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Skandal im Königshaus Meisterspionin Mary Quinn 3

Skandal im Königshaus Meisterspionin Mary Quinn 3

Titel: Skandal im Königshaus Meisterspionin Mary Quinn 3
Autoren: Y Lee
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Schürze ist schmutzig«, stellte die Wirtschafterin geradezu mit Genugtuung fest.
    Mary sah hinunter auf den kleinen orangefarbenen Fleck am Rand der strahlend weißen Schürze. Vom Blütenstaub der Lilien, vermutete sie, der kaum entfernbar war. Fast immer, wenn sie das Blumenwasser wechselte, ruinierten sie ihr eine Schürze. »Ich werde sie sofort wechseln, Ma’am.«
    »Ich bitte darum.« Mrs Shaw überreichte Mary den Brief und nickte; Mary war entlassen.
    Während sie die schmale Treppe zu den Kammern der Dienstboten hochstieg, die brühheiße Wärmfla sche unter dem Arm, fragte sie sich wieder einmal, was sie getan hatte, um Mrs Shaw gegen sich aufzubringen. Die Frau war eine überpenible Wirtschafterin, eine ältere Person mit eingefahrenen Gewohnheiten. Das erklärte jedoch nicht ihre gehässige Freude, wenn Mary ein Fehler unterlaufen war. Es war gut möglich, dass ihr die unerwartete Anstellung Marys nicht passte; vielleicht hatte sie jemand anders für die beliebte Stellung eines gehobenen Hausmädchens vorgesehen. Es war ziemlich ungewöhnlich, dass eine Neue gleich einen so hohen Posten bekam. Natürlich konnte Mrs Shaw nicht wissen, was dem zugrunde lag.
    Es war jemand von ganz oben gewesen   – Mary durfte zu ihrer eigenen Sicherheit nicht wissen, wer   –, der wegen einer heiklen Angelegenheit im Palast auf die Agentur zugekommen war. Kleinerer Zierrat und Nippes verschwanden immer wieder. Das erste Stück, eine Schnupftabakdose aus Schildpatt, die dem Herzog von York, einem Onkel von Königin Victoria, gehört hatte, fehlte möglicherweise schon seit einiger Zeit, ehe man sie in dem reich dekorierten Blauen Salon vermisste. Das zweite Stück, eine Meißner Schäferin, war ein Lieblingsstück der Mutter Ihrer Majestät gewesen. Sein Verschwinden löste einen Frühjahrsputz und eine allgemeine Bestandsaufnahme der Ausstattungsgegenstände im Palast aus. Doch trotz erhöhter Sicherheitsmaßnahmen, die der Hofmeister veranlasst hatte   – zum Beispiel das Abschließen der Salons über Nacht   –, setzten sich dieDiebstählefort. Esgabkeineoffenkundigen Verdachtsmomente gegen irgendjemanden und auch keine Spuren.
    Scotland Yard einzuschalten war natürlich unmöglich: Der Klatsch wäre unvorstellbar. Und ohne handfeste Beweise weigerte sich der Hofmeister, einzelne Angestellte zu entlassen. Daher kam es, dass sich Mary für dieses doch ziemlich läppische Problem als erfahrenes Hausmädchen ausgab und sich im Haushalt der Königin einstellen ließ. Es war der erste Auftrag, den sie als neu berufenes Mitglied der Agentur übernahm; sie hatte ihre Ausbildung kurz vor Weihnachten abgeschlossen. Und obwohl sie von größeren Herausforderungen träumte, die womöglich mit ein bisschen Gefahr verbunden waren, oder von einem verwickelten Verbrechen, das es aufzuklären galt, akzeptierte sie diesen kleinen Routinefall mit Gelassenheit. Sie war zufrieden, ihren Beitrag zu leisten.
    Ihre Aufgaben als Hausmädchen waren durchaus zu bewältigen. Das Essen war reichlich, eine Zimmermädchentracht wurde zur Verfügung gestellt und einige der gehobeneren Dienstboten hatten sogar eigene kleine Kammern unter dem Dach. Was sie nicht davon abhielt, sich zu beklagen. Das Essen war zu einfach: Ihre Majestät misstraute französischen Fleischspezialitäten und exotischen Gewürzen. Die Abende waren langweilig: Ihre Majestät frönte der Enthaltsamkeit, daher wurden erlesene Weine und Alkohol nur Gästen serviert. Und Klatsch war verboten.Das fand Mary allerdings tatsächlich frustrierend. Nach fast sechs Wochen im Palast hatte sie nichts Nützliches über die Diebstähle erfahren. Dem Personal war es ausdrücklich verboten, diese Tatsache auch nur zu erwähnen. Daher waren Marys wöchentliche Berichte an die Agentur   – sprich, an ihre Mutter   – sehr dünn.
    Mit einem erleichterten Seufzer betrat Mary ihre kalte Kammer und machte hinter sich die Tür zu. Ein Schloss gab es nicht. Amy, ihre neue Mitbewohnerin, würde auch bald kommen, aber die momentane Ruhe war ein seltener Genuss. Der Umschlag war noch zugeklebt. Falls sich Mrs Shaw nicht die Zeit genommen hatte, ihn erneut zu versiegeln, war die Nachricht ihrer »Mutter« privat geblieben.
     
    Meine liebe Mary,
     
    wie du weißt, war ich schon seit einiger Zeit auf
Abruf
, da Cousin Alfred Vater wird. Die Geburt war leider ein
wenig
kompliziert und barg ein gewisses Risiko, lief dann aber trotz
Gefahr
für Mutter und Kind gut ab. Baby Edwin ist
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