander reden.
    Emily riß die Tür auf und sah Simon vor einem kleinen Tisch in einer Ecke des Zimmers stehen. Er war gerade dabei, sich ein Glas Cognac aus einer Karaffe einzuschenken. Er schaute sich um, als Emily in das Schlafzimmer gestürzt kam.
    »Komm rein«, sagte Simon verbindlich. »Ich habe dich schon erwartet.«
    »Simon, das hat mich alles ganz verrückt gemacht. Hat alles geklappt? Bist du Crofton losgeworden? Was hast du mit ihm angestellt?«
    »Sei so nett, deine Stimme zu senken. Wir wollen doch nicht die Dienstboten alarmieren.«
    »Ja, natürlich.« Nach dieser Zurechtweisung setzte sich Emily auf die Bettkante. »Simon, bitte«, drängte sie ihn in einem lauten Flüsterton. »Du mußt mir alles erzählen.«
    »Nein, Emily, ich finde, du bist hier diejenige, die einiges zu erklären hat.« Simon ging auf das Bett zu und ließ sich auf die andere Bettkante sinken. Er lehnte sich in die Kissen zurück und streckte die Beine vor sich aus. Er sah ihr in die Augen, als er den Cognac in seinem Glas kreisen ließ. »Und zwar von Anfang an, wenn ich darum bitten darf.«
    Emily sah ihn besorgt an, dann seufzte sie tief. »Das ist ziemlich schwierig zu erklären.«
    »Versuch es.«
    »Tja, also, du erinnerst dich doch noch, daß ich dir erzählt habe, mein Vater hätte sich verschuldet?«
    »Sehr gut sogar«, stimmte Simon ihr zu. »Ich vermute, Crofton war der Spieler, der seine Schuldscheine hat?«
    »Ja. Als ich kürzlich abends im Theater war, sind mir beide begegnet, Crofton und Papa.«
    »Zweifellos haben sie dir dort aufgelauert.«
    »Höchstwahrscheinlich«, räumte Emily ein. »So oder so, Papa hat gesagt, er sei ziemlich niedergeschlagen gewesen, als ihm klar geworden ist, daß er den letzten Rest seines Vermögens verloren hat. Anscheinend hat er eines Abends zuviel getrunken. Während er angetrunken war, hat er mit Crofton geredet und ihm von dem unseligen Vorfall in meiner Vergangenheit erzählt.«
    »Ich vermute, du beziehst dich auf den nichtexistenten Vorfall?«
    Emily zog die Stirn in Falten. »Ja, schon, aber Crofton wußte, daß es tatsächlich so gewesen ist, verstehst du.«
    »Dieser miese Erpresser.« Simon trank einen Schluck Cognac.
    »Crofton hat gesagt, wenn ich Papa nicht helfe, seine Spielschulden zu bezahlen, verbreitet er in der besseren Gesellschaft Gerüchte über den Vorfall .«
    »Ich verstehe.«
    »Mir hat es natürlich nichts ausgemacht, daß er mir damit droht. Ich habe schon vor langer Zeit gelernt, wie ich mit dem Makel auf meinem Ruf leben kann. Und in Little Dippington schien sich ohnehin niemand daran zu stören. Aber wenn hier in der Stadt die Wahrheit herauskäme,
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