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Sixteen Moons - Eine unsterbliche Liebe

Titel: Sixteen Moons - Eine unsterbliche Liebe
Autoren: K Garcia
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Großmutter. Amma hatte mich großgezogen und mich aufwachsen sehen, und obwohl ich einsfünfundachtzig bin, erachtete sie es als ihre ureigene Aufgabe, noch mindestens zwanzig Zentimeter dranzuhängen. An diesem Morgen hatte ich seltsamerweise einen Riesenhunger, so als hätte ich schon seitTagen nichts mehr gegessen. Ich schaufelte die Eier und zwei Stück Schinken in mich hinein und gleich ging es mir wieder etwas besser. Mit vollem Mund grinste ich sie an.
    »Nörgel nicht an mir herum, Amma. Du weißt doch, heute ist der erste Schultag.«
    Amma knallte mir ein riesengroßes Glas O-Saft und ein noch größeres mit Milch hin – natürlichVollmilch, etwas anderes wurde hierzulande nicht getrunken.
    »Haben wir keine Schokomilch mehr?« Ich war süchtig nach Schokomilch wie andere Leute nach Cola oder Kaffee. Schon zum Frühstück brauchte ich meine erste Zuckerration.
    »A.K.K.L.I.M.A.T.I.S.I.E.R.E.N.« Amma hatte einen Kreuzworträtsel-Begriff für jede Gelegenheit parat, je länger, desto besser, und liebte es, sie anzuwenden. »Sprich: Gewöhn dich dran. Und komm ja nicht auf die Idee, auch nur einen Fuß vor die Tür zu setzen, ehe du diese Milch ausgetrunken hast.«
    »Ja, Ma’am.«
    »Wie ich sehe, hast du dich fein gemacht«, sagte sie daraufhin.Was nicht stimmte. Ich trug Jeans und ein ausgeblichenes T-Shirt wie fast jedenTag. Nur die Aufschriften wechselten. Heute war es Harley Davidson . Und die schwarzen ChuckTaylors an meinen Füßen waren bestimmt schon drei Jahre alt.
    »Ich dachte, du wolltest dir die Haare schneiden lassen.« Sie sagte es in vorwurfsvollemTon, aber ich hörte etwas ganz anderes heraus: ihre unerschütterliche Zuneigung.
    »Wie kommst du denn darauf?«
    »Weißt du denn nicht, dass die Augen die Fenster zur Seele sind?«
    »Vielleicht will ich aber gar nicht, dass jemand durch dieses Fenster schauen kann.«
    Amma bestrafte mich mit einem weiterenTeller Schinken. Sie war knapp einssechzig groß und wahrscheinlich älter als das Drachengeschirr, obwohl sie seit Jahren steif und fest behauptete, dreiundfünfzig zu werden. Allerdings war Amma alles andere als eine liebenswürdige alte Dame. In unserem Haus war sie die ungekrönte Königin.
    »Du willst doch nicht etwa bei diesemWetter mit nassen Haaren nach draußen gehen? Mir gefällt dieser Sturm nicht. An so einemTag weht das Böse und lässt sich von nichts aufhalten. Dieser Wind hat seinen eigenen Willen.«
    Ich verdrehte die Augen. Nicht der Wind, sondern vor allem Amma hatte ihre eigenenVorstellungen. Und wenn sie in dieser Stimmung war, die meine Mutter immer »ins Dunkle reisen« genannt hatte, dann vermischten sich R eligion und Aberglaube miteinander, wie es das nur im Süden gibt.Wenn Amma ins Dunkle reiste, dann ging man ihr besser aus demWeg, so wie es auch besser war, ihre Amulette auf dem Fensterbrett liegen zu lassen und ihre handgemachten Püppchen nicht aus den Schubladen zu nehmen.
    Ich schaufelte eine weitere Portion Ei auf die Gabel und beendete das Frühstück für Helden mit einem Spezialgericht – Eier, eisgekühlte Rhabarbermarmelade und Schinken zwischen zwei ScheibenToast. Während ich einen Riesenbissen davon nahm, schweifte mein Blick wie gewohnt den Flur hinunter. Die Tür zum Arbeitszimmer meinesVaters war bereits geschlossen. MeinVater schrieb die Nacht hindurch und schlief tagsüber auf dem alten Sofa in seinem Arbeitszimmer. Das machte er, seit meine Mutter im April gestorben war. Man könnte meinen, er sei einVampir, hatteTante Caroline gesagt, als sie im Frühjahr bei uns wohnte. Wie es aussah, hatte ich die Chance, ihn zu sehen, für heute verpasst.War die Tür erst einmal zu, war die Gelegenheit vorbei.
    Von draußen kam ein lautes Hupen. Link. Ich schnappte mir den abgewetzten schwarzen R ucksack und rannte in den R egen hinaus. Es hätte genauso gut sieben Uhr abends sein können, so dunkel war es. SeitTagen spielte dasWetter verrückt.
    Links Schrottkiste hielt auf der Straße mit stotterndem Motor und dröhnender Musik. Seit dem Kindergarten fuhren Link und ich täglich gemeinsam zur Schule. Seit demTag, als er mir im Bus die Hälfte seines Twinkies geschenkt hatte und wir beste Freunde geworden waren. Erst später kam ich dahinter, dass es vorher auf den Boden gefallen war. Obwohl wir beide seit diesem Sommer unsere Fahrerlaubnis hatten, besaß nur Link ein Auto, falls man seine R o stlaube überhaupt so nennen konnte.
    Immerhin, der Motor röhrte so laut, dass er sogar den Sturm
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