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Sirup: Roman (German Edition)

Sirup: Roman (German Edition)

Titel: Sirup: Roman (German Edition)
Autoren: Max Barry
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schüttelt fröhlich ihre Mähne. »Wissen Sie – zwei-null-null-null.«
    »Ah, verstehe.«
    »Und – wollen Sie uns nicht ein bißchen helfen?«
    »Klar doch«, sage ich. »Sieht allerdings ganz so aus, als ob Sie alles unter Kontrolle haben.«
    »Ha«, sagt California grinsend. »Der Schein trügt. Ich kann euch sehr gut gebrauchen.«
    fertigstellung

    Um drei verdrück ich mich, um Jerry anzurufen. »Der Rechner ist gerade bei Sequenz 12020«, sagt er.
    »Ist das gut?«
    »Wenn wir es mit einem linearen Prozeß zu tun hätten, müßte der Film bis fünf durchgelaufen sein.«
    »Hey, super.«
    »Ist aber leider nicht der Fall«, fährt Jerry fort. »Am Ende kommen noch jede Menge Spezialeffekte, und das dauert länger.«
    »Wieviel länger?«
    Jerry holt tief Luft. »Vielleicht noch mal zwei Stunden. Aber länger wohl nicht.«
    »Ja und…?«
    »Also, ich schätze… Sie haben das Ding bis sieben.«
    Ich frohlocke. Ich kann einfach nicht anders: Ich stoße einen langen Freudenschrei aus. 6s Augen leuchten.
    »Es dauert ’ne halbe Stunde, das Video auf Film zu übertragen. Ich mach es schnell und schmutzig, aber bei einer normalen Kinovorführung merkt das ohnehin keiner. Und bis acht schick ich dann einen Kurier vorbei.«
    »Nein, bloß keinen Kurier. Ich hol das Ding persönlich ab. Rufen Sie mich an, wenn’s soweit ist, okay?«
    »Alles klar«, sagt Jerry und legt auf.
    Ich sehe 6 an. »Der Film wird fertig.« Die Worte sind reine Magie. »Er weiß es zwar nicht hundertprozentig, aber er glaubt, der Film wird rechtzeitig fertig.«
    6 nickt andächtig. Ich habe das Gefühl, sie gibt sich redlich Mühe, ein Lächeln zu unterdrücken. »Guter Junge.«
    mktg-fallstudie # 15: absatzkanäle öffnen

    LEGEN SIE EIN BONUSPROGRAMM FÜR DIE HÄNDLER AUF, DIE IHRE PRODUKTE VERTREIBEN, SO DASS BEISPIELSWEISE JEDER VERKÄUFER, DER EINE GEWISSE ANZAHL IHRER STEREOANLAGEN VERKLOPPT, SELBST KOSTENLOS EIN SOLCHES GERÄT ERHÄLT. DAS WIRD DIE VERKÄUFER DAZU MOTIVIEREN, AHNUNGSLOSEN KUNDEN IHR PRODUKT ZU LASTEN DER KONKURRENZ MIT ALLEN NUR DENKBAREN TRICKS AUFZUSCHWATZEN. STELLEN SIE IHR PROGRAMM UNTER DAS MOTTO: »UNSER UNTERNEHMEN IST NICHT FÜR DIE SKRUPELLOSEN VERKAUFSMETHODEN EINIGER WENIGER EINZELHÄNDLER VERANTWORTLICH.«
    es geht los

    Jamieson trifft um fünf ein.
    Sneaky Pete und @ sind bei ihm. Sie schreiten in ihren Maßanzügen über den roten Teppich, der gerade von einigen Hilfskräften abgebürstet wird. Ja, selbst ihre Sonnenbrillen sind genau auf ihre Garderobe abgestimmt. Ohne uns zu bemerken, gehen sie in der Halle an 6 und mir vorbei und begeben sich dann direkt in das Filmtheater. Wir beobachten ihren gesamten Auftritt.
    »Ganz sicher denkt er jetzt darüber nach, ob wir es schaffen oder nicht«, sagt 6.
    Ich sehe sie an. »Was?«
    »Sneaky Pete muß sich entscheiden. Wenn er glaubt, daß wir es schaffen, wird er versuchen, den ganzen Ruhm zu ernten. Meint er allerdings, daß wir es nicht packen, wird er zu uns auf Distanz gehen.«
    Ich glotze sie an. »Wenn er sieht, daß wir uns hier um sämtliche Details kümmern, weiß er ohnehin Bescheid. Warum sollten wir denn hier rumstehen, wenn wir keinen Film haben?«
    6 schnaubt verächtlich. »Klar wären wir dann hier. Nämlich um ihn hinters Licht zu führen. Damit er die Verantwortung für das ganze Projekt übernimmt.«
    Ich staune sie an. »Ziemlich komplizierte Art zu denken, findest du nicht?«
    6 zuckt mit den Achseln. »Jedenfalls würde ich so vorgehen.«
    »Und jetzt…?«
    »Er darf auf keinen Fall merken, daß wir tatsächlich fertig geworden sind.« Sie kommt etwas näher und sieht mich mit ihren unergründlichen dunklen Augen an. »Verstehst du nicht? Falls er rausfindet, daß wir es geschafft haben, stellt er sich heute abend vor die Leute und verkauft denen Backlash als sein Baby. Und dann ist er der große Mann.«
    »Niemals«, sage ich. »Nein, niemals.«
    »Deshalb ist es ja so wichtig«, sagt 6 drohend, »daß er meint, wir schaffen es nicht.«
    »Oh«, sag ich. »Und wie sollen wir das anstellen?«
    »Indem wir lügen .«
    »Oh«, sag ich. »Klar doch. Hätte mir auch selbst einfallen können.«
    »Aber Jamieson dürfen wir nicht belügen. Sneaky Pete denkt natürlich, daß wir Jamieson in jedem Fall erzählen, daß wir es geschafft haben. Und genau das werden wir auch tun. Doch sobald Sneaky Pete sich einen von uns beiden schnappt – und das macht er garantiert –, lassen wir uns aus der Nase ziehen, daß wir nicht fertig geworden
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