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Skandal im Ballsaal

Titel: Skandal im Ballsaal
Autoren: Georgette Heyer
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sagte die Herzogin und zog einmal die Glocke.
    „Ich weiß es nicht!", sagte Phoebe und rang die Hände.
    „Ich meine, er kann mich nicht heiraten wollen! Wenn er Lady Mary Torrington haben könnte, die so schön ist und gut und so wohlerzogen ist und ..." Sie hielt vor Verwirrung inne, als die Tür sich öffnete.
    „Komm herein, Sylvester!", sagte die Herzogin ruhig. „Ich möchte, dass du Miss Marlow zu ihrer Kutsche begleitest."
    „MitVergnügen, Mama", sagte Sylvester.
    Die Herzogin hielt Phoebe die Hand hin und zog sie herunter, um ihre Wange zu küssen. „Auf Wiedersehen, liebes Kind: Ich hoffe, du besuchst mich bald!"
    Phoebe stieß in schrecklicher Verwirrung ein so hoffnungslos unzusammenhängendes Lebwohl aus, dass es ein Lächeln böser Abschätzung in Sylvesters Augen brachte, der geduldig die Tür aufhielt.
    Sie wagte es, ihn einen ängstlichen Moment lang verstohlen anzusehen, als sie auf ihn zuging. Es war ein sehr flüchtiger Blick, aber er genügte, um sie hinsichtlich eines Punktes zu beruhigen: Er sah überhaupt nicht verstört drein. Er war vielleicht ein wenig bleich, aber weit davon entfernt, das Ge-baren eines Mannes zu zeigen, der verzweifelt ist. Er blickte bemerkenswert fröhlich drein, ja sogar zuversichtlich. Miss Marlow, die das mit gemischten Gefühlen aufnahm, ging mit gesenktem Blick steif hinter ihm her.
    Er schloss die Tür und sagte mit völliger Ruhe: „Es war höchst freundlich von Ihnen, meiner Mutter das Vergnü-
    gen gewährt zu haben, Ihre Bekanntschaft zu machen, Miss Marlow."
    „Ich war sehr geehrt, ihre Einladung zu erhalten, Sir", antwortete sie mit noch größerer Ruhe.
    „Wollen Sie so freundlich sein, mir die Möglichkeit zu gewähren, mit Ihnen ein paar Minuten zu sprechen, bevor Sie wegfahren?"
    Ihre Ruhe verließ sie sofort. „Nein - ich meine, ich darf nicht bleiben! Großmamas Kutscher hasst es, wenn man ihn so lange warten lässt, verstehen Sie!"
    „Ich weiß das", stimmte er zu. „Daher habe ich Reeth gesagt, er solle den armen Burschen nach Hause schicken."
    Sie hielt mitten auf der Treppe an. „Ihn nach Hause geschickt?", wiederholte sie. „Und, bitte, wer gab Ihnen ..."
    „Ich fürchtete, er könnte sich erkälten."
    Sie rief empört aus: „Sie haben nie viel Gedanken an so etwas verschwendet! Und Sie hätten sich nicht darum ge-kümmert, wenn es so gewesen wäre!"
    „Ich habe dieses Stadium noch nicht erreicht", räumte er ein. „Aber Sie müssen gewiss zugeben, dass ich Fortschritte mache!" Er lächelte sie an. „Oh nein, fressen Sie mich nicht auf! Ich verspreche Ihnen, Sie werden in einer meiner Kutschen in die Green Street zurückgebracht werden - es dauert nicht lange!"
    Phoebe, die bemerkte, dass er ihr ein Beispiel der Methoden gab, seinen eigenen Weg zu gehen, so wie es seine Mutter vor Kurzem beschrieben hatte, blickte ihn feindselig an.
    „Ich muss also in Ihrem Hause bleiben, schließe ich, bis es Euer Gnaden gefallen wird, zu befehlen, dass die Chaise vorfährt?"
    „Nein. Wenn Sie sich nicht überwinden können, mit mir zu sprechen, werde ich sofort nach ihr schicken."
    Sie bemerkte jetzt, dass er nicht nur arrogant, sondern auch noch gewissenlos war. Außerdem völlig ohne Ritterlichkeit, sonst hätte er sie nicht in dieser schäbigen Art angelächelt.
    Zudem war es zweifellos gefährlich, mit ihm allein gelassen zu werden: Seine Augen mochten lächeln, aber sie hatten neben dem Lächeln einen sehr verwirrenden Ausdruck.
    „Es - es ist - versichere ich Ihnen - ganz unnötig, Herzog, dass Sie mir eine - eine Erklärung für - für irgendetwas geben!", sagte sie.
    „Sie können nicht wissen, wie erleichtert ich bin, Sie das sagen zu hören!", erwiderte er und führte sie durch die Halle dorthin, wo eine Tür offen stand, die einen Blick auf ein Zimmer freigab, das mit Bücherregalen vollgestellt war.
    „Ich beabsichtige nicht, irgendetwas dieser Art zu versuchen, versichere ich Ihnen! Ich würde es eher unglücklich als unnötig nennen! Wollen Sie in die Bibliothek kommen?"
    „Was - was für ein angenehmes Zimmer!", brachte sie mühsam hervor und blickte sich um.
    „Ja, und welche Unmenge Bücher ich habe, nicht wahr?", sagte Sylvester freundlich und schloss die Tür. „Nein, ich habe sie nicht alle gelesen, glaube ich!"
    „Ich habe nicht beabsichtigt, irgendetwas dieser Art zu fragen!", erklärte sie, bemüht, nicht zu kichern. „Bitte, Sir, was also wollten Sie mir sagen?"
    „Nicht mehr als ,mein Liebling'!",
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