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Skandal im Königshaus Meisterspionin Mary Quinn 3

Skandal im Königshaus Meisterspionin Mary Quinn 3

Titel: Skandal im Königshaus Meisterspionin Mary Quinn 3
Autoren: Y Lee
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Königin augenzwinkernd. »Im ganzen Palast gibt es keinen Lampenschirm, der groß genug wäre, um mich in eine
Montgolfiere
zu verwandeln.«
    »Einmal dürft ihr noch raten«, sagte Helena. »Bea, soll ich dir einen Tipp geben?«
    Prinzessin Beatrice nickte eifrig und zog schnell den Finger aus der Nase. Helena bückte sich, um ihrer Schwester etwas ins Ohr zu flüstern. Die Augen der Kleinen leuchteten auf. »Ein Weihnachtsbaum!«, quiekte sie zur Belustigung der ganzen Familie.
    Es gab eine kräftige Runde Applaus für die kleine Prinzessin und ihr Vater lächelte gutmütig. »Gut gemacht, Kinder   – vor allem, dass ihr es erraten habt, ehe eure Mutter ihr Haar in Brand setzen konnte.«
    »Und ehe unsere Gäste kommen und mich mit einem Lampenschirm auf dem Kopf antreffen«, sagte Ihre Majestät lachend. »Denkt nur an den Klatsch! Was für ein Skandal!«
    In der Ecke des Gelben Salons, wo sie auf einem Tisch Sherrygläser arrangierte, musste sich Mary ein Lächeln verkneifen. In der Öffentlichkeit war Königin Victoria für sittsame Tugend bekannt. Privat jedoch löste sie mit ihrer unbekümmerten guten Laune bei ihrer Familie bisweilen Lachsalven aus. Während der sechs Wochen, die Mary jetzt im Palast arbeitete, hatte sie mitbekommen, wie Ihre Majestät ihre Kinder neckte, mit ihrem Gemahl scherzte und sich manchmal sogar an stürmischen Versteckspielen beteiligte, die immer unter kreischendem Gelächter zu enden schienen, wenn die Königin zum Beispiel unter einem Pianoforte entdeckt wurde oder auf einer Fensterbank kauerte oder   – ein denkwürdiges Ereignis   – in einer Rüstung steckte.
    Die Königin wechselte mühelos die Rollen und dieses vorabendliche Beisammensein war ein gelungenesBeispiel dafür. Nachdem die jungen Prinzen und Prinzessinnen im Kinderzimmer ein frühes Abendessen zu sich genommen hatten, kamen sie herunter in den Salon, um vor dem Zubettgehen mit ihren Eltern zusammen zu sein. Es war nicht ungewöhnlich, dass Ihre Majestät eine Handvoll ausgesuchter Tischgäste auf einen Sherry einlud, wenn sie ihren Kindern Gute Nacht sagte. Anschließend ging sie zum Staatsbankett über, prächtig gekleidet in Seidenschleppe und Diadem. Sie war offenbar entschlossen zu betonen, wie bedeutend es für sie als Monarchin war, Häuslichkeit zu demonstrieren.
    Mary hatte den Sherrytisch fertig gerichtet und warf einen Blick durchs Zimmer. Weitere Vorbereitungen schienen nicht nötig, da das heutige Bankett eine relativ intime Angelegenheit mit gerade mal zwei Dutzend Gästen war. Sie schlüpfte hinaus in den Korridor, vorbei an einem Butlergehilfen mit einem Tablett voller Getränke. Dann jedoch wurde sie aufgehalten, weil eine Hofdame um die Ecke kam.
    Wie es einer gut ausgebildeten Bediensteten geziemte, blieb Mary sofort stehen und drehte sich zur Wand   – wurde sozusagen Teil des Mobiliars. Es war ein ernstes Vergehen, wenn man das nicht tat, und Mary war einmal fast eine Viertelstunde aufgehalten worden, als zwei der älteren Prinzessinnen in der Langen Galerie stehen geblieben waren, um ein Gemälde zu betrachten.
    Diesmal wurde sie jedoch von der Hofdame angesprochen. »Wer bist du?«
    Mary wandte sich um und knickste. »Quinn, Ma’am.«
    »Quinn. Gib dem Butler Bescheid, dass Graf Wintermarch aufgrund einer Unpässlichkeit heute Abend zum Diner Ihrer Majestät verhindert ist.«
    »Sehr wohl, Mrs Dalrymple. Wäre sonst noch etwas?«
    »Was? Nein, natürlich nicht. Warum fragst du?«
    »Kein besonderer Grund, Ma’am. Ich sage Mr Brooks sofort Bescheid.«
    »Ich bitte darum.«
    Mary sah Honoria Dalrymple leicht amüsiert nach. Sie war Ende dreißig und ähnelte einem Windhund   – dünn, elegant, mit kalten grauen Augen und der Angewohnheit, prüfend die Luft einzuziehen, sobald sie ein Zimmer betrat, als ob sie argwöhnte, in den Ecken könne etwas lauern. Dieses Misstrauen war möglicherweise nicht unbegründet: In den Ecken standen meistens Dienstboten herum und sie hassten Mrs Dalrymple alle miteinander.
    Es war kein Geheimnis, warum. Ihr gebieterisches Wesen war zwar ganz normal (obwohl die königliche Familie selbst ausgesprochen höflich mit ihren Bediensteten umging), aber sie war bekannt dafür, Unfrieden zu stiften. Kaum dass Mary ihren Dienst angetreten hatte, wurde sie von einer der Hilfsköchinnen beiseitegenommen und gewarnt: Die Hofdame änderte ständig ihre Meinung; bestellte gesottenes Geflügel, machte dann auf einmal ein Riesentheater und bestand darauf, sie habe
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