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Sixteen Moons - Eine unsterbliche Liebe

Titel: Sixteen Moons - Eine unsterbliche Liebe
Autoren: K Garcia
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erleuchteten Punkt in der Dunkelheit. Ich hörte, wie etwas dumpf gegen unsere alten Türläden prasselte. Offenbar regnete es. Offenbar war es früh am Morgen. Offenbar befand ich mich in meinem Zimmer.
    Der Raum war heiß und dampfig vom R egen. Aber wieso stand mein Fenster offen?
    In meinem Kopf pochte es. Ich ließ mich zurück aufs Kissen sinken und wie immer löste sich derTraum in Nichts auf. Ich lag sicher und wohlbehalten in meinem Zimmer, in unserem uralten Haus, in demselben ächzenden Mahagonibett, in dem vor mir bereits sechs Generationen unserer Familie geschlafen hatten und wo man nicht durch schwarze Schlammlöcher fiel und auch sonst nichts Ungewöhnliches geschah.
    Ich starrte hinauf zur Stuckdecke, die himmelblau gestrichen war, um die Holzbienen davon abzuhalten, ihre Nester zu bauen.Was um alles in derWelt war nur los mit mir?
    Seit Monaten hatte ich nun schon diesenTraum. Zwar konnte ich mich nicht an alle Einzelheiten erinnern, aber etwas blieb immer gleich. Das Mädchen stürzte in die Tiefe, ich stürzte in die Tiefe.Verzweifelt versuchte ich, sie festzuhalten. Denn sobald ich sie losließ, würde ihr etwas Schreckliches zustoßen. Genau darum ging es. Ich durfte sie nicht loslassen. Ich durfte sie nicht verlieren. Ich schien sie leidenschaftlich zu lieben, obwohl ich sie doch gar nicht kannte. Es war sozusagen Liebe vor dem ersten Blick.
    Was ja wohl ziemlich verrückt war angesichts derTatsache, dass es nur ein Mädchen in einemTraum war. Ich wusste ja nicht einmal, wie sie aussah. Seit Monaten quälte mich dieserTraum und noch nie hatte ich ihr Gesicht gesehen. Falls doch, erinnerte ich mich nicht daran. Lediglich dieses grauenhafte Gefühl kehrte immer wieder zurück; dieses Gefühl, sie für alle Zeit verloren zu haben. Sie entglitt meinen Händen – und dann stülpte sich mein Magen um, etwa so, wie wenn man auf der Achterbahn steil nach unten saust.
    Schmetterlinge im Bauch.Was für eine bescheuerte Metapher.Tatsächlich waren es eher Killerbienen.
    Vielleicht war ich gerade dabei überzuschnappen, vielleicht brauchte ich auch nur dringend eine Dusche. Ich hatte die Ohrstöpsel noch um den Hals hängen, und als ich auf meinen iPod starrte, entdeckte ich einen Song, den ich nicht kannte.
    Sixteen Moons .
    Was war das? Ich klickte den Song an. Die Melodie war betörend und geheimnisvoll. Ich konnte die Stimme nicht zuordnen, auch wenn es mir so vorkam, als hätte ich sie schon einmal gehört.
    Sixteen moons, sixteen years
    Sixteen of your deepest fears
    Sixteen times you dreamed my tears
    Falling, falling through the years …
    Es war melancholisch, unheimlich, irgendwie hypnotisch.
    »Ethan LawsonWate!«, übertönte Ammas laute Stimme die Musik.
    Ich schaltete den iPod aus und schlug die Decke zurück. Das Laken fühlte sich sandig an, aber das kannte ich schon.
    Es war nicht Sand, sondern Erde. Und unter meinen Fingernägeln waren schwarze Ränder vom Dreck, genau wie beim letzten Mal, als ich aus demTraum erwachte.
    Ich zerknüllte das Laken und stopfte es in den Wäschekorb unter die verschwitzten Sportsachen vomVortag. Dann stieg ich in die Dusche und versuchte, nicht länger zu grübeln, während ich mir wie wild die Hände schrubbte und die letzten schwarzen R este im Abfluss verschwanden.Wenn ich keinen Gedanken mehr an denTraum verschwendete, würde sich das Problem in Luft auflösen. So war ich in den vergangenen Monaten mit den meisten Dingen fertig geworden.
    Aber nicht, wenn es um sie ging. Ich konnte nicht anders, ich musste einfach immerzu an sie denken. Immer wieder kreiste alles um diesenTraum, keine Ahnung, warum. Das also war mein ganzes Geheimnis: Ich war sechzehn Jahre alt, hatte mich in ein Mädchen verliebt, das nicht existierte, und ich verlor langsam denVerstand.
    Ganz egal wie fest ich auch schrubbte, mein Herz wollte einfach nicht ruhiger werden. Und trotz der duftenden Efeuseife und des Stop & Shop-Shampoos roch ich es immer noch. Zart wie ein Hauch war dieser Duft und trotzdem war er da.
    Der Duft von Zitronen und R o smarin.
    Ich ging nach unten und traf dort auf tröstliche Alltäglichkeit. Am Frühstückstisch stellte Amma denselben alten blau-weißen Porzellanteller – Drachengeschirr hatte meine Mutter es immer genannt – mit gebratenen Eiern, Schinken, gebuttertemToast und Maisgrütze vor mich hin. Amma war unsere Haushälterin, aber eigentlich war sie mehr eine Großmutter, wenn auch sehr viel schlauer und starrsinniger als meine echte
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