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Skandal im Königshaus Meisterspionin Mary Quinn 3

Skandal im Königshaus Meisterspionin Mary Quinn 3

Titel: Skandal im Königshaus Meisterspionin Mary Quinn 3
Autoren: Y Lee
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gebraten gesagt. Es MrsDalrymple recht zu machen, war unmöglich, und keiner versuchte es ernsthaft. Der Trick bestand darin, sagte die Hilfsköchin, ihr nicht die Gelegenheit zu geben, einen vor der königlichen Familie ins Unrecht zu setzen.
    Mary kehrte nach unten in den Dienstbotenbereich zurück und suchte den leitenden Butler, Mr Brooks, auf. Als sie ihm die Nachricht überbrachte, lief seine Glatze dunkelrot an.
    »Hat sie gesagt, welcher Art die Unpässlichkeit sei?«
    Mary war überrascht. »Nein, Sir. Einfach nur ›aufgrund einer Unpässlichkeit‹.«
    Mr Brooks murmelte etwas ausgesprochen Unhöfliches. Das Fernbleiben von Graf Wintermarch brachte die ganze Sitzordnung durcheinander   – abgesehen davon, dass man auf Mrs Dalrymples Information nur bedingt vertrauen konnte. Was war schlimmer, einen leeren Platz an der Tafel zu haben, wenn die Gesellschaft in den Speisesaal kam, oder für einen so hochgestellten Gast überhaupt nicht gedeckt zu haben? »Geh hinauf«, sagte der Butler schließlich, »und richte Richardson aus, er soll darauf achten, ob der Graf nicht doch erscheint. Falls er sich überraschenderweise erholt, muss ich das sofort erfahren.«
    »Jawohl, Sir.«
    »Und gib auch Potter Bescheid, falls sich der Graf in den Pferch schleicht.« Der ›Pferch‹ war der Spitzname des Personals für den Weißen Salon, wo denweniger privilegierten Dinnergästen der Aperitif kredenzt wurde.
    »Jawohl, Sir.«
    »Quinn, was trödelst du dort herum? Ich rechne schon seit gut zehn Minuten mit dir.«
    Mary fuhr herum. Am Ende des Korridors stand die leitende Wirtschafterin, der Mary offiziell unter stellt war. Sie hatte die Arme in die Hüften gestemmt und die Lippen fest zusammengekniffen. Für Mary sah sie ein wenig wie ein misslungenes Duplikat von Mrs Dalrymple aus. »Ich komme sofort, Mrs Shaw.«
    Möglicherweise ging es Mr Brooks ähnlich wie Mary. Sein Ton war frostig, als er sagte: »Machen Sie Quinn keinen Vorwurf, Mrs Shaw; sie hatte einen Auftrag von mir und soeben erst habe ich ihr weitere Anweisungen erteilt.«
    »Ich bin überrascht, mit welcher Leichtfertigkeit Sie sich über die Befehlsfolge hinwegsetzen, wenn es um Anweisungen an eine meiner Untergebenen geht, Mr Brooks.« Mrs Shaw benutzte ständig militärische Ausdrücke, was unweigerlich ein Verdrehen der Augen hinter ihrem Rücken auslöste.
    »Es handelt sich um eine äußerst dringende Angelegenheit«, erwiderte der Butler. »Quinn kommt sofort zurück, sobald sie meine Botschaft übermittelt hat.«
    Mary ergriff diese Gelegenheit. »Jawohl, Sir. Danke für Ihr Verständnis, Ma’am.« Dann floh sie.
    Es würde ein langer Abend werden.

Zwei
    Gleicher Abend, Mitternacht
    Im Personalbereich vom Buckingham-Palast
    E ines der letzten Rituale an jedem Abend, wenn alle Pflichten erledigt und das gemeinsame Be ten des Personals vorüber war, bestand im Verteilen von Wärmflaschen. Die Dienstboten, die erschöpft und müde waren, standen, ohne viel zu reden, vor dem Zimmer der Mamsell. Mrs Shaw rief sie nacheinander herein, nahm ein letztes Mal ihre Dienstkleidung in Augenschein, dann bedeutete sie ihnen, ein großes, gut verschlossenes Keramikgefäß mit kochendem Wasser zu nehmen. Diese Wärmflaschen waren schwer und unhandlich, doch zur Winterzeit himmlisch in den unbeheizten Dachkammern.
    Als Mary an diesem Abend an der Reihe war, lag auf Mrs Shaws Sekretär ein Briefumschlag. »Quinn, es ist eine kleine Nachricht für dich da. Ich weiß nicht, wann sie gekommen ist. Wieder von deiner Mutter, nehme ich an, obwohl es für ihren wöchentlichen Brief noch ein wenig früh ist.«
    Mary versuchte, sich von den Mutmaßungen der Mamsell nicht irritieren zu lassen. »Es sieht nachihrer Handschrift aus, Mrs Shaw.« Alle Briefe und Päckchen an die Dienstboten wurden zunächst ihren Vorgesetzten übergeben. Obwohl das offiziell aus praktischen Gründen geschah, hatte Mary von anderen Dienstboten gehört, dass Mrs Shaw diese Briefe gelegentlich öffnete und las   – angeblich aus Gründen der »Sittlichkeit«.
    Mrs Shaw zögerte, ehe sie Mary den Brief überreichte. »Hast du den Frühstückstisch für morgen schon gedeckt?«
    »Ja, Ma’am.«
    »Wie hast du die Servietten gefaltet?«
    »Zu Fächern, wie Sie gewünscht haben, Ma’am.«
    Ein Naserümpfen. »Sind neue Kerzen in den Kandelabern?«
    »Jawohl, Ma’am.« Es war Winter. Und Ihre Majestät nahm das Frühstück zeitig ein   – in diesen dunklen Monaten oft vor Sonnenaufgang.
    »Deine
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