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Skandal im Königshaus Meisterspionin Mary Quinn 3

Skandal im Königshaus Meisterspionin Mary Quinn 3

Titel: Skandal im Königshaus Meisterspionin Mary Quinn 3
Autoren: Y Lee
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alt   – es stammte aus der Zeit, als das Gebäude schlicht Buckingham-Haus hieß und das herrschaftliche Anwesen eines Herzogs war, ohne die strengen Sicherheitsvorkehrungen, die ein königlicher Wohnsitz erforderte. Mary zog ihre spezielle Haarnadel hervor   – eine Stahlnadel, fein und unbiegsam und um einiges länger als üblich. Sie war eine Sonderanfertigung der Agentur und in den unterschiedlichsten Situationen bemerkenswert nützlich.
    Ein Schloss ohne richtigen Dietrich zu öffnen, war eine kniffelige Angelegenheit, die Geduld und ein scharfes Gehör erforderte. Mary war gerade mal ein paar Minuten beschäftigt, als sie von dem schwachen Geräusch einer Glocke   – ausgerechnet   – abgelenkt wurde. Bestimmt bildete sie sich das wegen des ständigen Gebimmels der Dienstglocke im Hauswirtschaftsbereich nur ein.
    Andererseits   … Sie erstarrte.
    Lauschte.
    Denn nach einigen Augenblicken ging es wieder los, lauter und heftiger, falls das möglich war. Es hielt ungefähr eine Minute lang an und brach plötzlich mittendrin ab. Mary wandte sich von ihrem Vorhabenab, steckte die Haarnadel wieder ins Haar und blieb stehen. Was würde wohl als Nächstes passieren?
    Sie musste nicht lange warten.
    Diesmal war der Lärm anderer Natur   – ein ungestümes Hämmern. Es war jetzt viel lauter, und sie folgte dem Geräusch zum Ambassador’s Portico, dem von Säulen getragenen Portal im Ostflügel des Palastes. Hier, wo sie jetzt stand, oben an der Treppe zum Erdgeschoss, war der Ursprung des Geräusches unmissverständlich klar: Jemand hämmerte wie wild an die Tür des Palastes und begehrte   – eine in der Nähe stehende Standuhr läutete praktischerweise gerade   – um die unchristliche Zeit von halb fünf Uhr morgens Einlass. An einem Sonntagmorgen auch noch.
    Mary wusste genau, was sie zu tun hatte. Von ihrer Kammer aus hätte sie den Krach unmöglich hören können, genauso wenig hätte sie erklären können, warum sie schon fertig angezogen zum Morgendienst war. Deshalb zog sie sich ins Halbdunkel zurück, versteckte sich hinter der nützlichen Standuhr und wartete.
    Das Poltern ließ kurz nach, aber nur, damit der Besucher seine Anstrengungen verdoppeln konnte. Um genau zu sein   – sie lauschte angestrengt   –, mussten es mindestens zwei Männer sein, die beide, leicht aus dem Takt, draufloshämmerten.
    Endlich taumelte ein schläfriger Diener mit einer Kerze in der Hand in die Halle. Er trug eine Livreehose,ein halb zugeknöpftes Jackett, aber ein Hemd konnte Mary nicht entdecken. »Wer da?«, fragte er gähnend. Er erwartete eindeutig keine vernünftige Antwort.
    »Scotland Yard in einer sehr dringenden Angelegenheit!«
    Der Lakai rieb sich die Augen. »Also hört mal, das ist nicht die Zeit für einen Scherz. Es ist eine ernste Sache, Ihre Majestät mitten in der Nacht zu stören. Wenn ihr nicht auf der Stelle verschwindet, lass ich die echten Leute vom Scotland Yard kommen. Verschwindet!«
    Darauf ertönte eine andere Stimme, die ganz ruhig war; eine männliche Stimme, leise und voller Autorität. »Das ist Kommissar Russell von Scotland Yard. Ich scherze nicht, guter Mann. Wir verlangen eine umgehende Audienz bei Ihrer Majestät der Königin.«
    Der Diener erbleichte und ließ fast seine Kerze fallen. »Einen Augenblick, Euer Gnaden   – äh, Sir. Ich hole den Schlüssel.« Er eilte davon. Mary blieb mit pochendem Herzen in ihrem Versteck zurück.
    Das war ja   – nicht nur ein Glücksfall, sondern um genau zu sein, höchst interessant. Sie bemühte sich, ihre wirren Gedanken zu ordnen. Voreilige Schlüsse führten oft in die Irre. Ihre Rolle war es nur, so genau wie möglich zu beobachten und die Auswertung später vorzunehmen.
    Nach ungefähr drei Minuten, die überraschend schnell vergingen, kamen drei Personen anmarschiert: Mr Brooks, würdevoll im wollenen Morgenmantelund in Pantoffeln, trug einen großen Kerzenleuchter. Hinter ihm stolzierte eine hochgewachsene Frau, ebenfalls im Morgenmantel. Ihr üppiges Haar lag in einem lose geflochtenen Zopf auf ihrem Rücken: Honoria Dalrymple. Den beiden folgte der unglückselige Lakai, der sein Jackett inzwischen zugeknöpft hatte, allerdings schief. Er trug einen zweiten Kerzenleuchter in den zitternden Händen.
    Mit perfekter Selbstbeherrschung öffnete Mr Brooks die Tür, als habe man den Polizeikommissar längst erwartet. Doch ehe der Kommissar eintreten konnte, sprach ihn Honoria mit ausgesuchter Herablassung an. »Ihre Majestät
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