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Sixteen Moons - Eine unsterbliche Liebe

Titel: Sixteen Moons - Eine unsterbliche Liebe
Autoren: K Garcia
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ein paar Knochen laufen, die nach Schweineschulter aussahen, was komisch war, denn es hatte heute ja Hühnchen gegeben, und legte sie auf einenTeller. »Das geht dich nichts an. Und überhaupt, ich möchte wissen, warum dich das so interessiert.«
    Ich zuckte die Schultern. »Ich bin einfach neugierig, das ist alles.«
    »Du weißt doch, was man über neugierige Menschen sagt.« Sie steckte eine Gabel in mein Stück Buttermilchpastete, dann funkelte sie mich an und weg war sie.
    Sogar meinemVater entging es nicht, dass die Küchentür hinter Amma ins Schloss krachte, und er zog einen Stöpsel aus dem Ohr. »Wie war’s in der Schule?«
    »Gut.«
    »Was hast du Amma getan?«
    »Ich bin zu spät zur Schule gekommen.«
    Er sah mich wissend an und ich erwiderte seinen Blick.
    »Härte 2?«
    Ich nickte.
    »Gespitzt?«
    »War schon gespitzt, aber dann hat sie ihn noch mal gespitzt«, seufzte ich. Dad lächelte beinahe, was selten vorkam. Ich war froh, ja fast ein bisschen stolz darauf, das geschafft zu haben.
    »Weißt du, wie oft ich als Kind an diesem alten Tisch gesessen habe, während sie mit dem Bleistift auf mich zeigte?«, fragte er, aber es war eigentlich gar keine Frage. Dieser Tisch, schartig und fleckig von Farbe, Leim und Filzstiftspuren, die all dieWates bis hin zu mir auf ihm hinterlassen hatten, war einer der ältesten Gegenstände im ganzen Haus.
    Ich schmunzelte. MeinVater nahm seine Müslischale und fuchtelte mit dem Löffel in meine Richtung. Amma hatte schon meinenVater großgezogen, ein Umstand, an den ich in meiner Kindheit immer dann mahnend erinnert worden war, wenn ich auch nur versucht hatte, ihr eine freche Antwort zu geben.
    »M.Y.R.I.A.D.E.N.« Er buchstabierte dasWort, während er seine Schüssel in die Spüle stellte. »Oder: U.N.Z.A.E.H.L.I.G. Sprich: viel öfter als du, EthanWate.«
    Als er unter das Licht der Küchenlampe trat, wich sein halbes Lächeln bereits einem Viertel Lächeln, und dann war es auch schon ganz verschwunden. Er sah sogar noch schlimmer aus als sonst. Die Schatten unter den Augen waren dunkler und man sah die Knochen unter der Haut hervortreten.
    Seine Gesichtsfarbe war grünlich, weil er das Haus so gut wie nie verließ. Er sah aus wie eine lebende Leiche und das nun schon seit Monaten. Kaum vorstellbar, dass dies dieselbe Person war, die stundenlang mit mir am Ufer von Lake Moultrie gesessen hatte, um Sandwiches mit Hühnchensalat zu verdrücken und mir beizubringen, wie man eine Angelleine auswirft. »Zurück und los. Zehn und zwei. Zehn und zwei. Wie die Zeiger einer Uhr.« Die vergangenen fünf Monate waren schwer für ihn gewesen. Er hatte meine Mutter wirklich geliebt. Aber ich auch.
    Dad nahm seinen Kaffee und schlurfte in sein Arbeitszimmer zurück. Es war an der Zeit, derWahrheit ins Auge zu blicken. Wie es aussah, war Macon Ravenwood nicht der einzige Sonderling bei uns. Dabei war unsere Stadt eigentlich gar nicht groß genug für zwei Boo Radleys. Aber das eben war das längste Gespräch gewesen, das mein Dad und ich seit vielen Monaten geführt hatten, und ich wollte nicht, dass es vorüber war.
    »Wie geht’s mit dem Buch voran?«, platzte ich heraus. Bleib und rede mit mir!, sollte das heißen.
    Dad blickte überrascht hoch, dann zuckte er die Schultern. »Es geht so. Hab noch viel zu tun.« Ich kann einfach nicht, sollte das heißen.
    »Die Nichte von Macon Ravenwood ist in die Stadt gezogen.« Ich sagte das gerade in dem Augenblick, in dem er sich die Stöpsel wieder in die Ohren steckte. Falsches Timing, wie immer zwischen uns.Wenn ich so darüber nachdachte, schien mir das in letzter Zeit allerdings bei den meisten Menschen so zu gehen.
    Dad zog einen Ohrstöpsel raus, seufzte, dann zog er auch den anderen raus. »Wie?« Er war schon wieder auf demWeg zurück ins Arbeitszimmer. Die Zeit, die für unsere Unterhaltung blieb, lief ab.
    »Macon Ravenwood.Was weißt du über ihn?«
    »Nicht mehr als alle anderen, nehme ich an. Er ist ein Einsiedler. Soweit ich weiß, hat er Ravenwood Manor seit Jahren nicht mehr verlassen.« Er stieß die Tür zum Arbeitszimmer auf und ging hinein, aber ich ging nicht mit. Ich blieb einfach vor der Tür stehen.
    Ich setzte nie einen Fuß in das Zimmer. Einmal, ein einziges Mal, als ich sieben Jahre alt gewesen war, hatte mich meinVater dabei erwischt, wie ich seinen R o man las, ehe er ihn noch einmal überarbeitet hatte. Sein Arbeitszimmer war ein dunkler, Furcht einflößender Raum. Über dem verschlissenen
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