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Skandal

Titel: Skandal
Autoren: Amanda Quick
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einem Punkt haben Sie recht, Crofton. Ich werde alles tun, um meinen Mann zu schützen.«
    Emilys Hände kamen unter dem Umhang hervor. Simon sah, wie sich der Mondschein auf der kleinen Pistole spiegelte, die sie umklammert hielt, und ihm wurde voller Entsetzen klar, was sie vorhatte.
    Emily war drauf und dran, Crofton eine Kugel in den Leib zu jagen, um ihn vor dem Skandal in ihrer Vergangenheit zu schützen.
    Beim Anblick der Waffe sprang Croftons Mund auf. Seine Augen weiteten sich vor Erstaunen und Entgeisterung. »Verdammt noch mal, Frau, sind Sie verrückt? Lassen Sie die Pistole fallen.«
    »Ich habe Ihnen eine Chance gegeben, Mr. Crofton. Und ich hatte gehofft, ich müßte nicht zu derart extremen Maßnahmen greifen. Aber Sie wollten ja nicht fortgehen. Es gibt nur eine Möglichkeit, meinen Mann vor Ihnen zu beschützen.« Sie legte an, biß die Zähne zusammen und wollte abdrücken.
    »Da soll mich doch der Teufel holen«, murmelte Simon. Es war natürlich eine herzerwärmende Geste, und er würde sie bis zum Tag seines Todes zu schätzen wissen, aber er konnte wirklich nicht zulassen, daß Emily seinetwegen Crofton erschoß.
    Simon ließ sich von der Mauer fallen und prallte in dem Moment mit Emily zusammen, in dem sie die Pistole abfeuern wollte.

20
    Emily hatte das Gefühl, als sei die ganze Gartenmauer auf sie herabgefallen.
    »Ich bin es, verdammt noch mal«, knurrte ihr Simon ins Ohr, als das Gewicht seines Körpers sie der Länge nach auf die feuchten Pflastersteine warf. »Schieß nicht.«
    »Simon! Wie auf Erden...?« Die Pistole wurde Emily aus den Händen geschlagen. Sie hörte, wie sie durch die schmale Gasse schlitterte. Die weiten Falten ihres fülligen Umhangs schützten sie gegen den Schmutz auf dem Bürgersteig, aber sie fielen ihr auch vor die Augen. Einen Moment lang konnte sie nichts sehen.
    »Blade! Dann hat das Miststück es Ihnen also gesagt, nicht wahr? Ich habe sie gewarnt, kein Wort zu sagen«, kreischte Crofton. »Sie war ein Dummkopf. Ich töte euch beide, bei Gott.«
    Simons Gewicht hob sich plötzlich von ihr, als er auf die Füße sprang. Emily setzte sich eilig auf und riß sich den schwarzen Samt vom Gesicht. Sowie sie sich von dem Umhang befreit hatte, mußte sie erkennen, daß sie lediglich die verschwommenen Umrisse der beiden Männer sehen konnte. Ihre Brille war fort. Panisch tastete sie danach, bis sich ihre Finger um das zarte Metallgestell schlossen. Erleichtert stellte sie fest, daß die Gläser nicht zersprungen waren.
    Emily setzte sich die Brille gerade rechtzeitig wieder auf, um zu sehen, wie Crofton eine Pistole aus seiner Jackettasche zog. Er richtete sie direkt auf Simon.
    »Nein«, keuchte Emily und zog sich mühsam auf die Füße.
    Doch da trat Simon mit einer solchen Wucht gegen Croftons Hand, daß etwas knackte und die Pistole durch die Luft flog.
    Croftons Augen wurden vor echtem Entsetzen groß, als Simon auf ihn zukam. Er wich zurück, aber ihm blieb keine Zeit, um fortzulaufen. Er packte einen Stein, der auf dem Pflaster lag, und warf ihn Simon an den Kopf, doch er verfehlte ihn, und der Stein prallte gegen die Gartenmauer. Dann sprang Crofton mit einem Satz auf die Pistole zu, die Emily hatte fallen lassen.
    Simon hatte Crofton schneller eingeholt als der Blitz. Er verpaßte Crofton einen Handkantenschlag in den Nacken, als der Mann gerade nach der Pistole griff.
    Crofton sackte auf dem Pflaster zusammen und blieb ganz still liegen.
    Emily schaute auf den gestürzten Mann herunter und sah dann in Simons mühsam beherrschtes Gesicht auf. Er erwiderte ihren Blick, und goldenes Feuer brannte in dem bleichen Mondschein.
    »Ich habe ihm gesagt, ich würde ihm heute nacht einen Drachen bringen«, flüsterte Emily.
    »Geh wieder ins Haus«, sagte Simon mit ruhiger Stimme. »Such Greaves. Sag ihm, er soll entweder George oder Harry sofort herschicken. Und dann kehrst du wieder zu unseren Gästen zurück.«
    Emily schüttelte die Lähmung ab, die sie gepackt zu haben schien. »Simon, warte, ich hatte einen sehr schlauen Plan.«
    »Ach, wirklich?« Simon kam auf sie zu, und seine Augen funkelten immer noch ganz sonderbar.
    Emily wich instinktiv einen Schritt zurück. »Ja, wirklich. Ich wollte, daß es so aussieht, als hätte ihn ein Wegelagerer hier in der Gasse angegriffen. Ich habe viel Zeit damit verbracht, die Einzelheiten auszuarbeiten.«
    »Um die Einzelheiten werde ich mich kümmern.«
    »Ist er tot?«
    »Nein. Ich glaube nicht, daß es nötig sein
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