Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sixteen Moons - Eine unsterbliche Liebe

Titel: Sixteen Moons - Eine unsterbliche Liebe
Autoren: K Garcia
Vom Netzwerk:
der Härte 2 nicht zu nahe zu kommen, den sie nur benutzte, um ihre Kreuzworträtsel auszufüllen, und der immer so scharf gespitzt war, dass man damit jemanden hätte verletzen können. Und heute Abend bestand diese Gefahr.
    Ich hörte auf das gleichförmigeTrommeln des R egens auf dem Dach. Amma klopfte mit dem Bleistift auf die Tischplatte.
    »Elf Buchstaben. Haft oder körperliche Bestrafung wegen Fehlverhaltens.« Sie sah mich scharf an. Ich schaufelte mir einen Löffel Kartoffelbrei in den Mund. Ich wusste, was jetzt kam. Neun waagrecht.
    » Z.U.E.C.H.T.I.G.U.N.G. Sprich: Strafe. Sprich:Wenn du’s nicht schaffst, rechtzeitig zur Schule zu kommen, dann wirst du keinen Fuß mehr vor die Tür setzen.«
    Ich fragte mich, wer sie wohl angerufen haben mochte, um ihr zu sagen, dass ich zu spät gekommen war, oder, was vermutlich einfacher war, wer sie nicht angerufen hatte. Sie drehte ihren Bleistift knirschend in der alten Spitzmaschine, die auf der Anrichte stand, obwohl er noch spitz war.
    Immer noch sah sie betont an mir vorbei, was schlimmer war, als wenn sie mir geradewegs in die Augen geblickt hätte.
    Ich ging zu ihr hinüber – sie spitzte weiter ihren Bleistift –, legte den Arm um sie und drückte sie ganz fest. »Komm schon, Amma. Sei nicht böse. Es hat geschüttet heute Morgen. Du hättest doch auch nicht gewollt, dass wir bei diesemWetter zu schnell fahren, oder?«
    Sie zog eine Augenbraue hoch, aber ihre Miene wurde freundlicher. »Wie’s aussieht, regnet es so lange, bis du dir die Haare schneiden lässt. Also überleg dir lieber, wie du rechtzeitig zur Schule kommst.«
    »Zu Befehl, Ma’am.« Ich drückte sie noch einmal, dann kehrte ich zu meinen kalten Kartoffeln zurück. »Du wirst nicht glauben, was heute passiert ist. In unserer Klasse ist eine Neue.« Keine Ahnung, weshalb ich das sagte. Ich glaube, es war mir den ganzenTag nicht aus dem Kopf gegangen.
    »Meinst du etwa, ich wüsste nicht von der Sache mit Lena Duchannes?« Bei ihrenWorten blieb mir fast der Bissen im Hals stecken. Lena Duchannes. Hier im Süden wird der Nachname so ausgesprochen, dass er sich auf »rain« reimt. Und so wie Amma dasWort auswalzte, hätte man meinen können, dass es noch eine zusätzliche Silbe hatte. Du-kay-yane.
    »Heißt sie so? Lena?«
    Amma schob mir ein Glas Schokoladenmilch hin. »Ja und nein, das geht dich nichts an. Du solltest deine Nase nicht in Dinge stecken, von denen du rein gar nichts verstehst, EthanWate.«
    Amma sprach immer in Rätseln, und sie gab nie mehr preis, als man unbedingt wissen musste. Seit meiner Kindheit hatte ich ihr Haus inWaders Creek nicht mehr betreten, aber ich wusste, die meisten Leute in der Stadt gingen dorthin. Amma war die angesehensteTarot-Kartenleserin im Umkreis von hundert Meilen, so wie zuvor schon ihre Mutter und davor ihre Großmutter. Ihre Familie, das waren sechs Generationen von Kartenlegern. Gatlin war voll von gottesfürchtigen Baptisten, Methodisten und Pfingstlern, aber derVerlockung, die die Karten ausübten, der Möglichkeit, mit ihrer Hilfe den Lauf des eigenen Schicksals zu verändern, konnte keiner widerstehen. Denn in den Augen der Leute war eine mächtige Kartenleserin genau dazu fähig. Und wenn Amma etwas hatte, dann war es Macht.
    Manchmal stieß ich in meiner Sockenschublade auf eines ihrer selbst gemachten Amulette, manchmal hing eines über der Tür, die ins Arbeitszimmer meinesVaters führte. Anfangs hatte ich einmal gefragt, wozu sie gut seien. MeinVater neckte Amma jedes Mal, wenn er eines fand, aber ich bemerkte, dass er es niemals abnahm. »Vorsicht ist besser als Nachsicht.« Ich glaube, er meinte vorsichtig gegenüber Amma, bei der man schnell mal das Nachsehen hatte.
    »Was weißt du sonst noch von ihr?«
    »Pass bloß auf und kümmere dich um deine eigenen Sachen. EinesTages starrst du noch ein Loch in den Himmel und dann fällt uns das ganzeWeltall auf den Kopf. Dann sitzen wir erst richtig in der Patsche.«
    MeinVater kam im Schlafanzug in die Küche geschlurft. Er schenkte sich eineTasse Kaffee ein und holte eine SchachtelWeizenflocken aus der Speisekammer. Ich sah, dass er die gelbenWachsstöpsel noch in den Ohren hatte. Die PackungWeizenflocken bedeutete, dass seinTag jetzt gleich anfing. Die Ohrenstöpsel bedeuteten, dass er noch nicht richtig angefangen hatte.
    Ich beugte mich zu Amma hinüber und raunte: »Was genau hast du gehört?«
    Sie riss mir denTeller aus der Hand und trug ihn zur Spüle. Dann ließ sieWasser über
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher