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Skandal im Königshaus Meisterspionin Mary Quinn 3

Skandal im Königshaus Meisterspionin Mary Quinn 3

Titel: Skandal im Königshaus Meisterspionin Mary Quinn 3
Autoren: Y Lee
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sich zum Zubettgehen fertig machten. Es war das Amy’sche Evangelium.
    »Es ist Quatsch, seine Zeit mit einem armen Schlucker aus der Dienerschaft zu verschwenden. Was hat denn so einer schon zu bieten? Nein, du brauchst einen unabhängigen Herrn, mit einem eigenen Haus, dessen Herrin du dann bist.« Sie zerrte sich das Korsett vom Leib und zupfte an ihrem verknitterten und ziemlich feuchten Hemd herum. »Aah, schon besser! Ich bin in dem Ding fast umgekommen. Jetzt sieh dir mal meinen Mr Jones an: angenehme Bürotätigkeit, manchmal Überstunden, aber Herr seiner eigenen Zeit, wenn er nicht am Arbeitsplatz ist. Und seine Hände, so weich und sauber, wenn er mich besuchen kommt! Niemals Schmutz unter den Fingernägeln. Muss mich fast für meine schämen.«
    Diese Variante hatte Mary allerdings noch nicht gehört und sie spitzte die Ohren. »Er kommt hierher?«
    Amys Mund öffnete und schloss sich lautlos und ihre Wangen erröteten. »Äh   – nicht direkt hierher   …«, brachte sie schließlich hervor. »Ich meine, nur sonntags, wenn er mich zu einem Spaziergang durch den Park abholt.«
    Mary unterdrückte ein Lächeln. »Ach so, ich verstehe. Also, es klingt, als ob er sehr nett ist.«
    »Mehr als nett«, sagte Amy verträumt. »Ich sag dir was, ich frag ihn morgen mal, ob er nicht den einen oder anderen Freund hat, der dich kennenlernen will.«
    »Ach, das ist nicht nötig«, erwiderte Mary schnell. »Ehrlich, ich möchte keinen Verehrer. Zurzeit wenigstens nicht   …«
    Amy sah sie mit aufrichtigem Mitleid an. »Ein Unschuldslamm«, murmelte sie und schüttelte den Kopf. »Ein Unschuldslamm.«

Drei
    Früher Morgen am Sonntag, 12.   Februar
    Buckingham-Palast
    M ary schreckte aus dem Schlaf hoch wie nach einem Albtraum. Zitternd lag sie im Bett und überlegte, warum. Sie konnte sich nicht erinnern, wovon sie geträumt hatte, aber der Nachhall beunruhigte sie auf ungewöhnliche Weise. Allmählich wurde sie wacher und nahm das unbeschwerte Schnarchen von Amy wahr sowie das Prasseln von Regen auf den Dachziegeln. Draußen war es noch dunkel.
    Sie fröstelte wieder, diesmal eher vor Kälte als vor Angst. Ihre Wärmflasche war kalt. Sie zwang sich, hochzukommen, und zog ihren Morgenrock an. Im Palast herrschte noch völlige Stille, unten und hier oben auch. Mary kuschelte sich wieder ins Bett und versuchte, sich zu entspannen und noch mal einzuschlafen. Doch wozu? Heute würde man sie von ihrem Auftrag abziehen; aller Wahrscheinlichkeit nach würde sie am Abend wieder in ihrem eigenen Bett in Miss Scrimshaws Mädcheninstitut schlafen.
    Nein. Wenn heute der letzte Tag war, um an diesem Auftrag zu arbeiten, dann sollte sie ihn liebernutzen. Sie hegte die unvernünftige Hoffnung, dass ein winziges Beweisstück   – irgendein Hinweis, auch ein noch so kleiner   – Anne und Felicity überzeugen könnte, sie weitermachen zu lassen. Es handelte sich um einen Routineauftrag, das war richtig. Aber vielleicht hatte diese Klassifizierung ja auch ihre Vorge hensweise beeinflusst; hatte sie dazu verleitet, ihm nicht ihre volle Aufmerksamkeit zu widmen. Wenn dem so war, dann war jetzt die letzte Gelegenheit, das wiedergutzumachen.
    Rasch zog sie ihre Morgentracht an, ein bunt bedrucktes Kleid, auf dem der Schmutz von ihrer Putzarbeit nicht so deutlich zu erkennen war. Hausschuhe, die leichter und leiser waren als ihre Stiefeletten. Sie zögerte, ehe sie ihr Haar hochsteckte und die vorgeschriebene Haube und Schürze anlegte; damit war sie im morgendlichen Dämmerlicht schon von Weitem zu sehen. Doch falls ihr jemand begegnete, würde er wohl annehmen, dass sie ihren Dienst verrichtete.
    Im Gang roch es süßlich und feucht nach Schimmel. Auf halbem Weg zur Halle hörte sie jemanden laut schnarchen; die dünnen Türen dämpften das Geräusch kaum. Aber abgesehen von dem harmlosen Rasseln war alles still. Die Dienstbotentreppe war eng und so steil, dass Mary sogar bei Tag eine Hand auf das Geländer legte, wenn sie hinunterging. Jetzt, in der Dunkelheit, bewegte sie sich langsam und setzte den Fuß fest auf die nächste schmale Stufe, ehe sie das Gewicht verlagerte.
    Der Blaue Salon, aus dem die Ziergegenstände entwendet worden waren, wurde auf Anordnung des Hofmeisters jeden Abend abgeschlossen. Es gab drei Schlüssel, einen für die Königin, einen für den Hofmeister und einen für Mrs Shaw, seine Stellvertreterin. Der Raum war auch jetzt verschlossen. Dennoch war er nicht so sicher, wie alle annahmen. Das Schloss war
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