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Skandal im Ballsaal

Titel: Skandal im Ballsaal
Autoren: Georgette Heyer
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Edmund keine Fehler, die sich nicht rasch geben würden, wenn er etwas älter war; und bis zu seinem sechsten Lebensjahr sollte er heranwachsen, wie es ihm gefiel, sowohl um seinet - als auch um seines Vaters willen.
    Edmund war aus dem Blickfeld verschwunden. Sylvester zog das Fenster wieder herunter und dachte, er müsse dem Schlingel wirklich einen lebhafteren Hauslehrer geben als Reverend Loftus Leyburn, den ältlichen und ziemlich kraft-losen Kleriker, der sein, oder genauer gesagt, der Kaplan seiner Mutter war. Er hatte es als unzulängliches Übereinkommen betrachtet, als Janthe Mr Loftus gebeten hatte, Edmund seine ersten Lektionen zu erteilen; aber kein hinreichender Grund erlaubte ihm, sie herauszufordern, indem er dem Plan seine Zustimmung verweigerte. Nun beklagte sie sich, dass Edmund die Pferdeställe häufig besuche und hier die vulgärste Sprache lerne. Was zum Teufel hatte sie denn erwartet? fragte er sich.
    Er wandte sich vom Fenster ab, als die Tür geöffnet wurde und der Butler eintrat, gefolgt von einem jungen Diener, der die Reste eines ausgiebigen Frühstücks abräumte.
    „Ich werde Mr Ossett und Pewsey nachmittags empfangen, Reeth", sagte Sylvester. „Chale und Brough können ihre Bücher zur selben Zeit zu mir hereinbringen. Ich werde jetzt Ihrer Gnaden einen Besuch machen. Sie können eine Botschaft an Trent hinuntersenden und ihm mitteilen, dass ich ..." Er hielt inne und warf einen Blick zum Fenster.
    „Nein, lassen Sie das! Um vier Uhr wird es nicht mehr hell genug sein."
    „Es ist schade, dass Euer Gnaden an einem so prächtigen Tag im Arbeitszimmer eingesperrt sein sollten", sagte Reeth beschwörend.
    „Sehr traurig, aber dem ist nicht abzuhelfen." Er bemerkte, dass er sein Taschentuch fallen gelassen hatte und dass der Diener sich beeilte, es für ihn aufzuheben. „Danke sehr", sagte er, als er es nahm, und begleitete die Worte mit einem leichten Lächeln. Er hatte ein ungemein charmantes Lächeln, und es sicherte ihm, ungeachtet wie anspruchsvoll seine Forderungen sein mochten, die Anstrengungen seiner Diener ohne ein Wort der Klage. Er wusste das ganz genau, wie er sich auch des Wertes eines lobenden Wortes bewusst war, das genau im richtigen Augenblick ausgesprochen wurde; und er hätte es für außerordentlich unklug gehalten, das zu unterlassen, was ihn so wenig kostete und so wünschens-werte Erfolge zeitigte.
    Er verließ das Frühstückszimmer, ging zur großen Halle und damit (hätte man glauben mögen) in ein anderes Jahrhundert. Denn dieser Mittelteil des Gebäudes, das sich ziemlich weit ausdehnte, war alles, was von dem ursprünglichen Bauwerk übrig geblieben war. Raue Balken, getünchte Wände und ein Fußboden aus ungleichmäßigen Steinplat-ten standen hier in seltsamem, aber nicht unglücklichem Kontrast zur glatten Eleganz der modernen Teile des großen Hauses. Die Flügeltreppe aus der Tudor-Zeit, die von der Halle hinauf zu einer Galerie führte, wurde von zwei Figuren in voller Rüstung bewacht; die Wände waren mit Gruppen alter Waffen geschmückt; die Glasfenster trugen Wappen; und unter einer riesigen Kaminhaube nährte ein Gluthaufen mehrere lodernde Holzscheite. Vor diesem Feuer lag ein braun und weiß gefleckter Spaniel in einer Haltung aufmerksamer Erwartung. Als er Sylvesters Schritt hörte, hob er den Kopf und begann mit dem Schweif zu wedeln; als Sylvester aber die Halle betrat, ließ der Hund den Schweif sinken; obwohl er seinem Herrn entgegenjagte und anbe-tend zu ihm aufblickte, als dieser sich bückte, um ihn zu tätscheln, sprang er weder um ihn herum, noch stieß er ein Bel-len freudiger Erwartung aus. Sylvesters Diener war kaum vertrauter mit der Garderobe seines Herrn als der Spaniel, und der Hund wusste wohl, dass Pantalons und Schaftstiefel keine andere Hoffnung verhießen, als höchstens zu Füßen seines Herrn in der Bibliothek zu liegen.
    Das Appartement der Herzogin umfasste außer ihrem Schlafzimmer und dem Ankleideraum, in dem ihre Kammerfrau regierte, ein Vorzimmer, das in ein riesiges sonniges Gemach führte, das dem Haushalt als Salon der Herzogin bekannt war. Sie verließ diesen Salon selten, denn sie war viele Jahre lang das Opfer arthritischer Beschwerden gewesen, die keiner der hervorragenden Ärzte, die sie behandelt hatten, oder irgendeine der Kuren, denen sie sich unterzogen hatte, zu lindern vermochte. Sie konnte sich mithilfe ihrer Diener noch von ihrem Zimmer in ihren Salon schleppen, aber einmal in ihren Sessel
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