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Sixteen Moons - Eine unsterbliche Liebe

Titel: Sixteen Moons - Eine unsterbliche Liebe
Autoren: K Garcia
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konnte man von hier aus fast den ganzen Parkplatz überblicken und beim Aufwärmen die Creme de la Creme der Jackson High beobachten.
    Heute hatte ich Zielwasser getrunken. Ich hatte sämtliche Freiwürfe versenkt, aber das hatte Earl auch, der mit jedemTreffer von mir gleichzog.
    Wusch . Acht. Es war, als müsste ich nur aufs Netz schauen, und schon fiel der Ball hindurch. An manchenTagen lief es einfach.
    Wusch. Neun. Earl war sauer. Ich merkte das daran, wie er den Ball jedes Mal, wenn ich einenTreffer gelandet hatte, noch härter auf den Boden aufschlug. Er war unser zweiter Center. Wir hatten eine stillschweigende Übereinkunft: Er war der Boss, dafür ließ er mich in R uhe, wenn ich keine Lust hatte, jedenTag nach demTraining vor dem Stop & Steal rumzuhängen. Irgendwann war eben alles über die ewig gleichen Mädchen gesagt, und die Zahl der Slim Jims, die man verdrücken konnte, war auch begrenzt.
    Wusch. Zehn. Ich traf einfach immer. Vielleicht war esVeranlagung, vielleicht aber auch etwas anderes. Ich hatte noch nicht herausgefunden, woran es lag, aber seit demTod meiner Mutter hatte ich aufgehört, darüber nachzudenken. Es war ja schon fast einWunder, dass ich mich aufraffen konnte, zumTraining zu gehen.
    Wusch . Elf. Hinter mir stöhnte Earl auf und knallte den Ball noch fester auf den Boden. Ich unterdrückte ein Grinsen und schaute zum Parkplatz hinüber, während ich zum nächstenWurf ansetzte. Und dort sah ich ein Gewirr langer schwarzer Haare hinter dem Lenkrad eines langen schwarzen Autos.
    Es war ein Leichenwagen. Ich erstarrte.
    Dann wendete das Auto, und durch das offene Seitenfenster sah ich ein Mädchen, das zu mir herüberschaute. Zumindest glaubte ich, es zu sehen. Der Ball traf den Rand des Korbs, prallte ab und krachte in den Zaun. Hinter mir hörte ich ein vertrautes Geräusch.
    Wusch. Zwölf. Earl Petty konnte aufatmen.
    Als das Auto wegfuhr, schaute ich mich auf dem Spielfeld um. Die anderen standen da, als hätten sie soeben einen Geist gesehen.
    »War das nicht …«
    BillyWatts, unser Forward, nickte und hielt sich mit einer Hand an der Absperrkette fest. »Die Nichte vom alten Ravenwood.«
    Shawn warf ihm den Ball zu. »Ja. Genau wie sie gesagt haben. Sie kutschiert mit seinem Leichenwagen durch die Gegend.«
    Emory schüttelte den Kopf. »Die ist wirklich scharf.Was für eineVerschwendung.«
    Sie spielten weiter, aber als Earl zu seinem nächstenWurf ansetzte, fing es wieder an zu regnen. Dreißig Sekunden später ging einWolkenbruch auf uns nieder, es schüttete so stark wie den ganzenTag über nicht. Ich stand einfach nur da und ließ den R egen auf mich herabprasseln. Die nassen Haare hingen mir in die Augen, ich sah die Schule nicht mehr, ich sah die anderen vomTeam nicht mehr.
    Das böse Omen war nicht allein der Leichenwagen. Das böse Omen war das Mädchen.
    Für ein paar Minuten hatte ich der Hoffnung Raum gegeben. Der Hoffnung, dass dieses Jahr nicht wie jedes andere Jahr verlaufen würde, dass sich etwas ändern würde. Dass ich jemanden hätte, mit dem ich mich unterhalten könnte, jemanden, der mir nahe wäre.
    Aber alles, was ich hatte, war ein guterTag auf dem Spielfeld, und das war einfach nicht genug.

Ein Loch im Himmel
    2.9.
    Gebratenes Hühnchen, Kartoffelbrei mit Bratensoße, grüne Bohnen und Brötchen – alles wartete vorwurfsvoll und kalt und zusammengefallen auf dem Herd, wo Amma es hatte stehen lassen. Für gewöhnlich hielt sie mein Essen warm, bis ich vomTraining zurückkam, aber heute nicht. Ich musste mich auf jede Menge Ärger gefasst machen. Amma war wütend, sie saß am Tisch, lutschte ihre geliebten Zimtpastillen und kritzelte Buchstaben in das Kreuzworträtsel der New York Times . MeinVater hatte insgeheim die Sonntagsausgabe abonniert, denn das Rätsel in den Stars and Stripes hatte zu viele R echtschreibfehler und mit den Kreuzworträtseln im Reader’s Digest war sie zu schnell fertig. Keine Ahnung, wie er es schaffte, dass Carlton Eaton nicht Wind davon bekam, denn der hätte schnurstracks in der ganzen Stadt verbreitet, dass wir uns für etwas Besseres hielten und die Stars and Stripes nicht lasen. Aber es gab eben nichts, was mein Dad nicht für Amma getan hätte.
    Sie schob denTeller zu mir her und blickte mich an, ohne mich dabei anzublicken. Ich schaufelte kalten Kartoffelbrei und Hühnchen in den Mund. Es gab nichts, was Amma so sehr hasste, als wenn man seinenTeller nicht leer aß. Ich versuchte, ihrem speziellen schwarzen Bleistift
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