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Sirup: Roman (German Edition)

Sirup: Roman (German Edition)

Titel: Sirup: Roman (German Edition)
Autoren: Max Barry
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indem sie mit ihren Kanonen herumfuchteln und unverständliche Drohungen ausstoßen. Und tatsächlich gelingt es auf diese Weise, die Leute schneller an ihre Plätze zu bringen als durch noch so wohlüberlegte Argumente.
    Ich schiebe mich in den vorderen Teil des Theaters, wo die Coke-Mannschaft versammelt ist. Sneaky Pete, @, Jamieson und California haben hier ihre Plätze, während die wichtigsten Vorstände – über den ganzen Raum verteilt – neben wichtigen Produzenten und potentiellen Geschäftspartnern sitzen. Ich sehe mich nach 6 um, kann sie aber nirgends entdecken: Kann sein, daß Harold sie noch rasch über die Vorzüge des Zelluloids gegenüber dem digitalen Videoverfahren aufklären muß.
    Jamieson wartet ein paar Minuten, bis das Publikum sich in Position gebracht hat, steht dann auf und streicht sich den Anzug glatt. »Okay«, sagt er wohl in erster Linie zu sich selbst. »Also, dann fangen wir mal an.«
    Er geht zu dem Mikrophon hinüber, das genau zwischen der ersten Reihe und der Leinwand in der Mitte des Raumes aufgebaut ist. Sofort wird er von einem Punktstrahler erfaßt, und das von den Außerirdischen angeheizte Publikum klatscht und jubelt.
    Ich hänge jämmerlich in meinem Sitz herum und halte Ausschau nach 6. Dabei entdecke ich plötzlich, daß Sneaky Pete unmittelbar hinter mir sitzt. Er sieht mich direkt an. Ich wende den Blick sofort wieder ab, sehe aber noch, wie er langsam den Kopf nach vorne beugt und über das ganze Gesicht zu grinsen anfängt.
    hohl

    »Doch ich möchte Ihre Geduld nicht länger auf die Probe stellen«, sagt Jamieson. »Ich erteile jetzt das Wort dem Mann, dem wir dies alles verdanken: dem Vizepräsidenten unseres Marketing, Mr. Sneaky Pete.«
    Wieder Jubel und Applaus, ein paar Leute pfeifen sogar. Mir ist total übel. Klar: Der Film wird ein irrer Erfolg. Einfach unerträglich, daß ausgerechnet Sneaky Pete den ganzen Lorbeer erntet.
    Er steht auf und geht – gemeinsam mit @ – total entspannt zum Mikrophon hinüber. »Danke«, sagt er leise ins Publikum.
    »Scat«, flüstert 6 und läßt sich neben mir in den Sitz fallen. »Wie läuft’s denn so?«
    »6«, sage ich todtraurig. »Ich – also ich weiß gar nicht, wie ich es dir sagen soll. Er weiß Bescheid. Er weiß, daß der Film fertig ist.« Ich warte darauf, daß 6 das ganze Ausmaß der Katastrophe begreift – mich mit Blicken pulverisiert –, doch nichts dergleichen. Ihr Gesichtsausdruck bleibt völlig unverändert. »Ich meine«, sage ich, »klar – natürlich erzählt er den Leuten jetzt, daß er den Film so gut wie allein auf die Beine gestellt hat. Unsere Mühe war total umsonst.«
    »Mmm«, sagt 6. »Glaub ich nicht.«
    Scheint so, als ob sie nicht ganz schnallt, was los ist. Plötzlich bin ich stinksauer. »Hab ich dir nicht gesagt, daß du mich nicht allein lassen sollst?« zisch ich ihr ins Ohr. »Er hat mich ausgequetscht wie ’ne Zitrone, und natürlich hat er es rausgekriegt. Er weiß Bescheid .«
    »Scat«, sagt 6 und sieht mich ganz merkwürdig an. »Er glaubt doch, daß du gelogen hast.«
    Ich sehe sie ungläubig an.
    »Doch, echt «, sagt sie. Sie schiebt sich auf ihrem Sitz zurecht, damit sie besser sehen kann, was vorne passiert. »Der denkt doch niemals , daß wir ihm die Wahrheit sagen.«
    Ich bin sprachlos. Ich glotze 6 an, und ein idiotisches kleines Krächzen entringt sich meiner Kehle. Dann platzt es aus mir heraus: »Du hast es gewußt . Du hast gewußt , daß ich ihm die Wahrheit sage.« Ich kann es einfach nicht fassen. »Du hast mich benutzt.«
    »Schon möglich«, sagt 6 und grinst mich an.
    sneaky pete spricht

    »Meine Damen und Herren«, sagt Sneaky Pete. Er spricht leise, aber seine Stimme ist wie ein betörendes Säuseln, das den ganzen Raum ausfüllt. »Ich fürchte, ich habe Ihnen etwas äußerst Unangenehmes mitzuteilen.« Ein Ruck geht durch Jamieson. »Bedauerlicherweise habe ich soeben erfahren, daß wir heute abend außerstande sind, Ihnen Backlash zu zeigen.«
    Eine Frau im Publikum schnappt nach Luft. Am liebsten würde ich sie umarmen.
    »Eine äußerst peinliche Situation«, sagt Sneaky Pete und neigt sogar ein wenig das Haupt. »Ich möchte alle, die von dieser Entwicklung betroffen sind, aufrichtig um Entschuldigung bitten. Leider war diese Situation für uns völlig unvorhersehbar. Noch vor wenigen Stunden haben Mr. Jamieson und ich selbst mit den für die Auslieferung des Films verantwortlichen Mitarbeitern gesprochen, und man hat uns versichert, daß
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