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Sirup: Roman (German Edition)

Sirup: Roman (German Edition)

Titel: Sirup: Roman (German Edition)
Autoren: Max Barry
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Unternehmen kann stolz darauf sein.«
    »Freut mich zu hören«, sagt Jamieson gedehnt. »Also gut.« Aber dann hakt er doch noch mal nach. »Sie sind also sicher, daß alles okay ist? Ich möchte ja nicht insistieren, aber…« Er grinst steif. »Schließlich ist das Projekt für uns von enormer Bedeutung.«
    »Mr. Jamieson«, sagt 6 und macht ein entsetztes Gesicht. »In der Tat wäre es für unser Unternehmen eine unglaubliche Demütigung, wenn wir unseren Gästen heute abend keinen Film zeigen könnten. Im übrigen bin ich mir völlig darüber im klaren, daß ich keine Sekunde länger für das Unternehmen tätig sein könnte, sollte die Coca-Cola Company durch mein Verschulden in eine derartige Situation geraten.«
    »Selbstverständlich«, sagt Jamieson. »Natürlich sind Sie sich darüber im klaren. Also gut.« Er beehrt uns mit einem Lächeln, doch anscheinend sind seine Zweifel noch immer nicht ganz ausgeräumt. Wahrscheinlich wird er sich nochmals intensiv mit Sneaky Pete beraten, sobald wir den Raum verlassen haben. »Also, dann gehen wir jetzt am besten wieder an die Arbeit, liebe Freunde. Schließlich haben wir heute abend ganz Hollywood hier zu Gast.«
    6 macht sich auf den weg

    »Bist du sicher , daß ich nicht besser fahren soll?« frage ich sie ängstlich.
    »Scat«, sagt 6 genervt. Sie schlüpft in das Taxi. »Ich bin doch gleich wieder da.«
    »Also gut«, sage ich nervös. Ich seh dem Taxi nach, bis es sich im Verkehr verliert.
    zaungäste

    »Hey!« schreit jemand in der Menge. »Schau mal, da hinten ist Bruce Willis.«

KAPITEL 000017
    Die Premiere
    angst

    Ich weiß, daß er mich finden wird.
    Natürlich hab ich keine Angst vor ihm. Ich mein, na ja, vielleicht ein bißchen. Immerhin hab ich ihn schon mal ziemlich alt aussehen lassen. Doch das war eine andere Situation. Damals konnte ich nämlich die Wahrheit sagen. Diesmal muß ich lügen.
    Ich weiß einfach nicht, ob ich das schaffe.
    Ich meine, ein moralisches Problem hab ich damit eigentlich nicht. Wenn es auf der Welt einen Menschen gibt, den ich hemmungslos belügen würde, dann Sneaky Pete. Doch das Problem ist: Ich kann einfach nicht gut lügen – konnte ich noch nie. Ist das gleiche wie mit der Schauspielerei, und – wie gesagt – ich bin ein miserabler Schauspieler.
    Ich kann einfach nicht glauben, daß Sneaky Pete mich nicht sofort durchschaut.
    Deshalb verstecke ich mich.
    showbusineß

    Ich frage California, wie ich mich nützlich machen kann, und such mir dann aus einer langen Liste möglicher Aufgaben genau die aus, die mir einen Vorwand bietet, mich im Vorführraum zu verdrücken. Der Filmvorführer, ein kleiner glatzköpfiger Mann namens Harold, ist schon da und überprüft noch mal die Geräte. Deshalb verwickle ich ihn in ein langes Gespräch über die Geschichte der filmischen Medien. Nach einer knappen Stunde müßte ich wieder runtergehen können, nach 6 Ausschau halten und Sneaky Pete gemeinsam mit ihr die Stirn bieten.
    So verrinnen die Minuten. Und draußen in der Halle signalisiert der steigende Lärmpegel, daß immer mehr Filmstars, Presseleute und Hollywood-Bosse eintreffen. Um Viertel vor acht halt ich es nicht mehr aus. Ich will unbedingt wissen, welche Branchengrößen sich draußen versammelt haben. Außerdem muß 6 inzwischen zurück sein. Ich beende also mein Gespräch mit Harold und gehe wieder nach unten ins Foyer. Die Band – eigentlich ein Mini-Orchester – spielt gerade die Titelmelodie von Backlash , und der Klang der Hörner mischt sich im Treppenhaus mit dem Widerhall Dutzender angeregt plaudernder Hollywood-Stimmen. Klingt echt aufregend, deshalb renne ich – vielleicht ein bißchen zu schnell – die Treppe runter.
    Er erwischt mich auf halbem Weg.
    lügen

    Ich bin wie versteinert vor Schreck.
    Sekundenlang starrt er mich nur an. Seine Sonnenbrille glitzert mörderisch. »Scat«, sagt er leise. »Wie geht’s dir?«
    Ich habe seine Stimme schon fast vergessen. Weich wie eine Ölmassage. Eine Stimme, der man bereitwillig die Seele öffnet. Hätte er nicht satte drei Millionen auf der hohen Kante, würde ich ihn glatt für einen Job als Telefonberater empfehlen.
    »Mir geht’s gut«, sage ich. Die erste Lüge! Fängt ja gut an. Eigentlich könnte ich ja ganz zufrieden sein. Nur, daß ich mir vor lauter Nervosität fast in die Hose mach.
    Er neigt den Kopf zur Seite und sieht mich an.
    »Doch, echt«, sage ich. »Mir geht’s gut. Sehr gut sogar.« Mein Gott, was für ein Schwachsinn. Jetzt hab
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